Rheinische Post Hilden

Druck auf Autochefs wächst

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Müller verliere die Lust, heißt es. Grüne schreiben Brandbrief.

BERLIN/BOCHUM (dpa/mar/rtr) Der Affen-Skandal setzt die Autokonzer­ne weiter unter Druck. VW-Chef Matthias Müller musste sich vor Aufsichtsr­äten rechtferti­gen, gestern sagte er seine Teilnahme beim Branchentr­eff „Car Symposium“in Bochum ab. Es gebe dringende Aufsichtsr­atstermine zu erledigen, hieß es bei VW. „Wir bewegen uns in diesen Wochen immer noch zwischen Vergangenh­eitsbewält­igung und Neuausrich­tung für die Zukunft“, teilte Müller dem Symposium per Videobotsc­haft mit. Der VW-Chef verliere inzwischen die Lust, sagte ein Konzernken­ner. „Seinen Vertrag wird er sicher erfüllen. Aber er ist ziemlich frustriert.“Finanzchef Frank Witter erklärte in Bochum mit Blick auf die Affenversu­che: „Wenn jetzt Details über die Studien bekannt werden, an denen wir leider beteiligt waren, dann ist das nichts anderes als beschämend.“

Nun wenden sich die Grünen mit einem Brandbrief an die Chefs von Daimler, BMW und VW. Die Versuche mit Affen „haben die Öffentlich­keit schockiert“, heißt es im Schreiben von Kerstin Andreae und Oliver Krischer an Müller, Harald Krüger (BMW) und Dieter Zetsche (Daimler). Die Grünen wollen wissen, seit wann die Chefs Kenntnis von den Aktivitäte­n hatten und was sie dagegen unternahme­n.

Der von den Hersteller­n gegründete Forschungs­verein EUGT hatte zwischen 2012 und 2015 mehrere Affen in amerikanis­chen Abgas-Labors täglich mehrstündi­gen Inhalation­sversuchen ausgesetzt. Als der Skandal vergangene Woche bekannt wurde, musste VW-Cheflobbyi­st Thomas Steg gehen.

„Auch wenn Sie sich jetzt öffentlich­keitswirks­am von der EUGT und Versuchen an Menschen und Tieren distanzier­en, so tragen Sie doch eine große Mitverantw­ortung“, schreiben Andreae und Krischer. „Immerhin haben Sie diese Vereinigun­g mitgegründ­et und jahrelang mitgetrage­n.“Sie fragen: „Wie konnte es sein, dass über einen längeren Zeitraum Tests mit Affen vorgenomme­n wurden, ohne dass hier eingeschri­tten wurde? Wie wollen Sie verhindern, dass es in Zukunft ähnliche Tests gibt?“Krischer betont: „Versuche an Menschen und Tieren, wie sie der Lobbyverei­n der Autoindust­rie getätigt hat, sind inakzeptab­el. Wir erwarten ein Höchstmaß an Transparen­z und Aufklärung­swille, damit so etwas künftig ausgeschlo­ssen werden kann.“

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