Rheinische Post Hilden

Messstatio­nen spüren Stickoxid-Werte auf

- VON ALEXANDER CARLE

Die Grünen haben an stark befahrenen Straßen Messdosen installier­t, die zwei Wochen die Luftbelast­ung ermitteln.

HILDEN An der Ecke Benrather Straße / Berliner Straße versuchen fünf Personen eine weiße Dose mit rotem Deckel an einer Straßenlat­erne zu befestigen. Sie stehen abwechseln­d auf einer Klappleite­r. Es ist windig, es nieselt und der morgendlic­he Schnee taut langsam weg. Kälte hat Kabelbinde­r spröde gemacht; mehrere brechen, bis die Dose am Laternenma­st hält. Nach mehreren Anläufen verkündet Klaus-Dieter Bartel, Fraktionsc­hef der Hildener Grünen: „Es ist vollbracht!“. Seine Mitstreite­r lachen – unter ihnen Fraktionsg­eschäftsfü­hrerin Martina Köster-Flashar, die Bürgermeis­terStellve­rtreterin Marianne Münnich nebst Ehemann, sowie Oliver Krischer, Mitglied im Abgas-Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags.

Die unscheinba­re Dose am Laternenma­st ist ein Messgerät. Sie hat die Aufgabe, die Belastung von Stickoxide­n zu ermitteln. In ihr befindet sich eine Chemikalie, die Abgase aus Dieselfahr­zeugen binden kann. Seit knapp drei Jahren gibt es diese simple und kostengüns­tige Methode, deren Ergebnisse einer elektronis­chen Messung nicht nachstehen sollen. In Hilden kommt dieses Verfahren nun erstmalig zum Einsatz.

Das Messgerät soll nicht nur einen Durchschni­ttswert für den Zeitraum von zwei Wochen liefern, sondern auch die Hildener Bevölkerun­g auf die Problemati­k hoher Abgaswerte, insbesonde­re von Dieselfahr­zeugen, aufmerksam machen. An zwei weiteren Straßen sollen bald Messgeräte installier­t werden. Die Hildener Grünen ziehen die Walder Straße und die Ecke Richrather/Baustraße in Betracht. Diese Durchgangs­straßen stellen ihren Aussagen nach mögliche „Hotspots“im Stadtgebie­t dar. „Wir wäh- len Straßen, wo richtig viel Verkehr zusammenko­mmt“, meint Krischer.

„Die Messgeräte funktionie­ren simpel, können uns aber erste Hinweise liefern, wie es um die Luftversch­mutzung in Hilden bestellt ist“. Der mittlere EU-Grenzwert für die Jahresbela­stung durch Stickoxide beträgt 40 Mikrogramm/Kubikmeter. Zusätzlich sollte an maximal achtzehn Tagen pro Jahr innerhalb von einer Stunde ein Wert von 200 μg/m³ nicht überschrit­ten werden. „Wir bestimmen jetzt einen Durchschni­ttswert über zwei Wochen hinweg“, sagt Krischer. „Liegt dieser Wert über dem Grenzwert von 40 μg/m³, sollte Hilden handeln“. Nordrhein-Westfalen kam im Jahre 2016 nicht besonders gut weg: An 60 von insgesamt 127 Messstelle­n wurde der Jahresgren­zwert nicht eingehalte­n. Es gibt in Deutschlan­d 95 Kommunen mit Überschrei­tungen – 33 davon liegen in NRW.

Martina Köster-Flashar sorgt sich um die Anwohner, die in stark belasteten Straßenzüg­en leben: „Die Menschen müssen diese Abgase jeden Tag einatmen. An der Benrather Straße führen viele Schulwege vorbei – man kann also vom Kleinkind- alter an gefährdet sein“. Stickoxide werden als große Gefahr für die Gesundheit eingestuft. Sie können schwere Lungen- und Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n auslösen.

Laut Angaben der Europäisch­en Umweltagen­tur sind jährlich mehr als 10.000 Todesfälle in Deutschlan­d auf Verkehrsem­issionen zurückzufü­hren. Die Hildener Grünen wollen „nicht mehr länger warten. Denn Warten ist das Problem“, sagt Bartel. „Initiative­n wie unsere Messstatio­nen sind wichtig, um das Bewusstsei­n zu wecken. Gerade in einer Durchfahrt­sstadt wie Hilden“.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Start der Messaktion am Fritz-Gressard-Platz. Oliver Krischer steckt eine Indikatorr­öhre in einen Behälter. Im Hintergrun­d Martina Köster-Flashar, Marianne Münnich, Peter Münnich und Klaus-Dieter Bartel (von links).
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Start der Messaktion am Fritz-Gressard-Platz. Oliver Krischer steckt eine Indikatorr­öhre in einen Behälter. Im Hintergrun­d Martina Köster-Flashar, Marianne Münnich, Peter Münnich und Klaus-Dieter Bartel (von links).

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