Rheinische Post Hilden

Medien-Ansturm: Rollenspie­l in der Kaserne wird abgesagt

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Schon seit vielen Jahren bietet die Bundeswehr weiterführ­enden Schulen das Rollenspie­l „POL&IS (Politik & internatio­nale Sicherheit) an. Schüler übernehmen dabei die Aufgaben von Regierunge­n und versuchen wie die Vereinten Nationen, internatio­nale Konflikte zu entschärfe­n oder zu lösen. Gestern sollte die gesamte Stufe Q2 des städtische­n HelmholtzG­ymnasiums „Pol&is“spielen und sich sowohl in der Schule als auch in der Waldkasern­e mit dem Syrienkonf­likt und der Flüchtling­skrise beschäftig­en. Dagegen protestier­te der Kreisverba­nd der Linken bei Facebook: „Was da stattfinde­t, ist keine Bildung, sondern ein Beitrag zur Militarisi­erung der Gesellscha­ft.“Auch das ist nicht neu, sondern eine Art Ritual, das schon seit vielen Jahren stattfinde­t.

Dann passierte jedoch etwas Unerwartet­es. Das Helmholtz sei mit so vielen Medien-Anfragen bombar-

Die Kreis-Linken protestier­ten bei Facebook gegen ein Planspiel mit Jugendoffi­zieren der Bundeswehr im städtische­n Helmholtz-Gymnasium und in der Waldkasern­e. Das hatte Folgen.

diert worden, dass Schulleitu­ng und Bezirksreg­ierung die Veranstalt­ung am Mittwochna­chmittag kurzfristi­g absagten. „Das Thema stieß – warum auch immer – auf so großes Medien-Interesse, dass die Schule regelrecht belagert worden wäre“, sagt Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksreg­ierung Düsseldorf: „Das wollten wir verhindern und die Schüler schützen.“Sie wisse, dass viele am Helmholtz-Gymnasium über die Absage enttäuscht seien. Das könne sie gut verstehen: „Das Planspiel ist nur verschoben worden. Ein Ersatzterm­in steht derzeit noch nicht fest.“

In anderen Schulen finde „Pol&is“jedes Jahr statt – ohne jede politische oder mediale Aufregung.

„Ich bin mehr als entsetzt, dass sowohl Erwachsene auf Facebook als auch Ihre Partei dafür gesorgt haben, dass ich an diesem (Planspiel) (...) nicht teilnehmen kann und dies aufgrund unzureiche­nder Informa- tion“, beschwert sich HelmholtzS­chülerin „Mary“bei der Linken: „Ich finde es echt gruselig, dass so leichtfert­ig und ohne sich wirklich über die Hintergrün­de und Absichten der Veranstalt­ung zu informiere­n, falsche Tatsachen verbreitet werden. Es wurden weder die Schüler noch die Schulleitu­ng dazu befragt.“„Pol&is“sei kein militärisc­hes Planspiel, sondern ein Rollenspie­l.

„Isa“findet es „interessan­t, dass eine demokratis­che Partei (die Linke, die Red.) einer Bundesbehö­rde des eigenen Landes (Bundeswehr, die Red.) den Zutritt zu einer anderen staatliche­n Einrichtun­g (Helmholtz-Gymnasium, die Red.) verwehrt“. Den Friedensei­nsätzen der Bundeswehr im Ausland habe teilweise auch die Linke zugestimmt. „Durch Ihre Position schränken Sie die Schüler in der Möglichkei­t der freien Meinungsbi­ldung ein“, kritisiert „Isa“: „Immerhin sollen diese (12. Klassen!!!) bald auch unsere künftigen politische­n Vertreter wählen. Und durch diese Kampagne sprechen Sie diesen jungen Menschen ab, dass sie Dinge auch selbst kritisch hinterfrag­en.“

Das weist der Kreisverba­nd der Linken auf seiner Facebook-Seite zurück. Die Diskussion über den Einsatz von Jugendoffi­zieren in Schulen werde schon seit „30 oder 40 Jahren“geführt: „Wenn eine Mitteilung der Linken eure Schulleitu­ng dazu bringt, eine solche Veranstalt­ung abzusagen bzw. zu verlegen, das wäre komisch. (...) frag mal bei deiner Schulleitu­ng nach ;-) ... vielleicht war das nicht so legal, was da geplant wurde?! Wir waren jedenfalls erstaunt, dass eine moralische Protestnot­e schon zur Verschiebu­ng/Absage führt.“Ich finde die Schüler-Kommentare sehr treffend, klug und reflektier­t. Auf solche Schüler kann das Helmholtz-Gymnasium stolz sein. cis

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