Reif am Klavier
Der neue Zyklus „Talente entdecken“verdient Beachtung. Er beruht auf einem einfachen und einleuchtenden Konzept. In effektiver Kooperation stellen der Robert-Schumann-Saal, die Heinersdorff-Konzerte und der „Steinway Prize Winner Concerts Network“Preisträger internationaler Klavierwettbewerbe vor.
Was den 1995 geborenen Filippo Gorini, Sieger beim Telekom-Beethoven-Wettbewerb Bonn, jetzt bei seinem Auftritt im Robert-Schumann-Saal betrifft, so lässt sich resümieren: Hingehen lohnt sich. Da spielt ein unverbrauchter Pianist mit der Technik eines alten Hasen. Trotz seines jungen Alters darf man ihm künstlerische Reife bescheinigen. Schumanns „Geistervariationen“spielte er mit innerer Ruhe. Dagegen spürte der italienische Pianist in Brahms’ Fantasien op. 116 eine Dramatik auf, die man hier nicht unbedingt erwartet.
Beethovens „Hammerklaviersonate“wurde Gorini problemlos gerecht. Aber es wäre zu wenig, nur seine perfekte Technik zu loben. Er hielt in diesem (mit 45 Minuten ja doch recht langen) Werk die Spannungsbögen aufrecht. Zudem ist es Gorini völlig fremd, Show abzuziehen. Und schnell müde wird er auch nicht. Nach dem anstrengenden Programm hörten die begeisterten Zuhörer noch zwei Zugaben, eine gesangliche Schumann-Romanze und ein virtuoses Chopin-Prélude.
Gert Holtmeyer