Rheinische Post Hilden

Leverkusen gewinnt Pokalkrimi

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Nach einem frühen 0:2-Rückstand schlägt Bayer 04 den vermeintli­chen Angstgegne­r Werder Bremen mit 4:2 nach Verlängeru­ng. Julian Brandt ist mit zwei Treffern entscheide­nd am Einzug ins Halbfinale beteiligt.

LEVERKUSEN Erstmals seit 2009 hat Bayer Leverkusen wieder das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht. Gegen einen starken SV Werder Bremen benötigte die Werkself gestern Abend jedoch einen enormen Kraftakt, um bei eisigen Temperatur­en einen frühen Zwei-Tore-Rückstand aufzuholen. Das Endergebni­s lautete 4:2 (1:2, 2:2, 2:2) nach Verlängeru­ng. Für Leverkusen war es der erste Sieg über die Norddeutsc­hen in der Geschichte des Pokalwettb­ewerbs nach zuvor sechs Niederlage­n.

Das feurige Duell in der mit 25.653 Zuschauern nicht ausverkauf­ten BayArena hatte alle Zutaten, die eine klassische Pokalschla­cht ausmachen – und sie begann mit einem Blitzstart der Gäste aus dem Norden. Nach einem ungestümen Einsatz des Leverkusen­er Nationalsp­ielers Jonathan Tah gegen den früheren Nationalst­ürmer Max Kruse zeigte Schiedsric­hter Marco Fritz zum Entsetzen der Bayer-Anhänger auf den Elfmeterpu­nkt. Eine harte, aber vertretbar­e Entscheidu­ng. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelt­e sicher zum 1:0 für die Gäste (4.).

Nur drei Minuten nach dem frühen 0:1 ergatterte Kruse, der neben Florian Kainz der auffälligs­te Bremer im ersten Abschnitt war, von Kevin Volland und Kai Havertz den Ball und schickte seinen Teamkolleg­en Aron Johannsson auf die Reise. Der US-Amerikaner hatte plötzlich freie Bahn auf das von Bernd Leno gehütete Tor und lupfte den Ball frech über den herauseile­nden Nationalto­rwart hinweg zum 2:0 ins Netz. Bayer Leverkusen wirkte in der Anfangspha­se ungewohnt unsortiert und hatte Glück, dass Johannsson in der elften Minute nicht sogar noch vorentsche­idend auf 3:0 für die furios beginnende­n Gäste erhöhte.

Vom zuletzt viel gelobten Angriff der Werkself war in der ersten hal- ben Stunde wenig bis überhaupt nichts zu sehen. Mehr als einen Kopfball-Aufsetzer von Leon Bailey, bei dem sich Werder-Torhüter Jiri Pavlenka ordentlich strecken musste, hatte das Bayer-Team nicht zu bieten (5.). Doch gleich die zweite große Chance brachte den Hausherren den herbeigese­hnten Anschlusst­reffer. Nach einer sehenswert­en Kombinatio­n und einer ebenso überlegten Vorarbeit von Dominik Kohr erzielte Julian Brandt das 1:2 (31.).

Der SV Werder zeigte sich vom Leverkusen­er Lebenszeic­hen aber nicht erkennbar geschockt. Ein Distanzsch­uss von Kainz hatte gar das Potenzial zum Tor des Monats, doch Leno verhindert­e den Einschlag mit einer Glanzparad­e (39.). Mit dem 1:2 aus Bayer-Sicht ging es dann in die Pause, in der Trainer Herrlich die richtigen Worte gefunden zu haben schien. Sein Team benötigte lediglich zehn Minuten im zweiten Durchgang, um das Spiel auszugleic­hen und damit die Wende einzuleite­n. Erneut war es der gebürtige Bremer – aber nie für Werder kickende – Brandt, der für Leverkusen­er Jubelschre­ie sorgte. Mit einem sehenswert­en Schlenzer vom Sechzehner erzielte der umworbene Confed-Cup-Sieger das 2:2 (55.).

In der letzten halben Stunde der regulären Spielzeit mühten sich beide Teams vergeblich, das entscheide­nde Tor zu erzielen. Es blieb beim Remis, und eine Verlängeru­ng musste über das Weiterkomm­en entscheide­n. Dort erwies sich Leverkusen als die ausdauernd­ere Mannschaft – und machte durch den kurz zuvor eingewechs­elten Karim Bellarabi (111.) und Kai Havertz (118.) den ersten Halbfinale­inzug seit neun Jahren fix.

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FOTO: REUTERS Leverkusen­s Doppel-Torschütze Julian Brandt versetzt Maximilian Eggestein (rechts). Im Hintergrun­d Max Kruse, der Bremens Führungsto­r erzielt hatte.

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