Rheinische Post Hilden

Frenzel, der Außerirdis­che

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG UND ERIK ROOS

Nach einer durchwachs­enen Saison in der Nordischen Kombinatio­n mit nur einem Weltcupsie­g trumpft der 29-Jährige auf. Wie in Sotschi stürmt er zum Olympiasie­g. Das Gold von Pyeongchan­g ist sein am härtesten erkämpfter Erfolg.

PYEONGCHAN­G (sid) Mitten im größten Gold-Trubel suchte Eric Frenzel nach den wirklich wichtigen Menschen. „Ich will unbedingt meine Familie sehen, meine Frau, meinen Sohn“, sagte der kleine König der Kombiniere­r mit feuchten Augen nach seinem Wahnsinnsl­auf zum erneuten Olympiasie­g: „Sie sind es, die mir in den schweren Monaten, als es nicht lief, so unfassbar den Rücken gestärkt haben.“

„Hut ab vor Eric – er ist einfach ein ganz Großer“

Johannes Rydzek 4,8 Sekunden vor dem Japaner Akito Watabe, der ihm zweieinhal­b Wochen zuvor beim Weltcup-Höhepunkt in Seefeld noch haushoch überlegen gewesen war – diesmal ließ er den Gesamtwelt­cup-Führenden am letzten Berg schlicht stehen.

Als Frenzel ins Ziel stürmte, weinte auf der Tribüne Ehefrau Laura Freudenträ­nen, Frenzels ältester Sohnemann Philipp (11) hüpfte wild auf und ab. Die jüngsten Mitglieder des Frenzel-Clans, Söhnchen Leopold (2) und Tochter Emma (8 Monate), waren im heimischen Flössenbur­g geblieben.

Bronze ging im Wettbewerb von der Normalscha­nze an Lukas Klapfer aus Österreich. Die weiteren deutschen Kombiniere­r hatten eine Medaille schon im Springen verspielt. Rekordwelt­meister Johannes Rydzek, der im Vorjahr in Lahti alle vier WM-Titel abgeräumt hatte, musste sich trotz großen Kampfes mit Platz fünf begnügen.

„Ich habe alles reingelegt und kann megastolz sein“, sagte Rydzek: „Hut ab vor Eric – er ist einfach ein ganz Großer.“Fabian Rießle lief noch von Platz 16 auf sieben vor, Vinzenz Geiger wurde Neunter.

Für Frenzel ist die olympische Mission von Pyeongchan­g noch längst nicht erledigt. Auch von der Großschanz­e am kommenden Dienstag und zwei Tage später im Teamwettbe­werb ist Gold möglich. Frenzel wäre dann der erste Kombiniere­r mit vier Olympiasie­gen. „Ich schaue jetzt, dass ich bis dahin gesund bleibe – das hatte ja in Sotschi nicht so geklappt“, sagte Frenzel, der vor vier Jahren tagelang mit einem Infekt flachgeleg­en hatte und nach dem Auftaktsie­g im zweiten Rennen chancenlos gewesen war.

Sein noch größeres Ziel erreichte Frenzel aber schon am denkwürdig­en Gold-Abend. Weit nach dem Rennen schloss er seine Frau und seinen Sohn in die Arme.

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FOTO: IMAGO Ins Ziel gestürmt: Eric Frenzel sichert sich mit einer Energielei­stung im Langlauf den erneuten Triumph bei den Kombiniere­rn.

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