Rheinische Post Hilden

WASSERSPOR­TMESSE Im Maschinenr­aum der Boot

- VON BENJAMIN SCHRUFF

Die Boot ist bekannt dafür, viele Besucher anzuziehen. Aber auf der Messe wird auch gearbeitet: Surfer, Segler und Sanitäter vermitteln ihr Können und halten sich für den Notfall bereit.

Ricardo Morelos ist der Herr der Welle: Er steht hinter einem grauen Kontrollpu­lt und pumpt 16.000 Liter Wasser pro Sekunde durch das neun Meter breite Becken. Hinter einem langgezoge­nen Tal türmt es sich zu einer stehenden Welle auf, die sich schäumend bricht. Morelos hat die Wellenhöhe auf 1,30 Meter eingestell­t.

„Das ist eine gute Höhe für Anfänger.“Die Anfänger sind Siebtkläss­ler, die mit Softboards mehr oder weniger geschickt auf der Welle surfen. Morelos behält die Surfer im Auge. Er achtet darauf, dass die Stürzenden im wirbelnden Weißwasser nicht die Kontrolle verlieren und wohlbehalt­en in den flachen Bereich des Beckens gespült werden. Wenn er sieht, dass ein Surfer in Schwierigk­eiten gerät, kann er einige Pumpen abstellen und so die Fließgesch­windigkeit des Wassers verringern. Das hat er auch schon einige Male getan, den roten NotHalt-Knopf musste er aber noch nicht drücken: „So lange alles gut läuft, muss ich eigentlich gar nix machen.“

Dennis Klimaschew­ski sorgt dafür, dass alles gut läuft. Er ist einer der Surflehrer an der Welle und hilft den Surfern vom Beckenrand aus in einen stabilen Stand zu kommen. Vorher erteilt er ihnen Sicherheit­seinweisun­gen. Einer der Hinweise lautet, bei Stürzen möglichst flach zu fallen, um Kontakt mit dem Beckenbode­n zu vermeiden. „Also keine Hechtsprün­ge“, sagt Klimaschew­ski. Mit der Disziplin der Surfer ist er insgesamt zufrieden, die meisten würden die Sicherheit­seinweisun­gen ernst nehmen: „Nur Kindern muss man immer alles doppelt sagen – die sind halt aufgeregt.“

Nicht aufgeregt, sondern sehr konzentrie­rt sind die fünf Kinder, die bei der Segelschul­e in Optimisten durch das 25 mal 10 Meter breite Becken segeln. Schweigend sitzen sie in den kleinen Booten – in einer Hand die Pinne, in der anderen die Schot, um Ruder und Segel zu be- dienen. Der Wind wird von 20 Turbinen erzeugt, die am Beckenrand stehen. „Das ist ungefähr Windstärke zwei“, sagt Silke Krüger, die die Segler betreut. „Die Turbinen könnten auch Windstärke drei erzeugen, aber das wäre zu laut. Außerdem würden die Kinder dann Angst bekommen – sie wären zu schnell für das kleine Becken.“Und so segeln die Kinder gemächlich einen Kurs, den Krüger als Wende-Acht bezeichnet. Sie selbst steht am Beckenrand und gestikulie­rt mit den Händen, um kleinere Kurskorrek­turen zu erwirken und so Kollisione­n zu vermeiden. Die Segler tragen Schwimmwes­ten, deshalb ist es nicht sehr wahrschein­lich, dass die drei DLRG-Mitglieder, die etwas abseits des Beckens stehen, in das 90 Zentimeter tiefe Wasser hechten müssen, um sie zu retten. Die drei tragen Straßenkle­idung, für Schwimmbek­leidung ist der Wind aus den Turbinen zu kühl. Um trotzdem jederzeit bereit zu sein, ins Becken zu springen, hat eine von ihnen ihr Handy aus der Hosentasch­e genommen und vor sich auf den Tisch gelegt. Aber eigentlich gehen die drei davon aus, sich allenfalls um angestoßen­e Köpfe oder eingeklemm­te Finger kümmern zu müssen. „Wir sind eher als Sanitäter und nicht so sehr als Rettungssc­hwim- mer hier“, sagt Manuel Feldmüller. Die Marinesold­aten am Tauchzentr­um sind vor allem als Werbebotsc­hafter gekommen. Kapitänleu­tnant Michael Furtner, Kampfschwi­mmer aus Eckernförd­e: „Wir suchen Nachwuchs; seit die Wehrpflich­t weggefalle­n ist, haben wir großen Bedarf.“Im Tauchturm hinter ihm machen drei seiner Kameraden Faxen – ein Arbeitstau­cher in einem gelben Trockentau­chanzug schleudert zwei Minentauch­ern in schwarzen Neoprenanz­ügen ein rotes Plastiktor­pedo entgegen. Und Furtner sagt: „Außerdem finden wir es wichtig, uns auch mal im Binnenland zu zeigen.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Ricardo Morelos ist der Herr der Welle. Er kümmert sich auf der Boot darum, dass die Surfer im Becken sich nicht langweilen.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Ricardo Morelos ist der Herr der Welle. Er kümmert sich auf der Boot darum, dass die Surfer im Becken sich nicht langweilen.

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