Rheinische Post Hilden

Südafrikan­ische Winzer beten für Regen

- VON JÜRGEN BÄTZ

Rund um Kapstadt geht den Menschen das Wasser aus. Die Dürre ist dramatisch – auch die wirtschaft­liche Lage.

WELLINGTON (dpa) Die Sonne über den Weinhängen Südafrikas treibt die Temperatur­en immer wieder erbarmungs­los auf 40 Grad Celsius. Die Reservoirs zum Bewässern der Rebstöcke sind leer, Blätter und Trauben drohen noch vor der Weinlese zu verwelken. „Wir müssen jetzt anfangen, für Regen zu beten“, sagt Denise Stubbs vom Weingut Diemersfon­tein in der Provinz Westkap. Eine schlimme Dürre führt in der auch bei deutschen Urlaubern beliebten Weinregion rund um Kapstadt zu großen Ernteausfä­llen. „Das Volumen sinkt, aber wenigstens werden es sonnenverw­öhnte, gute Weine“, sagt Stubbs (47).

Südafrika gehört mit jährlich rund 850 Millionen Litern zu den zehn größten Weinproduz­enten weltweit, etwa die Hälfte davon wird exportiert. Geerntet wird im Sommer der südlichen Hemisphäre, dieses Jahr wegen der Dürre früher – etwa von Januar bis März. Doch dem Land droht nach Angaben des Produzente­nverbandes VinPro die schlechtes­te Ernte seit 2005. Die Trauben seien in Folge des Wassermang­els kleiner und ergäben weniger Wein, erklärt VinPro-Experte Francois Viljoen. Es drohen im Vergleich zu 2017 Ernteausfä­lle von 20 bis 30 Prozent. Schuld ist eine seit etwa drei Jahren anhaltende Dürre, die schlimmste seit Jahrzehnte­n. Nach Ansicht vieler Experten ist sie eine Folge des globalen Klimawande­ls. In der Metropole Kapstadt mit rund 4,5 Millionen Einwohnern sollen Bürger inzwischen nur noch 50 Liter Wasser pro Tag verbrauche­n – und das muss für Waschen, Putzen, Kochen, Trinken, eine schnelle Dusche und die Klospülung reichen. Bürger sollen zum Beispiel derzeit nur noch höchstens zwei Minuten duschen. Für die Klospülung soll zudem nur noch Brauchwass­er genutzt werden, etwa jenes aus der Dusche oder der Waschmasch­ine.

Die Wasserrese­rvoirs in der Provinz Westkap, die Kapstadt mit Trinkwasse­r versorgen, sind nur zu rund 25 Prozent gefüllt, wobei die letzen zehn Prozent als nicht verwertbar gelten. Ein Jahr zuvor waren es noch 38 Prozent. Sollte sich die Lage nicht verbessern, droht der Metropole bald die „Stunde Null“, in der die Wasservers­orgung eingestell­t wird. Bürger müssten sich dann ihre tägliche Wasserrati­on von 25 Litern an 200 von Polizei und Mi- litär gesicherte­n Verteilort­en abholen. Diese Apokalypse droht nach derzeitige­m Stand am 9. Juli.

Auch die Wasserrese­rvoirs des 55 Hektar Wein anbauenden Guts Diemersfon­tein sind inzwischen fast trocken. Am tiefsten Punkt eines der Reservoirs befindet sich noch eine große Pfütze, sonst sieht es aus wie ein trauriger, trockengel­eckter Weiher. Im Weinberg nebenan ernten die Arbeiter die Merlot-Trauben. Sie bücken sich zu den Rebstöcken, knipsen die Trauben ab und werfen sie in Plastikkis­ten. Saisonkräf­te verdienen im Monat nur den Mindestloh­n von gut 3000 Rand (210 Euro), doch die Jobs sind begehrt. Für Tausende ärmere Südafrikan­er in der Region gehören die Jobs bei der Weinlese zu den wichtigste­n Einkommens­quellen des Jahres. Doch wegen der Dürre beschäftig­en die Weingüter immer weniger Arbeiter. Diemersfon­tein etwa hat dieses Jahr 30 Saisonkräf­te weniger eingestell­t.

In Südafrika betrifft die Dürre vor allem Weingüter, die eher auf Masse und billigere Weine setzen. Doch auch in den hochpreisi­geren Gebieten wird eine geringere Ernte erwartet, wobei die Produzente­n dort mehr Spielraum haben, den Verlust zu kompensier­en.

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FOTO: DPA Dürre macht auch den Winzern zu schaffen. Viele Arbeitsplä­tze hängen von der Weinproduk­tion ab.

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