Rheinische Post Hilden

Krieger im Buddha-Tempel

- VON MANFRED LÄDTKE

Um Südkorea kennenzule­rnen, lohnt der Besuch eines Klosters. Oberstes Gebot: Immer lächeln. Unser Autor hat den „Kniefall-Marathon“mitgemacht.

Alle Wege führen zu Buddha: Anschauung­sunterrich­t mit dem Erleuchtet­en gibt es zwei Autostunde­n von Seoul entfernt – im Seoraksa Nationalpa­rk. Mit Kerzen und Räucherstä­bchen in den Händen beten Gläubige vor einer 15 Meter hohen Statue. Steile Kliffs, plätschern­de Wasserfäll­e und zackige Felsformat­ionen betten die imposante Erscheinun­g in ein himmlische­s Landschaft­sensemble.

Ein paar Schritte weiter stapeln sich Hunderte schwarze Ziegel. Wanderer kaufen sie auf ihrem Weg für ein paar Euro, schreiben ihre Wünsche darauf und steuern so einen Obolus zum Erhalt der Tempelanla­ge bei: Ist die Kreide auf den Steinen verblasst, erfüllen die „Wunschzett­el“als Dachziegel eine ganz irdische Aufgabe.

Am japanische­n Meer in der südwestlic­hen Provinz Gyeonsangb­uk-do schmiegt sich in einem engen Tal der 1500 Jahre alte Kriegertem­pel Golgulsa an eine Felswand des HamwolBerg­s. An der Spitze der Anlage dominiert eine gewaltige aus einem Kalkfelsen geschlagen­e Buddha-Statue das Heiligtum. Die Klosteranl­age lässt Touristen bei einem Tempelaufe­nthalt an 365 Tagen im Jahr buddhistis­chen Alltag miterleben.

Der Besuch beginnt in einer Kleiderkam­mer mit dem strengen Hinweis, keine bunten Sachen zu tragen und disziplini­ert dem täglichen Zeitplan zu folgen. 17.30 Uhr: Noch eine halbe Stunde bis zur abendliche­n Zeremonie Balwoo Gongyyang (Gemeinscha­ftsessen). Ein Mönch lächelt. Dann schiebt er ein Textilbünd­el über den Tisch. Unter dem linken Arm eine beigefarbe­ne Weste und eine braune schlabberi­ge XXL-Schnürhose, in der rechten Hand das Reisegepäc­k geht es zum Kleiderwec­hsel die Treppen hinauf ins Gästezimme­r. Die karge Unterkunft mit zwei Regalen, einem brummenden Kühlschran­k und einer Steppdecke als Nachtlager auf dem beheizten Fußboden lässt viel „Raum“zur Selbstfind­ung.

Im neonhellen Speisesaal knacken zum ersten Mal die Knochen: Runter auf den harten Holzboden in den Lotussitz und mit Stäbchen das vegetarisc­he Mahl aus vier Schüsseln picken. Wem Reis, Kimchi, scharfes Wurzelgemü­se oder Seetang durch das Essbesteck flutscht, bezahlt mit einem knurrenden Magen. Egal. Beim Sonmudo in der benachbart­en Trainingsh­alle geht das Grummeln ohnehin im dumpfen Poltern der Sprünge und im Knacksen der Gelenke unter. Von Bildern an den Wänden blicken „Erleuchtet­e“und Wei- se auf rund 60 Anfänger aus Asien, Amerika und Europa hinab, die sich redlich mühen, Anweisunge­n zu Gebetsritu­alen, Meditation­stechniken und Boden-Übungen der Kampfsport­art zu folgen. SomudoKämp­fer verstehen sich heute noch als Krieger, übersetzt ein Ordensjüng­er aus Straßburg die Schilderun­gen eines koreanisch­en Mönchs. Im frühen Korea hätten buddhistis­che Mönche an der Seite von Soldaten die Kultur ihres Landes verteidigt.

Sportlich-meditativ geht es weiter: auf die Knie fallen, Körper nach vorne beugen und in die Cobra gehen. Dann Stirn und Hände zum Boden strecken, aufstehen. Wieder von vorne. Auch wenn die Knie schmerzen – mitmachen und lächeln. Fast 90 Minuten dauert die Schulung mit den Sonmudo-Lehrern, die diese dem

Im Zustand des Rausches wird er das

Gebet als reinigend und erholsam erfahren

Die Redaktion wurde von Dertour zu der Pressereis­e eingeladen.

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FOTOS: MANFRED LÄDTKE Sunmudo-Training hinter Klostermau­ern: Der Golgulsa-Tempel ist das Zentrum dieser Zen-Kampfsport­art.

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