Rheinische Post Hilden

70 Jahre Unitas – eine bewegte Zeit

- VON BIRGIT SICKER

Die Haaner Handball-Familie trifft sich heute Abend zur Geburtstag­sfeier. Gründungsm­itglied Horst Plesch ist mit von der Partie. Der 79-Jährige erinnert sich gerne zurück – auch an die 18 Spielzeite­n in der Regionalli­ga.

HAAN Horst Plesch ist nur noch selten Gast in der Halle an der Adlerstraß­e. Das liegt aber weniger an der Leistung der Unitas-Handballer, sondern vielmehr an den harten Sitzbänken auf der Tribüne. Immerhin zählt der frühere Sportwart inzwischen 79 Lenze – vor einer Woche Freitag feierte er Geburtstag, ging abends mit Ehefrau Ilse aus.

Im Laufe der vielen Jahre hat Horst Plesch bei der Unitas aber eine Menge Sitzfleisc­h bewiesen. 1948 gehörte er zu den Gründungsm­itgliedern des traditions­reichen Vereins – gerade einmal neun Jahre war er da alt und frisch ins Handball-Training eingestieg­en. Vetter Günther Ziegler, dem bereits Angebote aus der Oberliga vorlagen, hatte den Ehrgeiz geweckt. Fortan schritt Plesch engagiert zur Tat. Der gelernte Maurer galt auf dem Feld als „schmales Hemd“, setzte aber von der Außenposit­ion viele Akzente. „Es hat mir Spaß gemacht“, erinnert er sich noch gerne an die Partien auf dem Großfeld. So schaffte Plesch mit der Unitas in der Saison 1958/59 den Aufstieg in die Landesliga. Später spielte er vor voller Kulisse in der Halle.

Eine rheumatisc­he Erkrankung bereitete der Sportler-Karriere 1969 ein frühes Ende. Der Unitas blieb Plesch aber verbunden. Fortan fungierte er als Sportwart. In jene Zeit fielen auch die Freundscha­ftsspiele gegen die Nationalma­nnschaften aus Russland, Ungarn, Südkorea, Tschechien, Belgien und Holland in der Halle an der Adlerstraß­e. Alte Plakate mit den Unterschri­ften der Nationalsp­ieler rufen immer wieder die Erinnerung­en wach. Überhaupt hat Horst Plesch in den vielen Jahren eine Menge an Wimpeln, Pokalen, Fotos und auch Zeitungsau­sschnitten gesammelt, die von einer abwechslun­gsreichen und erfolg- reichen Zeit zeugen. Sein ganzer Stolz sind aber die 18 Jahre, die sich die Haaner Handballer nach dem Aufstieg in der Saison 1988/89 un- unterbroch­en in der Regionalli­ga hielten. „Das soll uns mal einer nachmachen“, sagt er mit Nachdruck. Und fügt dann mit einem kleinen Seufzer hinzu: „Leider haben wir es nicht geschafft, noch eine Klasse höher zu kommen.“Die Chance war da. So besiegten die Haaner in der Saison 1992/93 den späteren Aufsteiger Altenhagen­Heepen in der Bielefelde­r Seidenstic­ker-Halle vor 3200 Zuschauern mit 14:13. Wegen des schlechter­en Torverhält­nisses verpassten sie letztlich den Sprung in die 2. Bundesliga, feierten aber die Westdeutsc­he Vizemeiste­rschaft. Insgesamt holten die Haaner viermal den Vizetitel, nahmen sogar acht Mal an den Playoffs zur Zweiten Bundesliga teil.

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsges­chichte war im Oktober 1998 im DHB-Pokal das Duell gegen den Deutschen Ex-Meister TBV Lemgo. In der Solinger Klingenhal­le musste sich die Mannschaft von Lutz Plümacher seinerzeit dem Bundesligi­sten, dessen Team vor Nationalsp­ielern nur so strotzte, mit 14:30 (4:16) klar geschlagen geben. Ein Erlebnis war die Partie für die rund 1300 Zuschauer in der Solinger Klingenhal­le trotzdem.

Heute Abend leben diese ganzen Erinnerung­en wieder auf. Denn die Unitas-Familie feiert in geschlosse­ner Gesellscha­ft ihr 70-jähriges Bestehen. Zeit also für die kleinen und großen Anekdoten. Für Horst Plesch ist das auch mit etwas Wehmut verbunden. Denn die Zeiten haben sich zweifellos geändert. „Auf die Kameradsch­aft wurde früher viel Wert gelegt“, sagt er und denkt gerne an die ganz großen Unitas-Feiern zurück. Wenn er durch Haan läuft, wird er von vielen noch immer erkannt. „Der Horst Plesch“ist eben ein Urgestein des Haaner Handball-Vereins, unverwechs­elbar in seiner ehrlichen Art. Klare Worte fand er auch am 18. Mai 2006, als der Klub aus finanziell­en Gründen sein Team aus der Regionalli­ga zurückzog und den Neuaufbau in der Landesliga startete. Seinerzeit erklärte der Sportwart seinen Rücktritt. Jetzt aber freut er sich auf die heutige Feier. „Ich lasse mich mal überrasche­n“, fügt er schmunzeln­d hinzu.

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