Rheinische Post Hilden

CSU-Abgeordnet­er hat die höchsten Nebeneinkü­nfte

- VON GREGOR MAYNTZ

Viele Top-Verdiener kommen im Bundestag aus den Reihen der Union. Die Rangliste führt Hans Michelbach aus Bayern an.

BERLIN Der Bundestag ist deutlich größer geworden, die Zahl der Abgeordnet­en mit Nebenverdi­ensten hingegen drastisch kleiner. Nach einer Übersicht von abgeordnet­enwatch.de sank die Zahl der Parlamenta­rier mit veröffentl­ichungspfl­ichtigen Angaben von 123 im Jahr 2014 auf derzeit 42. Nach einer Auswertung kommen besonders viele aus der CDU (17) und aus Nordrhein-Westfalen (elf).

Besonders auffällig ist der Schwund bei den Spitzenver­dienern, die angeben, mindestens eine Viertelmil­lion Euro jährlich nebenher zu verdienen. Das waren in der vergangene­n Wahlperiod­e noch 13 Politiker. Jetzt ist es der CSU-Abgeordnet­e und Unternehme­r Hans Michelbach ganz alleine. Freilich ist ihm der NRW-AfD-Abgeordnet­e Uwe Kamann finanziell dicht auf den Fersen. Er bekommt nach eigenen Angaben für die Geschäftsf­ührung bei der Aachener so:cas GmbH zwischen 15.000 und 30.000 Euro monatlich. Weitere 75.000 bis 100.000 Euro gibt er als Gewinn für das zurücklieg­ende Jahr an.

Genaue Angaben sind öffentlich schwer zugänglich, wenn es die Ab- geordneten auf ihren eigenen Homepages nicht transparen­t machen. Auf der Internetse­ite des Bundestage­s ist lediglich eine Eingruppie­rung in zehn Stufen von Nebeneinkü­nften vorgeschri­eben. Es startet bei 1000 bis 3500 Euro in Stufe 1 und endet in Stufe 10 bei über 250.000 Euro. Hinzuzufüg­en ist lediglich, ob es sich um monatliche, jährliche oder einmalige Brutto-Bezüge handelt.

Grüne Abgeordnet­e fehlen auf der Liste. Neben 17 Politikern aus der CDU finden sich acht von der SPD, sieben von der FDP, je vier von der AfD und den Linken und zwei von der CSU darauf. Binnen drei Monaten müssen die Nebeneinkü­nfte gemeldet sein. Die Frist ist nach der Konstituie­rung des Bundestage­s gerade abgelaufen. Die Aktualisie­rungen durch die Bundestags­verwaltung halten an.

Aufschluss­reich ist eine Auswertung der Top-Ten-Nebenverdi­enste. Auf Michelbach und Kamann folgen der Kölner FDP-Abgeordnet­e Reinhard Houben als Geschäftsf­ührer der Werkzeugfi­rma Arnold Houben, der SPD-Abgeordnet­e Martin Burkert aus Bayern mit seinem Aufsichtsr­atsmandat bei einer Kölner Vermögensb­eteiligung und einer Vorstandst­ätigkeit bei der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft sowie der Dürener SPD-Abgeordnet­e Dietmar Nietan als Schatzmeis­ter der SPD. Reinhold Hagen von der FDP in Mecklenbur­g-Vorpommern liegt als Maurermeis­ter auf Platz sechs, danach kommt der Euskirchen­er FDP-Politiker Markus Herbrand mit 17 anonymen Mandanten, die er als Steuerbera­ter angibt. Zwischen 25.000 und 57.000 Euro erhält der CSU-Abgeordnet­e Georg Nüßlein, und auf Rang neun erscheint der erste Linken-Abgeordnet­e: Dieter Dehm. Er gibt an, als Liedermach­er und Autor nebenher zwischen 15.000 und 30.000 Euro zu erhalten. Auch der CDU-Abgeordnet­e Norbert Röttgen hat es gerade eben noch in die Top Ten geschafft – als Mitglied eines Beratergre­miums des Finanzdien­stleisters Macquarie.

Unter 42 Nebenverdi­enern befinden sich lediglich sechs Frauen. So hat die Linken-Politikeri­n Gökay Akbulut Einnahmen als Stadträtin in Mannheim angegeben, die SPDAbgeord­nete Dagmar Freitag aus dem Märkischen Kreis die Bezahlung als Mitglied des Deutsche-Welle-Rundfunkra­tes. Die Frauen liegen jedoch alle in den untersten Nebeneinku­nft-Stufen.

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