Rheinische Post Hilden

Ein Glücksfall für den Rather SV

- VON TOBIAS DINKELBORG

Talha Demir hat schon in der zweiten türkischen Liga gespielt, jetzt kickt er in der Fußball-Landesliga.

Nur noch wenige Minuten sind in der ersten Halbzeit zu spielen, als Talha Demir den Ball fein säuberlich neben der Eckfahne platziert. Ein, zwei Schritte Anlauf – und die Kugel segelt in den Strafraum. Aber mehr noch: Sie dreht sich mit viel Schnitt und überquert plötzlich die Linie. Ohne weitere Berührung.

Es ist Demirs erster Treffer im Trikot des Fußball-Landesligi­sten Rather SV und ein ganz entscheide­nder Schritt zum 4:1-Sieg gegen den Stadtrival­en MSV zu Beginn der Saison. Aber beileibe nicht das letzte Tor des 22-Jährigen. Denn inzwischen zieren sein Konto bereits neun Treffer, kein anderer Teamkolleg­e kann da mithalten. Diese Tatsache wirkt umso bemerkensw­erter, da Demir eigentlich eine andere Lieblingsb­eschäftigu­ng hat. „Ich freue mich über einen Assist viel mehr“, betont der ausgewiese­ne Standardsp­ezialist.

Allerdings beschäftig­t sich Demir nicht nur mit ruhenden Bällen, sondern ist zugleich die treibende Kraft im Maschinenr­aum der Mannschaft. Ein kreativer Spielgesta­lter. Diesen Eindruck kann sein Trainer nur bestätigen. „Talha ist für uns sehr wichtig“, erklärt Andreas Kusel. „Manchmal ist er zu verspielt, aber er könnte locker in einer guten Oberliga-Truppe mithalten.“

Dass Demir im Sommer trotzdem den Weg vom SC Kapellen-Erft zum RSV eingeschla­gen hat, liegt an seiner Verletzung­sanfälligk­eit. „Ich hatte zwei Meniskusri­sse“, erzählt er. „Um fit zu werden und Spielpraxi­s zu sammeln, bin ich

deshalb nach Rath ge- wechselt.“Dabei wäre ihm zuvor beinahe schon ein beachtlich­er Karrieresp­rung geglückt.

Vor vier Jahren – damals trug er noch als A-Jugendlich­er das Trikot des BV 04 – waren Scouts vom türkischen Zweitligis- ten Gazisehir Gaziantep FK im Rahmen der U19 Champions Trophy auf den 22-Jährigen aufmerksam geworden. „Anschließe­nd bin ich nach Hilden gegangen, wurde ein Jahr lang beobachtet“, berichtet Demir, „und dann zu einem zweiwöchig­en Probetrain­ing in die Türkei eingeladen.“

Weil der gebürtige Düsseldorf­er einen bleibenden Eindruck hinterließ, stand einer Verpflicht­ung nichts mehr im Wege. Der große Traum währte jedoch nicht lange, denn das folgende Jahr verlief alles andere als gewünscht. Demir stand in der Türkei in der zweiten Reihe, spielte nur selten. „Obwohl ich hart gearbeitet habe“, sagt er ein wenig frustriert.

In Rath hat er sein Glück nun wiedergefu­nden und ist in berauschen­der Form. Die möchte der Standardsp­ezialist auch morgen (15 Uhr, Rather Waldstadio­n) wieder bestätigen, dann ist die Zweitvertr­etung des TSV Meerbusch zu Gast.

Beim MSV war nach dem 3:1-Sieg gegen den 1. FC Mönchengla­dbach riesige Freude. „Für die Seele war das überragend“, sagt Trainer Mohamed Elmimouni erfreut, „wir haben sehr gut gespielt.“Ausruhen kann sich der Aufsteiger auf diesem Erfolg allerdings nicht. Denn morgen (15 Uhr, Sportplatz an der Stadionstr­aße) steht die Auswärtspa­rtie beim VfL Jüchen-Garzweiler an. „Das ist ein Gegner auf unserem Niveau“, sagt Elmimouni. „Wir werden vorbereite­t sein.“

Für den VfL Benrath sieht es verhältnis­mäßig düster aus. Schließlic­h wird die Lage im Abstiegska­mpf für die Schlossstä­dter immer bedrohlich­er. Vor dem Gastspiel beim 1. FC Mönchengla­dbach (morgen, 15 Uhr) beträgt der Rückstand auf den ersten direkten Nichtabsti­egsplatz schon sieben Punkte.

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FOTO: OLA Talha Demir – hier noch im Trikot vom VfB Hilden.

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