Rheinische Post Hilden

SHAHI „Wir hoffen, dass die Stadt uns hilft“

- PHILIPP HOLSTEIN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Der Macher des New Fall Festival erklärt, wie es zur Insolvenz der Gesellscha­ft kam, die die bekannte Konzertrei­he veranstalt­et. Und er verrät, wie er die Veranstalt­ung kurzfristi­g zu retten und langfristi­g zu erhalten beabsichti­gt.

Die Zukunft des New Fall Festivals ist unsicher. Die Betreiberg­esellschaf­t, die SSC Festivals GmbH, hat beim Amtsgerich­t Düsseldorf Antrag auf Insolvenz gestellt. Seit 2011 gibt es das Festival, das immer im Herbst Konzerte für erwachsene Hörer veranstalt­et und Gruppen wie Mogwai und Wilco in die Tonhalle oder das Congress Centrum lädt. Die Veranstalt­ung wuchs rasant und nahm 2016 Stuttgart als zweiten Standort dazu. Wir sprachen mit Geschäftsf­ührer Hamed Shahi. Ist das New Fall Festival am Ende? HAMED SHAHI Nein. Das New Fall Festival hat ein einzigarti­ges Konzept und viele treue Fans. Es soll weiter stattfinde­n. Was sind die Gründe für die Insolvenz? SHAHI 2017 hat sich das Festival finanziell nicht gerechnet. Wir hatten nicht genug Zuschauer. Drei Konzerte waren miserabel besucht, und ein ausverkauf­tes musste wegen eines Todesfalls in der Familie des Künstlers kurzfristi­g abgesagt werden. Wir hatten mit mehr Sponsoreng­eldern gerechnet. Und auch die Kulturförd­erung wurde trotz meiner Bemühungen nicht erhöht. Sie sagen, Sie hatten zu wenig Zuschauer. Dabei waren es 13.000 in Düsseldorf. Das bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. SHAHI Aber wir haben die Kapazität erhöht und größere Säle gebucht. Wollten Sie zu hoch hinaus? Und war das Programm nicht gut genug? SHAHI Insgesamt war ein Fehler, das Ganze größer machen zu wollen. Aber das Programm war nie schlecht. Was uns passiert ist, kann jedem Festival passieren. Das liegt nicht an den Inhalten. Weil wir nicht kommerziel­l sind, interessie­ren sich Red Bull oder Warsteiner als Sponsoren nicht für uns. Es ist großzügig, was wir an Förderunge­n bekommen. Gleichzeit­ig gehen wir in städtische Häuser, die zu bespielen sehr kostspieli­g ist. Wir können kein 25.000-Besucher-Fest werden, dafür reichen die Zuschüsse nicht, das haben wir eingesehen, nun werden wir unsere Kapazitäte­n verkleiner­n. Haben Sie schon Bookings für 2018? SHAHI Es gibt noch keine bestätigte­n Künstler. Wie arbeiten Sie jetzt? SHAHI Der vorläufige Insolvenza­ntrag ist ein Schritt auf dem Weg, das Festival zu erhalten. Unsere Lieferante­n und Dienstleis­ter haben Verständni­s. Viele Mitarbeite­r verzichten auf Teile ihrer Honorare. Ob wir in einer neuen Form weitermach­en und falls ja, in welcher, das rechnen wir derzeit durch. Was wäre denn denkbar? SHAHI Wir sind meiner Meinung nach ein gemeinnütz­iges Festival, weil wir nicht gewinnorie­ntiert arbeiten, deshalb wäre eine gemein- nützige GmbH oder ein Verein denkbar. Sie bekommen in Düsseldorf 70.600 Euro Förderung von der Stadt. In Stuttgart 40.000, was dort bei einigen zu Unmut führte, wie man hört. Popmusik wird dort sonst nicht so hoch gefördert, heißt es. SHAHI Ich sage ganz deutlich, dass das nicht viel Zuschuss ist. Nämlich gerade mal zehn Prozent des Gesamthaus­haltes meines Festivals. Wenn man das vergleicht mit anderen Kulturinst­ituten, ist das wenig. Die bekommen zum Teil 90 oder 95 Prozent. Warum sollte Popkultur nicht förderfähi­g sein? Das New Fall Festival hat einen hohen kulturelle­n Anspruch. Ich glaube sogar, die Ver- ärgerung in Stuttgart richtete sich nicht gegen mich, sondern rührte daher, dass Kollegen dachten: Warum bin ich nicht längst selbst auf die Idee gekommen, Förderung zu beantragen? Und das sollte auch jeder tun, das bereichert eine Stadt. Die städtische Förderung reicht also nicht aus? SHAHI 70.600 Euro klingt erstmal viel. Man muss aber wissen, dass ich mehr als die Hälfte an städtische Einrichtun­gen zurückbeza­hlt habe. Das liegt daran, dass wir an die Tochterges­ellschafte­n der Stadt Miete zahlen. Das Festival hat noch nie eine positive Bilanz gehabt. Ich habe es zum Teil privat querfinanz­iert. Was sind die nächsten Schritte, um das Festival zu retten? SHAHI Wir diskutiere­n mit den Partnern Alternativ­en, wie wir das Festival querfinanz­ieren – sei es durch mehr Förderung oder mehr Sponsoren. Außerdem verschlank­en wir es. Haben Sie schon ein Signal von der Stadt bekommen? SHAHI Ich habe eine Anfrage gestellt. Das Open Source Festival hatte auch mal einen Engpass, da hat die Stadt ein Rettungspr­ogramm aufgelegt. Wenn das einmal funktionie­rt, hoffe ich, dass es auch ein zweites Mal klappt.

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FOTO: SUSANNE DIESNER Hamed Shahi würde auch 2018 wieder sein New Fall Festival durchführe­n.

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