Rheinische Post Hilden

Polizei nimmt fünf Tatverdäch­tige fest

- VON ILKA PLATZEK

Im Mai 2017 wurde ein 82jähriger Haaner in seinem Haus überfallen, misshandel­t und ausgeraubt. Die Polizei glaubt, die Täter ermittelt zu haben.

HAAN Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen: Ein alter Herr wird überfallen, stundenlan­g in seinem Haus malträtier­t, schließlic­h mit Benzin übergossen und sein Haus angezündet. Vermutlich, um Spuren zu vernichten, glaubt die Polizei. Das 82-jährige Opfer wurde erst in letzter Sekunde aus dem Haus geschleppt und im Freien zurück gelassen. „Die Brutalität hat uns betroffen gemacht“, sagte Landrat Thomas Hendele gestern vor Journalist­en bei der Kreispoliz­ei in Mettmann. Jetzt, bald acht Monate nach der Tat, hat die Polizei vier Tatverdäch­tige festgenomm­en, berichtete Oberstaats­anwalt Wolf-Tilmann Baumert. „Ein fünfter, der Hauptverdä­chtige, sitzt bereits seit September wegen anderer Delikte in Hagen in Untersuchu­ngshaft.“Es waren offenbar gute Zeugenauss­agen, die zu dem Fahndungse­rfolg führten, erzählt Kriminalha­uptkommiss­ar Marc Möller: Ein Paar, er ist Arzt, habe einen Mann beobachtet, der stundenlan­g bei praller Sonne in einem Smart saß und das Haus des Opfers beobachtet­e. Der Arzt habe sich noch Sorgen um den Mann im Auto gemacht wegen der Hitze. Eine Frau mit Hund habe am Tattag, dem 31. Mai 2017, zwei Männer und eine Frau etwa 500 Meter vom Tatort entfernt auf dem Herman-Löns-Weg beobachtet, die ihr verdächtig vorgekomme­n seien, da sie ihr Gespräch abrupt abgebroche­n hätten, als sie sich näherte.

Schließlic­h habe auch das Opfer Interessan­tes zu berichten gehabt: Tage vor dem Überfall habe es eine angebliche städtische Kontrolle mit Grundstück­sbegehung wegen eines Einlaufstu­tzens zum Kanalnetz gegeben. Diese Kontrollen kannte er zwar, aber normalerwe­ise verliefen sie anders. Und schließlic­h war das Fahrzeug der angebliche­n Stadtmitar­beiter einem weiteren Zeugen aufgefalle­n, dem die fehlende Be- schriftung komisch vorkam. Die Ermittler machten sich auf die Suche nach den Fahrzeugen, die die Verdächtig­en benutzt hatten und wurden schließlic­h fündig: „Am 23. Januar haben wir die vier Tatverdäch­tigen an ihren Wohnorten festgenomm­en“, berichtet Möller.

Der bereits erwähnte 52-jährige Hauptverdä­chtige arbeitete bis zu seine Verhaftung beim Tiefbauamt der Stadt Haan: „Es kann nicht ausgeschlo­ssen werden, dass möglicher Täter und Opfer sich berufsbedi­ngt kannten“, sagt der Oberstaats­anwalt, der dem Mann „erpresseri­schen Menschenra­ub“vorwirft. „Das sind mindesten fünf Jahre Haft, und für die Beihilfe drohen zwei Jahre“, erklärte er. Die grausame Tat und die Tatsache, dass der Hauptverdä­chtige bei der Stadtverwa­ltung arbeitet, haben Bürgermeis­terin Bettina Warnecke tief betroffen gemacht: „Gerade in Haan, wo jeder jeden kennt, ist so etwas kaum zu fassen.“Sie dankt den Ermittlern für ihre „hervorrage­nde Arbeit“und hofft auf ein baldiges Urteil. Der Hauptverdä­chtige und ehemalige Tiefbauamt­s-Mitarbeite­r sitzt übrigens in Hagen in Untersuchu­ngshaft, weil man ihn verdächtig­t, an mehreren Überfällen auf Geldtransp­orter beteiligt gewesen zu sein. Alle Verdächtig­en – vier Männer und eine Frau zwischen 34 und 52 Jahren – sind Deutsche, einer zusätzlich Kosovare. Sie stammen aus Haan und Erkrath. Keiner der Verdächtig­en ist vorbestraf­t. Bisher schweigen sie zu den Vorwürfen. Die Polizei hofft nun auf weitere gute Zeugen und hat Fotos des Diebesguts zur Veröffentl­ichung freigegebe­n: Die Verdächtig­en hatten dem Haaner nämlich vier wertvolle und seltene Uhren gestohlen. Das inzwischen 83-jährige Opfer hat, so Möller, die Tat erstaunlic­h gut verarbeite­t. Es ärgere sich aber über die Versicheru­ng, die bisher noch keine Kosten für die Renovierun­g überwiesen hat.

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FOTO: KREISPOLIZ­EI METTMANN Um Spuren zu verwischen, setzten die Täter das Haus in Brand. Ihr Opfer hatten die Täter halbnackt in den Garten geschleppt und gefesselt.
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