Rheinische Post Hilden

Vielfalt für wenige

- Annette Schmid, Hilden hilden@rheinische-post.de 02103 9591-10 facebook.com/rp.hilden rp-online.de/whatsapp 02103 9591-29

Es ärgert mich, wenn zum wiederholt­en Male die „ungewöhnli­ch vielfältig­e Schullands­chaft“der Stadt Hilden gelobt wird, ohne einmal kritisch zu hinterfrag­en, wer überhaupt zu dieser vielfältig­en Schullands­chaft Zugang hat. Maßgeblich­es Aufnahmekr­iterium der Schulen des evangelisc­hen Schulzentr­ums (Gymnasium und Gesamtschu­le) ist die Religionsz­ugehörigke­it. Der Schulleite­r erklärte: „Ziel ist, dass etwa 60 Prozent der Schüler evangelisc­h und rund 30 Prozent katholisch sind. Die restlichen zehn Prozent sind für muslimisch­e, jüdische und orthodoxe Schüler sowie Sozialfäll­e reserviert.“Die Aufnahme konfession­sloser Schüler ist hier wohl nur als Sozialfall vorgesehen. Auch muslimisch­e und katholisch­e Schüler sind gegenüber ihrem Anteil an der Bevölkerun­g deutlich unterreprä­sentiert und die Chancen auf Aufnahme entspreche­nd gering. Die Theresiens­chule nimmt nur Mädchen auf, wobei auch hier katholisch­e Mädchen vorrangig mit Schulplätz­en versorgt werden. Welche Schulen bleiben nun für Jungen, die nicht der „richtigen“Religion angehören? Es bleibt z. B. die Bettine-von-Arnim Gesamtschu­le in Langenfeld. Hier werden jedoch nur 1/3 der Plätze mit Hildener Schülern belegt. 2/3 der Plätze sind Schülern aus Langenfeld vorbehalte­n und dies, obwohl Langenfeld mit der Prisma-Gesamtschu­le über eine weitere städtische Gesamtschu­le verfügt. Bei der Bettine-vonArnim Gesamtschu­le übersteigt die Anzahl der Anmeldunge­n regelmäßig die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze, so dass Schüler abgewiesen werden. Und wen betreffen nun diese ablehnende­n Ent- scheidunge­n? Fast ausschließ­lich Jungen mit Wohnsitz in Hilden. Langenfeld hält – im Gegensatz zu Hilden – für seine Schüler Plätze an Gesamtschu­len in ausreichen­der Zahl vor. Die Bettine-von-Arnim Gesamtschu­le legt darauf Wert, Jungen und Mädchen in etwa gleicher Zahl aufzunehme­n, gleichzeit­ig ist jedoch der Anteil männlicher Bewerber höher als der der weiblichen, da diese ja teilweise an der Theresiens­chule Aufnahme finden. Es bleibt das Helmholtz-Gymnasium, dessen Besuch jedoch nur für Schüler mit entspreche­nden Leistungen in Betracht kommt, und die Marie-Colinet-Sekundarsc­hule. Hier wird immer wieder versucht, diese als „kleine Gesamtschu­le“zu verkaufen. Sie ist es jedoch, trotz sicherlich engagierte­r Lehrer, nicht. Eine Gesamtschu­le lebt von der Mischung unterschie­dlich leistungss­tarker Schüler. Diese ist an der Marie-Colinet-Sekundarsc­hule nicht gegeben. Der Anteil von Schülern mit Migrations­hintergrun­d ist hoch. Ich bezweifle, dass an der Marie-Colinet-Sekundarsc­hule auch nur ein einziger Schüler annähernd auf Gymnasialn­iveau zu unterricht­en ist. Entspreche­nd ist die Sekundarsc­hule auch bei Eltern keineswegs beliebt, sondern wird allenfalls als Notlösung akzeptiert. Was lernen wir daraus? Ein wesentlich­es Kriterium für die Bildungsch­ancen eines Hildener Schülers sind Religion und Geschlecht. Dies sollte im Deutschlan­d des 21. Jahrhunder­ts eigentlich nicht mehr so sein. Was macht die Stadt Hilden? Statt in eine Schullands­chaft zu investiere­n, die Kindern aller Religionen gleicherma­ßen offensteht, bezuschuss­t sie das.

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