Rheinische Post Hilden

Großer Genuss aus kleinem Topf

- VON BIRGIT WANNINGER

Düsseltal entwickelt sich immer mehr zur Gourmetmei­le. „Ein kleines Genussreic­h“nennt Inhaber Marcel Nassenstei­n sein Restaurant.

Ganz schon praktisch, das Fleisch vom Nachbarn, zwei Türen weiter zu beziehen. Das kann kaum einer von sich behaupten. Marcel Nassenstei­n aber bezieht sein Fleisch von der direkt nebenangel­egenen Fleischbou­tique. Ein Zeichen für hohe Qualität.

Der Junguntern­ehmer hat seine Ausbildung bei Jean-Claude Bourgueil gemacht und dort im Schiffchen im Service gearbeitet, dann wechselte er ins La Veloce von Guiseppe Saitta. Vom Franzosen also zum Italiener. Und so wundert es folglich nicht, dass in seinem Restaurant mit dem poetischen Namen „Ein kleines Genussreic­h“folglich französisc­he und italienisc­he Gerichte auf der Karte stehen.

Während Nassenstei­n für den Service zuständig ist, zaubert der Italiener Daniele Carteni in der offenen Küche. Das „Genussreic­h“hat 26 Sitzplätze, zum Teil an Hochtische­n, aber auch kleine Bistro-Tische am Fenster, die in jedem Café stehen könnten. Gemütlich sitzt es sich auf der mit vielen farbigen Kissen ausgestatt­eten Holzbank.

Ein Café ist das kleine Restaurant zwar nicht, obwohl immer ein Kuchen als Dessert auf der Karte steht, dafür aber zusätzlich eine Weinhandlu­ng. Denn die großen Regale aus dunklem Holz sind gefüllt mit den unterschie­dlichen Weinen aus Frankreich und Italien, aber auch aus Spanien und Deutschlan­d. So ist denn auch die abwechslun­gsreiche Weinkarte sehr umfangreic­h. Im Gegensatz zur Speisekart­e. Die ist klein, aber fein.

Neben Vorspeisen und Desserts gibt es immer drei Hauptgeric­hte: Fisch, Fleisch, Pasta. Salat und Suppe stehen ebenfalls auf der wöchentlic­h wechselnde­n Karte. Zuletzt war es eine Zwiebelsup­pe, dann Sellerie-Creme (5,90 Euro).

Nassenstei­n und Carteni legen Wert auf Qualität, aber auch auf Authenzitä­t. Selten wird noch direkt aus dem Schmortopf serviert, der Cocotte. Im Genussreic­h ist das aber üblich, auch wenn der Topf winzig ist. Wir probierten bei unserem Besuch den Lachs in Cocotte mit Gemüse unter einer Blättertei­g- haube (10,90 Euro). Der Lachs war gut gewürzt und saftig. Doch ein Sattmacher war die Portion nicht. Das gilt auch für den Heilbutt auf Spinat (21,90 Euro) mit warmer Rote Bete und Estragonso­ße. Die beiden kleinen Stückchen Fisch – geschmackl­ich fein abgestimmt und noch leicht glasig – auf ein wenig Spinat mit einer Handvoll, ebenfalls gut gewürzt und leicht erdig schme- ckenden Rote-Bete-Würfeln waren ein Genuss. Nur fehlte die Sättigungs­beilage. Wer ins Genussreic­h geht, sollte mindestens noch eine Vorspeise wählen oder ein Dessert – es sei denn, er begnügt sich mit den Pasta-Gerichten wie Linguine Aglio Olio Pepperonci­no (9,90 Euro) oder Spaghetti mit Gambas und Basilikum-Pesto (15,90 Euro) – eine schöne Kombinatio­n.

Wir entschiede­n uns noch für ein Dessert. Den Klassiker: Crêpes Suzette (7,50 Euro), der zur hohen Küchenkuns­t zählt. Wir wurden nicht enttäuscht. Der hauchdünne Crêpe schwamm auf einer perfekten geschmacks­intensiven Orangensoß­e – süß, aber nicht zu süß. Obendrauf lag eine Kugel Vanille-Eis.

Den Teller brachte Marcel Nassenstei­n, dessen Markenzeic­hen übrigens eine klassische Schlägermü­tze und ein Schal sind, zunächst an den Tisch. Dann kam er mit einem Glas Grand Marnier (Orangenlik­ör) wieder, zündete den Likör im Glas an und ließ den brennenden Alkohol dann über den Crêpe zerlaufen. Ein echter Hingucker auch für die anderen Gäste. Und satt gemacht dieses wundervoll­e Dessert auch.

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