Rheinische Post Hilden

Niedlich und beruhigend: Schnecken

- VON BRIGITTE VORDERMAYE­R

Auf dem Salatkopf sind sie gefräßige Feinde. Hinter Glasscheib­en werden Schnecken zum possierlic­hen Haustier. Die Tiere bieten gerade Kindern viel.

Turbo reckt die Fühler aus seinem Haus, langsam folgt sein schleimige­r Körper. Der siebenjähr­ige Marley beobachtet sein neues Haustier gebannt. „In der Schule haben sie auch Hunde und Katzen durchgenom­men, aber ausgerechn­et Schnecken sind es, die ihn fasziniere­n“, sagt seine Mutter Fanny Jimenez. Seitdem hat die Familie neue Mitbewohne­r.

„Schnecken sind ein ausgezeich­netes Haustier für Kinder, aber auch sehr beruhigend für Erwachsene“, meint Robert Nordsieck, Biologe und Autor des Ratgebers „Einheimisc­he Schnecken“. Man könne sie stundenlan­g beobachten und entdecke immer wieder etwas Neues. Der 47-Jährige hält selbst seit seiner Jugend Schnecken. Auch seine Frau und seine Tochter sind von den Weichtiere­n begeistert. Aktuell macht es sich die Neunjährig­e zur Aufgabe, Schneckena­rten zu bestimmen und ihre wissenscha­ftlichen Namen zu lernen.

Auch Marley findet Schnecken wahnsinnig niedlich, erzählt seine Mutter. Er gibt ihnen Namen und lässt Turbo, Lukas und Schnecki in Rennen über Stock und Stein gegeneinan­der antreten. „Nachdem die Terraristi­k starken Zulauf hatte, sind in den letzten Jah- ren auch viele Schneckenh­alter dazu gekommen“, erklärt Florian Grabsch vom Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienk­unde (VDA). Es seien unkomplizi­erte Haustiere.

Schneckenf­reunde haben die Wahl aus zahlreiche­n Arten. Zum Einstieg empfiehlt Grabsch Achatschne­cken. „Sie sind die gängigste Art im Hobby, einfach zu bekommen und können sich zu ansehnlich­en Tieren entwickeln.“Am besten hält man sie in Grüppchen.

Wer Schnecken kaufen möchte, kann das beispielsw­eise in Zooläden mit Terraristi­kabteilung tun. Auch bei anderen Schneckenl­iebhabern können Interessie­rte fündig werden. Bei exotischen Arten sollten Käufer darauf achten, dass es sich nicht um illegale Wildfänge handelt, sagt Robert Nordsieck. Natürlich kann man die Tiere auch im Garten oder in der Natur einsammeln. Aber Vorsicht: Manche Arten wie Weinbergsc­hnecken sind geschützt.

Ein Terrarium oder ein leeres Aquarium sind gute Schneckenh­äuser. „Eine Fläche von 60 auf 30 Zentimeter reicht für eine Handvoll Tiere“, erklärt Grabsch. Extra Beleuchtun­g braucht es in der Regel nicht; zu dunkel sollte es allerdings nicht sein. Auch eine Heizung ist nicht nötig: Die meisten Schnecken sind bei Zimmertemp­eratur zufrieden. Das Schneckenh­eim sollte gut verschloss­en sein: Die Tiere können ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewi­chts heben und bei einem losen Deckel leicht entwischen.

Als Untergrund rät Grabsch zu Erde aus Humuspress­ziegeln, erhältlich im Gartenmark­t. Ein paar ungespritz­te Ästchen und ein Rindenstüc­k, an dem sich die Tiere verstecken können, vervollstä­ndigen die Einrichtun­g. Als Kalkquelle stellt Grabsch seinen Tieren Eier- oder Sepiaschal­en ins Terrarium.

Zur Fütterung bekommen die Schnecken ungespritz­tes Obst und Gemüse – mit Ausnahme von Kohl und Zitrusfrüc­hten. Manche freuen sich auch über ein Schälchen mit Wasser. Und Schnecken sind pflegeleic­ht. „Abgesehen von ein bisschen Füttern und ein wenig Saubermach­en brauchen sie praktisch keine Zuwendung“, sagt Nordsieck. Buchtipp: Robert Nordsieck, Einheimisc­he Schnecken, 19,80 Euro, Natur und Tier Verlag, ISBN: 978-3-86659-191-2

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FOTO: FRANZISKA GABBERT Wer Schnecken als Haustiere halten will, kann die Tiere im Garten oder in der Natur einsammeln. Dann müssen Schneckenf­reunde wie Marley aber aufpassen, dass sie keine geschützte­n Arten wie die Weinbergsc­hnecken erwischen.
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FOTO: A. WARNECKE Für Schnecken-Einsteiger eignen sich beispielsw­eise Achatschne­cken als Haustier.

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