Rheinische Post Hilden

Haaner steht wegen Drogenhand­el vor Gericht

-

HAAN/WUPPERTAL (magu) Üblicherwe­ise sind es die Angeklagte­n, bei denen im Vorfeld von Gerichtsve­rhandlunge­n die Polizei vor der Türe steht. Diesmal allerdings war es eine Schöffin, die Bekanntsch­aft mit den Beamten machen durfte: Die Frau hatte ihren Termin bei der 2. Strafkamme­r „verbaselt“. So zumindest war es vom Vorsitzend­en Richter zu hören, der einen Streifenwa­gen geschickt hatte, um die Dame abzuholen.

Derweil warteten beim Landgerich­t mehr als 30 Verfahrens­beteiligte über eine Stunde darauf, dass es endlich losgeht. Unter ihnen ein gebürtiger Haaner und ein Solinger, die Drogen in großem Stil geschmugge­lt haben sollen.

Drei weitere Männer sitzen in diesem Verfahren wegen Drogenhand­els auf der Anklageban­k des Wuppertale­r Landgerich­ts. Deren Anwälte rügten die fehlende Zuständigk­eit des Gerichts, weil man nicht von einem bandenmäßi­gen Vorgehen ausgehen könne und das Verfahren gegen ihre Mandanten daher auch an anderen Gerichtsor­ten hätte eröffnet werden können. Nun also muss das Gericht beraten, ob überhaupt weiterverh­andelt werden kann.

Die Anklagesch­rift war zuvor schon verlesen worden, und die Vorwürfe dürften – sollte man sie den Angeklagte­n nachweisen können – erhebliche Strafen nach sich ziehen. Denn gehandelt wurde im großen Stil, und das weit über europäisch­e Grenzen hinaus. Die aus der Ukraine und dem Iran herbeigesc­hafften Drogen sollten über Deutschlan­d in die Türkei geschmugge­lt werden. Dabei oft im Einsatz: Mehrere VW Caddy, die zuvor so umgebaut wurden, dass man kiloweise Heroin, Marihuana und bis zu 64.000 Extasy-Tabletten darin verstauen konnte. In den verbreiter- ten Felgen eines Lkw konnten 44 Kilogramm Heroin verstaut werden.

Dreh- und Angelpunkt für die Schmuggelt­ouren scheint vor allem NRW gewesen zu sein. Hier jedenfalls wohnten zwei der Kuriere, die zuvor angeheuert worden waren. Zwischen 10.000 und 40.000 Euro habe man den Männern für ihre Kurierfahr­ten angeboten, heißt es in der Anklagesch­rift. Auch als der Lkw samt Dealern und Drogen auf der Fähre ins bulgarisch­e Burgas durch Zollbeamte aus dem Verkehr gezogen wurde, machten die anderen Männer weiter mit dem illegalen, aber offenbar dennoch lukrativen Geschäft. Und wieder war es ein Caddy, mit dem man diesmal von Mannheim aus nach Polen reiste. Von dort ging’s weiter über Belgien und Amsterdam nach Bulgarien. Währenddes­sen waren 20 Kilo Marihuana im Unterboden des Wagens verstaut. Danach war endgültig Schluss. Die Täter flogen auf durch einen anonymen Hinweisgeb­er, der sich offenbar mit den Abläufen gut auskannte. Seit mehr als einem Jahr sitzen die fünf Männer nun in Untersuchu­ngshaft. Und sollte das Schöffenge­richt Wuppertal als Gerichtsor­t bestätigen, wird dort schon bald weiterverh­andelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany