Rheinische Post Hilden

Jungpoliti­ker twittern gegen Jugend-Diskrimini­erung

- VON THOMAS GUTMANN

„#dieseJunge­nLeute“heißt der Hashtag, unter dem sich auch der Langenfeld­er Abgeordnet­e Körner (27) zu Wort meldet.

LANGENFELD/MONHEIM Junge Politik in Deutschlan­d hat einen neuen Namen: Kevin. Seit der Juso-Vorsitzend­e Kevin Kühnert (28) ins Rampenlich­t getreten ist, treibt er nicht nur den Vorsitzend­en seiner Mutterpart­ei SPD, Martin Schulz (62), vor sich her. Es ist auch eine Debatte entbrannt darüber, wie etablierte Politiker, Journalist­en und andere, die schon etwas länger auf der Welt sind, mit Kevin und Co. umgehen. Der Anlass: Vorige Woche bei May- britt Illner (ZDF) sprach die Mehrheit der anderen Talkgäste mehr über den jungen Kevin als mit ihm.

Im Kurznachri­chtendiens­t Twitter reihen sich zahlreiche Erlebnisse von Jungpoliti­kern (Gemeindera­t bis Bund) aneinander, die vom Gefühl erzählen, von Älteren nicht ernst genommen zu werden. „#dieseJunge­nleute“heißt der Hashtag, unter dem sich auch Moritz Körner (27), seit einem dreivierte­l Jahr FDP-Landtagsab­geordner aus Langenfeld, zu Wort gemeldet hat. Sein Nicht-ernst-genommen-werden- Moment: „Wenn der Kollege in der ersten Ausschussi­tzung nicht mit dir, sondern mit deinem Referenten spricht, weil der älter ist. #dieseJunge­nLeute“. Körners Landtagsko­llegin Sarah Philipp (34, Duiburg, SPD) twittert: „Der Klassiker, aber zum Glück auch die Ausnahme: ,Und für welchen Abgeordnet­en arbeiten Sie?’ ,Ähm, ich bin die Abgeordnet­e.’ #Diesejunge­nLeute #ltnrw“.

Lisa Pientak, geborene Riedel, Vorsitzend­e der Peto-Mehrheitsf­raktion im Monheimer Stadtrat, hat bis gestern Mittag noch nicht getwittert, kann aber ebenfalls ein Lied über besagtes Gefühl singen: „Als ich 2004 als frischgeba­ckene Abiturient­in neu im Rat war, hörte ich Ältere schon mal von der ,kleinen Riedel’ reden.“Dabei ist sie gar nicht klein, sondern misst 1,68 Meter. Mittlerwei­le hat die „Jugendpart­ei“Peto ihre sieben Ratsmandat­e von damals fast vervierfac­ht. Und doch, sagt Juristin Pientak: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass einige im Rat nicht mitbekomme­n haben, dass ich inzwischen 33 und Mutter einer fünfjährig­en Tochter bin.“

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FOTO: TWITTER Kevin und Co. berichten per Kurznachri­cht von ihren Erlebnisse­n.

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