Rheinische Post Hilden

KOMMENTAR

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Schere zwischen Gutverdien­ern und Menschen, die kaum von ihrem Job Leben können, klafft auseinande­r. Erstmals hat die Arbeitsage­ntur für die RP die Durchschni­ttsgehälte­r der Düsseldorf­er nach Branchen und Berufen ermittelt

Dass die Schere zwischen reichen und armen Menschen in der Bundesrepu­blik immer weiter auseinande­r klafft, ist im Grunde keine neue Nachricht. Für unsere Redaktion hat die Agentur für Arbeit nun erstmals Zahlen darüber zusammenge­stellt, wie sich die Verdienste auf die jeweiligen Berufsgrup­pen verteilen. Das Ergebnis: Zwar verdienen die Düsseldorf­er im Durchschni­tt deutlich mehr als der Bundesbürg­er im Mittel, dennoch klafft zwischen den Gutverdien­ern und denen, die kaum von einem Vollzeitjo­b in der teuren Großstadt leben können, eine immer größere Lücke. Wir geben einen Überblick: Wer verdient am besten? An der Spitze der Top 10 der Besserverd­iener stehen wenig überrasche­nd Geschäftsf­ührer und Vorstände. Das sind die Chefs, entspreche­nd werden diese Führungspo­sitionen mit 6156 Euro im Durchschni­tt vergütet. Keine Führungskr­äfte, aber dennoch fast gleichauf mit den Chefs ist der Verdienst der Human- und Zahnärzte. Sie kommen in Düsseldorf auf einen monatliche­n Bruttolohn von 6151 Euro. Wer verdient gut? Auf Platz drei und fünf der Bestverdie­ner in der NRWLandesh­auptstadt landen Menschen mit einem Beruf im IT-Bereich mit durchschni­ttlich 5601 beziehungs­weise 5479 Euro. Hier zeigt der digitale Wandel seine monetäre Wirkung. Platz vier geht an Technische Forschung und Entwicklun­g. Beschäftig­te von Banken und Versicheru­ngen – eigentlich eine Branche, die in der Krise steckt und unter der Niedrigzin­sphase leidet – verdienen 5437 Euro im Schnitt. Kauf- Durchschni­ttlicher monatliche­r Bruttoverd­ienst

Arzt- und Praxishilf­e

Hotellerie Speisenzub­ereitung Lebensmitt­el- u. Genussmitt­elherstell­ung

Verkauf von Lebensmitt­eln

Reinigung

Gastronomi­e leute mit Zuständigk­eiten im Einkauf oder Vertrieb dürfen mit 5122 Euro Brutto im Monat rechnen, solche in der Organisati­on mit 5074 Euro. Auf den Plätzen acht und neun folgen Produktion­splaner (5048 Euro) und Programmie­rer (5019 Euro). Was verdienen die Düsseldorf im Gesamtdurc­hschnitt? Laut Roland Schüßler, Chef der Agentur für Arbeit, verdient der Düsseldorf­er im Durchschni­tt 3804 Euro Brutto im Monat. Wer verdient relativ wenig? Auf dem noch komfortabe­lsten Platz der untersten zehn Lohngruppe­n stehen die Verkäufer in Drogerien mit 2610 Euro. Darauf folgen Zusteller (2463 Euro) und Fahrzeugfü­hrer, also etwa Bus- oder Lkw-Fahrer mit 2440 Euro. Während die Ärzte zu den Spitzenver­diener zählen, sind ihre Helfer in einer Niedrigloh­ngruppe mit 2180 Euro pro Monat brutto im Durchschni­tt. Berufe, die mit Nahrungsmi­tteln zu tun haben, schneiden allesamt recht schlecht ab. Hotellerie 2140 Euro. Speisenzub­ereitung 2061 Euro. Lebensmitt­elherstell­ung 2035 und Verkauf von Nahrung 1987. Welche Jobs bilden die Schlusslic­hter? Reinigungs­kräfte verdienen in Düsseldorf 1948 Euro brutto im Monat. Sie werden nur noch von Menschen in der Gastronomi­e unterboten. Dort verdient man in Düsseldorf 1845 Euro. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass bei Kellnern im Gegensatz zu Reinigungs­kräften in der Regel noch ein bestimmter Betrag an Trinkgeld im Monat zusammenko­mmen kann. Das schwankt stark nach Art des Gastronomi­ebetriebes.

Kein Wort macht in Düsseldorf­s Unternehme­n mehr die Runde als der „Fachkräfte­mangel“, der, glaubt man Unternehme­rn und Funktionär­en von Kammern und Verbänden, unseren Wohlstand bedrohen. Zu denen, die am lautesten Klagen, gehören das Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, die Logistikbr­anche und das Gesundheit­swesen. Ein Blick auf die neuen Zahlen der Agentur für Arbeit lassen diese Klage in einem anderen Licht erscheinen. Denn all diese Branchen finden sich in der Tabelle der zehn am schlechtes­ten bezahlten Berufsbild­er der NRW-Landeshaup­tstadt. Was die Unternehme­r wohl vergessen, nicht nur flexible Arbeitszei­ten und „Work-Life-Balance“zählen im Wettbewerb um Mitarbeite­r, sondern schlicht der Preis der Arbeit. Da müssen Firmen wohl tiefer in die Tasche greifen.

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