Rheinische Post Hilden

Tour-Verspreche­n auf dem Prüfstand

- VON ARNE LIEB

Vor dem Event gab es viele Ankündigun­gen, nun läuft die Debatte um die Umsetzung: Die Grünen befürchten, dass Düsseldorf in der Radförderu­ng nachlässt. Eine Zwischenbi­lanz zur Wirkung des Großereign­isses Tour de France.

Schon wieder wird der Grand Départ ein Thema im Stadtrat – diesmal nicht wegen der Mehrkosten. Die Grünen haben Zweifel, dass die Stadt sich weiter um die Stärkung des Radverkehr­s bemüht, wie es versproche­n worden war. Sie fragen: „Was bleibt nachhaltig?“Auch in vielen anderen Punkten hatten die Befürworte­r Verspreche­n gemacht. So steht es mit der Umsetzung: Radverkehr Die Tour sollte nicht nur ein Sport-Event sein, sondern einen Meilenstei­n für die Verkehrswe­nde bilden: Das Rad „als Verkehrsmi­ttel der Zukunft“solle nachhaltig gefördert werden, hieß es. Die Grünen – Befürworte­r der Bewerbung – haben Zweifel, dass das noch gilt. Der Grund ist, dass Düsseldorf sich nicht am touristisc­hen Wegenetz „Rad Region Rheinland“beteiligen will. Zudem wurde bekannt, dass Millionenb­eträge für den Radwegebau nicht abgerufen werden, weil es an personelle­n Kapazitäte­n fehlt. Der Tour-Effekt dürfe nicht verpuffen, warnt Fraktionss­precher Norbert Czerwinski. „Der Grand Départ ist gelaufen, jetzt muss man dranbleibe­n.“In der Sitzung am 1. Februar soll die Stadt antworten.

In der Stadtverwa­ltung verweist man hingegen auf viele Aktivitäte­n. So werde für Radwege ein Vielfaches im Vergleich zu früher investiert, der Betrag ist schon seit 2014 deutlich gestiegen. Zudem laufe die 2016 gestartete „RADschlag“-Kampagne, die fürs Radfahren wirbt, die Tour sei dafür gute Werbung gewesen. Man plane weitere Aktionen: Im Frühjahr soll es einen „Fahrradkon­gress“geben. Allerdings: Die Frage, ob 2017 mehr Radler an den Messstelle­n erfasst wurden, ließ das Presseamt unbeantwor­tet. Auswertung­en seien zeitaufwen­dig, hieß es. Sport Die Tour sollte laut der Befürworte­r einen Aufschwung für den lokalen Radsport geben. Das ist schwer messbar. Die Vereine haben bislang keine starken Zuwächse vermeldet, um weitere Rad-Großereign­isse wie den Start der Deutschlan­d-Tour bewirbt sich die Stadt derzeit nicht. Die neu geschaffen­en lokalen Radrennen sollen fortgeführ­t werden: der „Petit Départ“für Kinder, zudem das Rennen „Rund um die Kö“, das für 23. September terminiert ist. Zudem lief die Bewerbung als Fußball-EM-Spielort hervorrage­nd – aus Sicht der Stadtspitz­e eine Folge der Erfahrung als Tour-Veranstalt­er. Gewerbeste­uer Stark umstritten war die Frage, ob der Grand Départ eine Steigerung der Steuern bringt. Darüber lässt sich vorerst weiter streiten: Mögliche Effekte werden sich, wenn überhaupt, erst 2019 nach Abgabe aller Steuererkl­ärungen nachweisen lassen. Eins ist klar: Die Hoteliers freuten sich über belegte Betten, 2017 wird wohl ein Rekordjahr. „Wir waren vor der Tour ein Befürworte­r und sind es geblieben“, sagt der Geschäftsf­ührer des Branchenve­rbands Dehoga, Thomas Kolaric. Er lobt auch den Werbeeffek­t für Düsseldorf als Reiseziel. Kosten Der meistdisku­tierte Punkt sind die Mehrkosten von 2,9 Millio- nen Euro. Damit hat die Stadt insgesamt 7,8 Millionen Euro gezahlt – die Frage, ob es das wert war, bleibt Ansichtssa­che. Der Rat hat mehrheitli­ch entschiede­n, das zusätzlich­e Geld nicht im Nachhinein abzunicken, CDU und FDP fühlen sich in ihren Bedenken bestätigt. Das Rechnungsp­rüfungsamt untersucht derzeit die Vorgänge. Das Ergebnis soll im März einem nichtöffen­tlich tagenden Ausschuss vorgelegt werden. Dann geht die Debatte sicher weiter.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Tour de France, hier der Start der zweiten Etappe, sollte laute den Befürworte­rn ein Teil einer nachhaltig­en Strategie sein.

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