Rheinische Post Hilden

Gänseeier – echt riesig

- VON ISABEL KLAAS, STEPHAN MEISEL UND NATHALIE SCHÄCKEL

Für XXL-Spiegeleie­r eignet sich das Gelege vom Schnattert­ier, für die feine Küche auch das Wachtelei.

REGION Rund 100 Gänse schnattern ab April jedes Jahr fröhlich auf den Wiesen des idyllisch gelegenen Paulinenho­fes in Leichlinge­n-Witzhelden. Dass in sieben Monaten mit diesem Vergnügen Schluss sein wird, weil sie als Martinsgan­s in unseren Brätern landen, wissen die Tiere zum Glück nicht. Einige der Gänse auf dem Paulinenho­f dürfen allerdings länger leben. Weil sie die besonders auch zu Ostern so beliebten Gänseeier legen. „40 Eier pro Gans pro Jahr kann man rechnen“, sagt Landwirtin Katrin Lutz. Denn die Gans legt nur im Frühjahr Eier. Dann ist Schluss. Rund jeden zweiten Tag produziert sie neu, wenn man ihr das Ei immer wieder wegnimmt. Im anderen Fall brütet sie es aus. Das dauert vier Wochen, eine Woche länger als beim Huhn.

„Gänseeier sind sehr gefragt“, sagt Katrin Lutz, „zum Beispiel von Menschen, die eine Hühnereiwe­ißAllergie haben.“Auch sonst seien sie als XL-Spiegeleie­r oder riesige gekochte Frühstücks-Delikatess­e beliebt. Und zwar nicht nur zu Ostern.

Vier bis fünf Jahre alt werden die Legegänse, die separat von den Schlachtti­eren gehalten werden. „Gänse gehen eine enge Freundscha­ftsbeziehu­ng untereinan­der ein. Wenn man plötzlich Tiere aus ihrer Mitte nimmt, die nicht wieder- kommen, trauern die anderen“, erzählt Katrin Lutz. Das tun sie offenbar ähnlich wie die Menschen: Sie fressen nicht mehr und nehmen ab. Zur Schlachtze­it im November sind sie dann so dünn, dass sie kaum noch einen passablen Braten abgeben. „Man muss da sehr gut aufpassen, dass man nicht die falschen Tiere aus der Gruppe nimmt“, sagt die Landwirtin, die viele Jahre Erfahrung mit den aufmerksam­en Tieren hat. „Wir wollen, dass es unseren Tieren gut geht.“

Die Gänse kommen übrigens als Küken aus Rietberg im Nordosten NRWs auf den Paulinenho­f und werden dann mit Getreide und Mais aufgezogen. Dieses Jahr hat allerdings der Fuchs ein paar Legetiere geholt. „So viele Gänseeier wie sonst werden wir wohl nicht haben“, sagt Lutz. Wer allerdings vorher anruft, hat vielleicht noch eine Chance auf eines der beliebten dicken Eier von frei lebenden Gänsen. Übrigens hat es der Paulinenho­f auch mal mit Enteneiern probiert. „Da hat sich allerdings kaum einer ran gewagt“, sagt Katrin Lutz.

Auch auf dem Langenfeld­er Wochenmark­t werden im Frühjahr Gänseeier erhältlich sein. Zum Beispiel am Stand von Markus Kempe (30) der sowohl am Dienstag als auch am Freitag neben Fleisch-, Wild- und Wurstspezi­alitäten vor allem Hühnereier seines Remscheide­r Geflügelho­fs verkauft. „Vier bis sechs Wochen lang gibt es etwa ab März an unserem Marktstand Gänseeier.“Diese kauft Kempe mangels eigener Gänse allerdings zu. Anders sieht es mit den kleinen, aber feinen Wachteleie­rn aus. Die hat der Rem- scheider für die Kundschaft quasi das ganze Jahr über im Sortiment. „Ich habe – eher hobbymäßig – eigene Wachteln“, sagt Kempe und zeigt einen Behälter mit drei Dutzend der gesprenkel­ten Minieier. Nicht nur Stammkunde­n schätzen die Möglichkei­t, die in der feinen Küche gerne als Hingucker verwendete­n Wachteleie­r stets auf dem Langenfeld­er Wochenmark­t kaufen zu können.

Andreas Ingenbleek ist seit nunmehr 22 Jahren jeden Donnerstag mit dem Stand seines Geflügelho­fs beim Benrather Wochenmark­t dabei. Der 46-Jährige bezieht die jetzt zum Verkauf stehenden Gänseeier aus seiner Heimat – einem ihm vertrauten Betrieb in Kevelaer am Niederrhei­n. Die Eier können in der Saison zwischen Januar und Anfang Juni gekauft werden. Im Frühjahr legen Gänse die meisten Eier. Nach Angaben von Ingenbleek sind Gänse außerdem schwierige­r zu beeinf lussen, ganzjährig Eier zu legen, als Hühner. Die Gänseeier sind etwa drei mal größer als Hühnereier und kosten bei ihm drei Euro pro Stück. Zudem gibt es auch bei Ingenbleek die kleinen Wachteleie­r und ab und an auch riesige Straußenei­er zu kaufen.

Der Marktwagen in Benrath bewirbt für die Gänseeier beinahe nur Stammkunde­n. Die Käufer kommen regelmäßig her, kennen sich mit Herkunft und Angebot aus und wissen, von wem sie die Eier kaufen. Andreas Ingenbleek selber isst übrigens nach eigenen Angaben die Gänseeier selber sehr oft und in jeder Variante, als Spiegelei, Rührei oder gekocht.

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