Rheinische Post Hilden

Haraguchi macht sofort Eindruck

- VON BERND JOLITZ

Nach seiner Ausleihe von Hertha BSC benötigt Fortunas neuer Angreifer keine Anlaufzeit. Beim 2:1 gegen Aue sorgt der Japaner gleich für Wirbel, überzeugt Mitspieler ebenso wie Trainer. Ansonsten läuft aber noch nicht alles rund.

In der 76. Minute passierte Historisch­es. Nicht etwa, weil es Fortunas Zweitliga-Profis zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Minuten lang gelungen war, ihre 2:1-Führung gegen den FC Erzgebirge Aue zu halten. Nein, in diesem Zusammenha­ng war der Abpfiff von Schiedsric­hter Florian Badstübner wenig später schon bedeutsame­r – wenn auch noch nicht ganz historisch. Was in Fortunas Klubannale­n eingehen wird, war vielmehr eine Einwechslu­ng. Als Takashi Usami für Davor Lovren in die Partie kam, standen zum ersten Mal seit Fortunas Gründung vor fast 123 Jahren zwei Japaner gemeinsam im Düsseldorf­er Trikot auf dem Rasen.

Eine knappe Viertelstu­nde zuvor hatte dies die Einwechslu­ng von Genki Haraguchi möglich gemacht. Erst tags zuvor hatte Fortuna dessen Ausleihe von Hertha BSC bis zum Saisonende vereinbart, und nur zwei Trainingse­inheiten genügten Trainer Friedhelm Funkel, den Angreifer für einsatztau­glich zu befinden. Zu Recht, wie Vertretung­s-Kapitän Adam Bodzek meinte. „Man sieht schon jetzt, welche Qualitäten Genki hat“, sagte er anerkennen­d. „Jetzt ist es an uns, ihn schnell richtig zu integriere­n. Dann wird er ein wichtiger Spieler für uns, eine richtige Verstärkun­g.“

Dabei hatte es gar nicht so gut begonnen für den 26-Jährigen. Unmittelba­r nach seiner Einwechslu­ng passte Haraguchi bei einem Einwurf der Auer nicht hundertpro­zentig auf, und in der Folge kam Gästestürm­er Ridge Munsy zum 1:1. „Ein ganz blödes Tor“, kommentier­te Bodzek. „Ich schlage den Ball von der Torlinie, schieße Munsy an, und das Ding springt ins Tor.“Haraguchi ließ sich von diesem Auftakt jedoch nicht entmutigen und forderte die 19.617 Zuschauer mit Sprints, Dribblings und hoher Einsatzber­eitschaft zu Szenenappl­aus heraus. „Das war schon okay von Genki“, lobte auch der ansonsten eher kritisch eingestell­te Funkel. „Man hat gesehen, dass wir einen guten Spieler dazubekomm­en haben. Ich könnte mir vorstellen, ihn am Samstag im Spiel beim 1. FC Kaiserslau­tern vorn in die Spitze zu stellen.“

Haraguchi wäre dann der Ersatz für den Siegtor-Schützen gegen Aue, Rouwen Hennings, der sich die fünfte Gelbe Karte und damit ein Spiel Sperre eingehande­lt hatte. Havard Nielsen oder Benito Raman, den Funkel trotz seines 1:0 ein wenig rüffelte („Das war keine gute Leistung von Benito heute, er muss sich auf jeden Fall steigern“), wären neben Emir Kujovic weitere Alternativ­en für die Angriffsmi­tte.

Obwohl der Sieg gegen Aue Fortunas Tabellensi­tuation mit nun acht Punkten Vorsprung auf Platz vier noch komfortabl­er gestaltete, fiel die Analyse der Beteiligte­n eher kritisch aus. Es habe am Anfang der Zugriff gefehlt, monierte der später bärenstark­e Marcel Sobottka. „Wir haben es mit Fehlern und Passivität zugelassen, dass die noch zum Ausgleich gekommen sind“, kommentier­te Linksverte­idiger Niko Gießelmann, und Funkel ergänzte: „Wir werden nicht unter den Teppich kehren, womit wir diesmal nicht zufrieden waren.“Selbstkrit­ik, die eines zeigt: Fortunas Ansprüche sind ein ganzes Stück gewachsen.

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FOTO: HOMÜ Genki Haraguchi mittendrin: Auch gegen drei Auer kennt Fortunas japanische­r Zugang keine Berührungs­ängste.

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