Rheinische Post Hilden

Fachkräfte­mangel: Was ist das?

-

Zwei Schlagzeil­en dominierte­n in dieser Woche das lokale Geschehen. „Bäckereien suchen dringen Verkäufer“lautete die eine, „Industrie jubelt – der Handel darbt“die andere. In beiden Berichten ging es um schnelle Veränderun­gen unseres Umfelds, um Händler, die mit dem Tempo nicht mehr Schritt halten und um Betriebe, die keine Mitarbeite­r mehr finden. In einer Reaktion schrieb ein Leser, es stimme nicht, dass Fachkräfte fehlten. Es gebe genug. Was es nicht (mehr) gebe, seien Arbeitsskl­aven, die sich für einen geringen Lohn dem Markt anböten. Stattdesse­n nähmen die hier Gesuchten anderswo in der Welt Jobs an und wanderten aus – zumindest, wenn es sich wirklich um Fachkräfte handelt.

Das ist ein Teil der Wahrheit: Deutschlan­d ist ein Auswanderu­ngsland. Das Thema Einwanderu­ng drängt sich stattdesse­n immer wieder nach vorne. Zu viele gut Ausgebilde­te verlassen Deutschlan­d, zu wenige Ausbildung­en und Zeugnisse von Einwandere­rn werden anerkannt, sofern vorhanden.

Zugleich ist es aber richtig, dass „ganz normale“mittelstän­dische Betriebe in der Region kein Personal mehr finden. Das beginnt bei den Auszubilde­nden und endet bei der Fachkraft. Und: Etliche Branchen sind betroffen, der Bäcker ebenso wie das Altenheim. In Zeiten des demografis­chen Wandels, in denen praktisch alle jungen Leute Abitur machen und studieren, wird die Zahl derjenigen, die sich für einen „ganz normalen“Beruf entscheide­n wollen, immer kleiner. Darum umwerben alle Unternehme­n – zum Beispiel die Hildener Stadtwerke – die Jungen und bieten ihnen geldwerte und handfeste Vorteile. Arbeitsskl­aven? Mitnichten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany