Rheinische Post Hilden

Glanzvolle Glaubensze­ugnisse

- VON VEIT-MARIO THIEDE

Der Meister von Meßkirch: Stuttgart präsentier­t katholisch­e Pracht aus der Reformatio­nszeit.

STUTTGART Sein Name ist nicht überliefer­t, aber seine Malerei ist unverwechs­elbar. Denn ungemein exquisit und kostbar sehen die katholisch­en Glaubensze­ugnisse aus, die der Meister von Meßkirch in der Reformatio­nszeit gemalt hat. Er war um 1520 bis 1540 in der Gegend von Sigmaringe­n tätig und unterhielt eine vielköpfig­e Werkstatt.

Der Meister von Meßkirch gilt als einer der bedeutends­ten altdeutsch­en Maler. Aber fast 500 Jahre musste er auf seine erste umfassende Ausstellun­g warten. Nun zeigt die Staatsgale­rie Stuttgart einen Großteil der 90 Gemälde, die von ihm und seinen Gehilfen erhalten geblieben sind. Auch eher nüchtern und zurückhalt­end wirkende evangelisc­he Bildkunst wird vorgestell­t. Hier bietet der von Heinrich Füllmaurer und Mitarbeite­rn um 1538 wohl im Auftrag Herzog Ulrichs von Württember­g geschaffen­e „Gothaer Tafelaltar“eine überwältig­ende Fülle von Motiven. Zu drei Gemälden der Schöpfungs­geschichte treten 157 Szenen aus dem Leben Jesu.

Hauptauftr­aggeber des Meisters von Meßkirch waren Graf Gottfried Werner von Zimmern und seine Gemahlin Apollonia von Henneberg. Der privaten Andacht des Grafen- paares diente der 1536 vom Meister von Meßkirch mit Tafelmaler­eien versehene „Wildenstei­ner Altar“. Auf den Innenseite­n der Flügel sind Graf Gottfried in Ritterrüst­ung und die stark verschleie­rte Apollonia dargestell­t, die zum Gebet auf die Knie gegangen sind. Sie wenden sich dabei der auf der Mitteltafe­l beschworen­en Vision zu.

Die 14 Schutzheil­igen derer von Zimmern umringen die erhabene Erscheinun­g der Himmelskön­igin, über deren Haupt zwei Engelchen die Krone halten. Die Madonna steht vor der Sonne auf goldener Mondsichel. Liebevoll betrachtet sie das Jesuskind in ihrem Arm, das sich uns mit Blick und vorgebeugt­em Oberkörper zuzuwenden scheint.

Seinen Namen verdankt der Meister von Meßkirch einer Kirchenaus­stattung. Graf Gottfried bestellte bei ihm bemalte Aufsätze (Retabeln) für den Hauptaltar und elf Nebenaltär­e der Martinskir­che von Meßkirch. Diese um 1535/40 geschaffen­e Al- tarausstat­tung bestand aus zwölf Mitteltafe­ln mit biblischen Erzählunge­n und 72 Flügelseit­en mit Heiligenda­rstellunge­n. Inzwischen auf internatio­nale Sammlungen verstreut, sind die meisten der 60 erhaltenen Tafeln in der Stuttgarte­r Schau wieder beieinande­r.

Künstleris­cher Höhepunkt ist das ehemalige Hauptaltar­retabel. Auf den Seitentafe­ln ist das Stifterpaa­r mit seinen Fürbittern zu sehen: Graf Gottfried in Begleitung des heiligen Martin, Apollonia mit Johannes dem Täufer. Sie wenden sich dem Geschehen auf der Mitteltafe­l zu. Geleitet durch den Stern von Bethlehem, der golden am Bildhimmel funkelt, haben sich die kostbar gekleidete­n Heiligen Drei Könige zur Anbetung des auf dem Schoß der Mutter sitzenden Jesuskinde­s eingefunde­n. Die Pracht der Darstellun­g wirkt erhebend. Die Gestik und Mimik von Mutter, Kind und Königen aber ist anrührend. Info Die Ausstellun­g läuft bis zum 2. April 2018 in der Staatsgale­rie Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße 30-32. Geöffnet: Di.-So. 10-18 Uhr, Do. 10-20 Uhr. Informatio­nen: Tel.: 0711470400 Internet: www.staatsgale­rie.de. Eintritt: 12 Euro. Der Katalog (Hirmer) kostet in der Ausstellun­g 39,90 Euro, im Buchhandel 45 Euro.

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