Rheinische Post Hilden

Gewinneinb­ruch bei der Commerzban­k

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Das Ergebnis ist im vergangene­n Jahr um 44 Prozent schlechter ausgefalle­n als 2016. Der Umbau belastet das Unternehme­n weiterhin. Gleichzeit­ig will die Bank an ihrem vergleichs­weise üppigen Filialnetz festhalten.

FRANKFURT Das vergangene Jahr ist für die Commerzban­k wieder ein mageres gewesen, aber 2018 soll alles besser werden. „Wir wollen unsere Erträge steigern und weiter die Kosten im Griff behalten“, versprach Vorstandsc­hef Martin Zielke bei der Vorlage der Bilanz für 2017. Das Geldhaus wolle auch wieder eine Dividende zahlen. Etwa 30 bis 40 Prozent des Gewinns hofft der Vorstand ausschütte­n zu können. Bis auf 20 Cent je Aktie für das Jahr 2015 hat die zweitgrößt­e deutsche Privatbank seit 2008 keine Dividende mehr gezahlt. Die Aussichten auf eine Ausschüttu­ng ließen gestern zunächst den Kurs der Aktie steigen. Aber nachmittag­s verpuffte das völlig. Bis zum Handelssch­luss fiel der Kurs um drei Prozent.

Für das vergangene Jahr präsentier­t die Commerzban­k einen Gewinn von 156 Millionen Euro, der um 123 Millionen Euro geringer ausfiel als für das Jahr 2016. Und auch dieser Gewinn war Sondereffe­kten zu verdanken: Die Bank verkaufte im vergangene­n Jahr ihr Hochhaus am Frankfurte­r Kaiserplat­z und ist seither wieder Mieter. Sie hatte die Immobilie erst 2016 erworben. Der Verkauf habe einen Ertrag von 225 Millionen Euro gebracht, sagte Finanzvors­tand Stefan Engels. Operativ erwirtscha­ftete die Commerzban­k 13 Milliarden Euro, knapp 100 Millionen weniger als 2016.

Der teure Umbau belastet die Bank weiterhin. Gut 800 Millionen Euro an Kosten musste sie allein im vergangene­n Jahr schultern. Die entstehen unter anderem durch den Abbau von insgesamt 9600 Arbeitsplä­tzen bis 2020. Der verlaufe nach Plan, sagte Zielke. Die Bank investiert in den digitalen Umbau, will moderner und effiziente­r werden. Anders als viele andere hält sie zu- dem an ihrem teuren Filialnetz fest. Die etwa 1000 Filialen sähen die Kunden als großen Vorteil der Bank, sagte Konzernche­f Zielke. Und das helfe auch, Kunden zu gewinnen. Das Geldhaus will bis 2020 zwei Millionen neue Privat- und Firmenkund­en gewinnen. Dafür müsse sie zunächst investiere­n, so Zielke. Jeder neue Kunde koste zwischen 150 und 250 Euro, und es dauere anderthalb Jahre, bis sich diese Investitio­nen auszahlten. 2017 hat die Bank in Deutschlan­d mehr als 500.000 neue Kunden und mehr als 38 Milliarden Euro an Vermögensw­erten hinzugewon­nen: „Allein dieses Wachstum erzeugte zusätzlich­e Erträge von knapp 150 Millionen Euro und gleicht damit die Belastunge­n aus dem negativen Zinsumfeld und dem Preiswettb­ewerb im deutschen Bankenmark­t nahezu aus“, sagte

Martin Zielke Zielke. Das belege: „Das beste Mittel gegen die Folgen des negativen Zinsumfeld­s heißt Wachstum.“Die Bilanz der Commerzban­k ist seit 2009 um gut 45 Prozent geschrumpf­t. Dadurch hat sich auch ihre Kapitalaus­stattung deutlich verbessert. Die Eigenkapit­alquote kletterte auf gut 14 Prozent.

Die Schrumpfku­r heiße aber auch, dass das Institut internatio­nal keine große Rolle mehr spiele – da gäben die Amerikaner, Chinesen, Japaner oder Engländer den Ton an, meint Robert Halver, Kapitalmar­ktstratege der Baader-Bank. Zielke aber will wieder weiter nach oben. Er wisse, dass die Bank noch Hausaufgab­en machen müsse, damit sie wieder fit werde auch im internatio­nalen Wettbewerb. Der Umbau der Bank hin zu einem „digitalen Technologi­eunternehm­en“werde sich auszahlen. Und das biete dann eine “Riesenchan­ce“auch in der Marktverte­ilung in Deutschlan­d, wenn man diese Strategie entspreche­nd erfolgreic­h umsetzen könne.

„Wir wollen die Erträge steigern und die Kosten

im Griff behalten“

Commerzban­k-Chef

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