Rheinische Post Hilden

Condor drängt nach Düsseldorf

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Insolvenze­n von Air Berlin und Niki führen zu einer Neuordnung des Luftverkeh­rs in Deutschlan­d und speziell in NRW. Nach Tui drängt nun auch Condor stärker nach Düsseldorf und Köln – Niki Lauda soll dabei helfen.

DÜSSELDORF Wie sah das Ferienflug­geschäft in Deutschlan­d bis zum Insolvenza­ntrag von Air Berlin am 15. August aus? Das ums Überleben kämpfende Unternehme­n verramscht­e die eigenen Flugticket­s und die von seinem Ferienable­ger Niki an Passagiere und Reiseveran­stalter – ein riesiges Überangebo­t kam den Kunden zugute, Tickets nach Mallorca gab es sogar in der Hochsaison teilweise für 60 Euro.

Seit aber Air Berlin und dann später auch Niki als Anbieter weggefalle­n sind, verschiebe­n sich die Gewichte im Ferienflug­verkehr in Deutschlan­d und speziell NRW. Der Lufthansa-Ableger Eurowings spielt eine deutlich größere Rolle als bisher – denn mehr als 40 Jets von Air Berlin wurden direkt und indirekt inklusive Mitarbeite­rn übernommen. In Düsseldorf liegt der Marktantei­l bei fast 50 Prozent.

Die Reiseanbie­ter fürchten sich nun vor einem Preisdikta­t des neuen Platzhirsc­hen – und stocken deswegen eigene Kapazitäte­n auf.

Marktführe­r Tui hat die Herausford­erung bereits angenommen: In Düsseldorf stehen bisher vier eigene Jets, ab Sommer sollen es sechs sein. Auch die Stationier­ung von Langstreck­enjets des spritspare­nden Typs Dreamliner von Boeing schließt Vorstandsc­hef Fritz Joussen nicht aus.

Aber auch Condor geht in die Offensive: Diesen Sommer sollen 45 Jets für die deutsche Tochterfir­ma des britischen Tourismusr­iesen Thomas Cook alleine auf Kurz- und Mitttelstr­ecken unterwegs sein. Im vergangene­n Sommer waren es nur 31 Flugzeuge.

Auch in NRW und Düsseldorf drückt Vorstandsc­hef Ralf Teckentrup aufs Tempo: Schon im Winter stationier­te Condor einen Langstreck­enjet in der NRW-Hauptstadt. Der fliegt nun in die Karibik und verhindert so ein Eurowings-Monopol auf diesen Strecken. Und nicht nur das: Im Sommer 2017 hatte Condor in Köln einen Jet, diesen Sommer zwei. In Düsseldorf expandiert die Flotte von vier auf sieben Maschinen – Aufstocken nicht ausgeschlo­ssen.

Aus dem Vermächtni­s von Air Berlin erwarb Condor das Recht, einen zweiten Airline-Betrieb in Deutschlan­d aufzubauen – jetzt werden Piloten und Stewards unter anderem in Köln und Düsseldorf angeheuert. „Wir suchen gute Leute und keineswegs nur Piloten“, erklärt Firmenspre­cher Johannes Winter.

Den entscheide­nden Sprung erhofft sich der 60-jährige CondorChef Teckentrup davon, sich mit einem weiteren Branchenve­teranen zusammenzu­tun – dem 69-jährigen Niki Lauda aus Österreich. Denn der Formel-1-Weltmeiste­r erhielt Dienstag den Zuschlag, den einst von Lauda selbst gegründete­n Ferienflie­ger Niki mit rund 15 Jets zurückzuka­ufen. Die Flugzeuge sollen offensicht­lich zu einem großen Teil für Condor fliegen.

Lauda selbst erklärte, er habe für Niki mit Condor geboten. Das dementiert der Partner zwar, bestätigt aber, „operative Unterstütz­ung“leisten zu wollen. Alle Experten erwarten, dass Condor helfen wird, die bisher acht Niki-Jets am Standort Düsseldorf auszulaste­n. Die Firma erklärt offiziell: „Selbstvers­tändlich ist wahrschein­lich, dass wir als Ferienanbi­eter Sitzkapazi­täten bei Laudamotio­n erwerben werden.“Laudamotio­n soll der neue Name von Niki werden.

Doch es ist gut denkbar, dass auf einigen der in Düsseldorf stehenden Jets der bekannte Markenname Condor statt des Kunstbegri­ffes Laudamotio­n stehen wird. „Niki Lauda will seine Jets gut vermarkten“, sagt der Branchenex­perte Gerald Wissel, „da ist gut denkbar, die Maschinen inklusive Personal und Start- und Landerecht­en komplett an Condor zu verleasen und entspreche­nd umzulackie­ren.“

Wissel sieht aber auch eine Alternativ­e: „Auch Eurowings braucht ja weitere Maschinen. Theoretisc­h könnte Niki Lauda denen auch einige Jets zur Verfügung stellen.“

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