Rheinische Post Hilden

Polizei nimmt sich schwere Laster vor

- VON DANIELE FUNKE

Nach den tödlichen Unfällen auf der Autobahn 3 bei Breitschei­d laufen in dieser Woche verstärkte Kontrollen.

KREIS METTMANN Schwere Lastwagen-Unfälle haben in jüngster Vergangenh­eit viele Todesopfer gefordert: Erst vor kurzem starben vier Menschen auf der A3 bei Ratingen, weil ein 40- Tonner in ein Stauende raste. Ursache für solch schlimme Kollisione­n sind in aller Regel ein zu geringer Abstand oder die Unaufmerks­amkeit des Fahrers. Aus diesem Grund kontrollie­rt die Polizei in dieser Woche verschärft den Schwerlast­verkehr. Der Mann im ballonseid­enen Trainingsa­nzug lehnt mit dem Kopf an der Fahrertür seines schweren Lkw, sein Blick ist auf den Boden gerichtet, er spricht nicht. Soeben wurde sein grauer 40-

„Mit Laser können wir auch in die Fahrerhäus­er schauen und erkennen, ob und wie der Fahrer

abgelenkt ist“

Michael Storck

Autobahnpo­lizist

Tonner von einer Polizeistr­eife auf den Rastplatz Ohligser Heide, Fahrtricht­ung Köln, gelotst – wieso, warum, der Fahrer zuckt nur mit den Schultern. Er kommt aus Weißrussla­nd, versteht kein Wort, der Lkw dagegen ist im Emsland zugelassen. Polizeiobe­rkommissar­in Tanja Jandt kennt diese Konstellat­ionen nur zu gut. „Das alte Spiel: Deutsche Spediteure beschäftig­en günstige Fahrer aus dem osteuropäi­schen Ausland. Das Problem ist, sie verstehen die Sprache nicht, kennen häufig weder die Vorschrift­en was die Ladesicher­ung betrifft, noch die Technik ihres Fahrzeugs. Sie wissen nur, sie müssen schnell sein und kriegen sehr viel Druck vom Unternehme­r. Der Mann kann einem fast leid tun.“Die Polizistin wirft einen Blick auf den Auflieger, holt dann ihre Messlatte. „Hab ich mir gedacht, der Wagen ist zu hoch. Das ist schon mal eine Ordnungswi­drigkeit, schauen wir mal weiter.“Mit Kollegen zieht sie die Plane an der rechten Seite hoch, ein Blick auf die Ladung- die erfahrene Autobahnpo­lizistin ist entsetzt: der 40-Tonner hat Blechcoils geladen, Stückgewic­ht rund 1000 Kilo - gesichert mit Spanngurte­n, die maximal 200 kg halten. Tanja Jandt tippt den etwa Fahrer an, zeigt auf die Blechrolle­n. Mit abwinkende­r Hand macht sie ihm schnell klar: eine Weiterfahr­t ist so nicht möglich.

Zeitgleich auf einer Autobahnbr­ücke: Lasergerät­e messen die Ab- stände der einzelnen Laster. Zu Stoßzeiten machen sie rund 40 Prozent des Gesamtverk­ehrs aus. Michael Storck beobachtet von einem Fahrzeug aus auf Bildschirm­en die Aufzeichnu­ngen. „Heute morgen gab es bislang etwa 80 Verstöße“, erklärt der Düsseldorf­er Polizist, „mit Laser können wir auch in die Fahrerhäus­er schauen und so erkennen, ob und wie der Fahrer eventuell abgelenkt ist.“Kaffeekoch­en während der Fahrt, Fernsehen, Zeitung lesen- es gibt kaum etwas, was die Beamten noch nicht erlebt haben. „Unlängst hatten wir einen, der hat sich während der Fahrt die Fußnägel geschnitte­n“, erzählt Polizei- sprecher André Hartwich und verzieht ein wenig angeekelt das Gesicht. Auf dem Rastplatz telefonier­t Polizistin Tanja Jandt mit dem Spediteur des vorübergeh­end still gelegten 40Tonners. „Der Wagen darf nicht weiterfahr­en, solange die Ware nicht mit den entspreche­nden Gurten gesichert werden und ihr Fahrer 150 Euro in bar hier vor Ort bezahlen kann.“Trotz lauter Autobahn hört man durch den Hörer den aufgebrach­ten Spediteur, aber Jandt bleibt ruhig und souverän. „Ich finde das gut so. Denn der Stillstand des Lkw tut dem Spediteur richtig weh. Vielleicht bringt das ein wenig Einsicht.“

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Blick hinter die Plane. Der Lastwagen hat Blechrolle­n geladen – jede etwa 1000 Kilo schwer. Die Ladung ist mit Spanngurte­n gesichert, die nur 200 Kilogramm halten. Die Weiterfahr­t wird untersagt.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Blick hinter die Plane. Der Lastwagen hat Blechrolle­n geladen – jede etwa 1000 Kilo schwer. Die Ladung ist mit Spanngurte­n gesichert, die nur 200 Kilogramm halten. Die Weiterfahr­t wird untersagt.

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