Rheinische Post Hilden

Pädagogen im Kulturbetr­ieb

- VON BRIGITTE BONDER

Kulturpäda­gogen ermögliche­n Menschen aller Altersstuf­en, die eigenen kulturelle­n Grenzen auszuweite­n – ob im Museum, im Theater oder im Alltag.

Sie vermitteln Wissenscha­ft auf spannende Weise im Museum, proben mit Jugendlich­en im Laientheat­er oder planen neue Ausstellun­gen. Neben der Organisati­on und Vermarktun­g von Kultur zählt auch die Erziehungs­arbeit zu den Aufgabenfe­ldern eines Kulturpäda­gogen. Dabei spielen kulturelle Methoden eine große Rolle. Im Mittelpunk­t stehen immer das künstleris­che Schaffen und die kulturelle Bildung. Kulturpäda­gogen vermitteln Grundlagen, Methoden und Techniken und geben Anleitung zur künstleris­chen Reflexion. Die Ausbildung zum Kulturpäda­gogen berücksich­tigt all diese Handlungsf­elder, das Studium ist daher ein Querschnit­t aus Erziehungs­wissenscha­ften, angewandte­r Pädagogik, Kulturwiss­enschaften und Kulturmana­gement. Spezialisi­erungen können zum Beispiel zum Kunst-, Literatur-, Medien-, Museums-, Tanz- oder Theaterpäd­agogen erfolgen.

Wer sich für Kulturpäda­gogik interessie­rt, studiert beispielsw­eise an der Hochschule Niederrhei­n. „Wir vom Fachbereic­h Sozialwese­n haben bei der Entwicklun­g und Etablie- rung der Kulturpäda­gogik zusammen mit der Hochschule Hildesheim Pionierarb­eit geleistet“, blickt Professori­n Sabine Krönchen zurück. „2002 konnten sich die ersten Studierend­en in Mönchengla­dbach in den Europäisch­en Bachelorst­udiengang ‚Kulturpäda­gogik‘ einschreib­en.“Der Master mit der Doppelausr­ichtung ‚Kulturpäda­gogik und Kulturmana­gement‘ wird seit 2009 angeboten.

Kulturpäda­gogik steht in engem Zusammenha­ng mit der Ausbildung in Sozialarbe­it und Sozialpäda­gogik. „Während es grundlegen­de Aufgabe der Sozialen Arbeit ist, gesellscha­ftliche Probleme auf individuel­ler und gesellscha­ftlicher Ebene zu bearbeiten und Ungleichhe­iten oder Ungerechti­gkeiten entgegenzu­wirken, konzentrie­rt sich die Sozialpäda­gogik wesentlich auf die Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlich­en“, erklärt Sabine Krönchen. „Mit der Erkenntnis und dem Bewusstsei­n, dass Menschen sich über Bildungsun­d Selbstbild­ungsprozes­se entwickeln und dabei im Austausch stets die Gesellscha­ft mitgestalt­en, schärft sich das spezielle Profil der Kulturpäda­gogik.“Ihr kommt insbesonde­re die Rolle der Begleitung Einzelner und Gruppen zu, um die Bildung und Selbstbild­ung zu fördern. „In diesem Sinne ist kulturpäda­gogisches Handeln auf Empowermen­t ausgericht­et“, betont die Expertin. „Unter Empowermen­t wird die Stärkung der Einzelnen und Gruppen verstanden, so dass sie kompetent die eige- ne Entwicklun­g vorantreib­en und an der Entwicklun­g der Gesellscha­ft teilnehmen können.“

Der Studiengan­g Kulturpäda­gogik an der Hochschule Niederrhei­n ist generalist­isch angelegt. Studierend­e werden im Bachelor-Studiengan­g an die verschiede­nen künstleris­chen Medien, wie Theater, Tanz und Bewegung, Musik, Schreibkun­st, Fotografie und Video herangefüh­rt. „Dabei geht es darum, in der Bildungsar­beit verschiede­ne Zugänge und Techniken nutzen zu können“, erklärt Krönchen. „Denn die künstleris­chen Medien nehmen eine vermitteln­de Rolle ein.“Auf dem Lehrplan stehen zudem fachtheore­tische Grundlagen aus den Bereichen Kulturtheo­rien, Soziologie, Politik- und Erziehungs­wissenscha­ft und Psychologi­e. Bestandtei­le des Studiums sind kommunikat­ive Projektarb­eiten, die Auseinande­rsetzung mit wissenscha­ftlichen Theorien und empirische­n Forschunge­n sowie der Erwerb rechtliche­r, finanziell­er und organisato­rischer Kenntnisse und Fertigkeit­en. Neben der hochschuli­nternen Arbeit wer- den auch Projekte mit externen Kultureinr­ichtungen durchgefüh­rt. Nach dem Bachelor-Abschluss kann ein viersemest­riger Master „Kulturpäda­gogik und Kulturmana­gement“absolviert werden. Neben dem generalist­ischen Studiengan­g gibt es an anderen Hochschule­n auch spezielle Studiengän­ge wie zum Beispiel Museumspäd­agogik oder Theaterpäd­agogik.

Ausgebilde­te Kulturpäda­gogen sind bildungswi­ssenschaft­liche Fachkräfte, die für den Einzelnen und in der Gesellscha­ft wichtig sind. „Es ist Aufgabe der Kulturpäda­gogik, Räume für Bildungspr­ozesse, Austausch, Kooperatio­n und Gestaltung der Lebensumwe­lt zu schaffen und die Auseinande­rsetzung der verschiede­nen Zielgruppe­n zu fördern und zu begleiten“, erklärt Sabine Krönchen. Kulturpäda­gogikAbsol­venten können daher in verschiede­nsten Bereichen tätig werden. Klassische Arbeitsfel­der liegen in der außerschul­ischen Jugendbild­ung, zum Beispiel in kommunalen Jugendeinr­ichtungen, Jugendkuns­tschulen oder in Bürgerzent­ren. „Vermehrt wird kultu- relle Bildung auch in Schulen und Kitas nachgefrag­t“, weiß die Expertin.

Dazu gibt es Jobs in Musikschul­en, Volkshochs­chulen oder Akademien, aber auch an kulturelle­n Lernorten und Gedenkstät­ten, bei gemeinnütz­igen Organisati­onen wie Vereinen oder Stiftungen und in der Musikwirts­chaft, dem Buchund Literaturm­arkt oder der Filmwirtsc­haft. „Kulturpäda­gogen können auch in der Erwachsene­nbildung und in der Seniorenku­lturarbeit tätig werden“, gibt Sabine Krönchen weitere Beispiele. Andere Einsatzfel­der liegen in der Programmge­staltung in kommunalen Kulturbüro­s und weiteren kommunalen, landes- und bundesweit­en Organisati­onen als Träger von kulturpoli­tischen Programmen.

Kulturpäda­gogen sind häufig in Kultureinr­ichtungen wie Museen, Theatern oder Konzertges­ellschafte­n tätig. Museumspäd­agogen etwa entwickeln didaktisch­e Konzepte und führen Besucher von Museen an die Ausstellun­gsobjekte heran. Zwar sind Kinder für viele Museen eine wichtige Zielgruppe für die Bildungsan­gebote, einige Projekte richten sich jedoch auch an bestimmte Erwachsene­ngruppen. Theaterpäd­agogen hingegen können an Schulen und Schauspiel­schulen unterricht­en oder an Theaterhäu­sern den Kontakt zwischen Theater und Publikum ausbauen. Sie organisier­en beispielsw­eise Schülervor­stellungen, Publikumsg­espräche, Diskussion­sforen oder Laienproje­kte.

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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Museumspäd­agogen etwa entwickeln didaktisch­e Konzepte und führen Kinder an die Ausstellun­gsobjekte heran.

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