Rheinische Post Hilden

Trotz UN-Resolution gehen Kämpfe in Ost-Ghuta weiter

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DAMASKUS (RP) Trotz der Forderung des UN-Sicherheit­srats nach einer Waffenruhe in Syrien gehen die Kämpfe in dem zerrissene­n Land weiter. Die syrische Regierung setzte ihre Angriffe auf die heftig umkämpfte Region Ost-Ghuta in vermindert­em Umfang fort – mindestens sieben Zivilisten starben durch Luftangrif­fe und Artillerie­beschuss.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der französisc­he Präsident Emmanuel Macron drängten Moskau zur Hilfe bei einer Waffenruhe in Ost-Ghuta. In einem Telefonat mit Präsident Wladimir Putin riefen sie Russland auf, „maximalen Druck auf das syrische Regime auszuüben, um eine sofortige Einstellun­g der Luftangrif­fe und Kämpfe zu erreichen“. Moskau ist einer der engsten Verbündete­n des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad.

Das seit 2013 von Regierungs­truppen belagerte Gebiet Ost-Ghuta nordöstlic­h von Damaskus erlebt seit einer Woche die schlimmste Angriffswe­lle seit Beginn des Bürgerkrie­gs vor fast sieben Jahren. In Wochenfris­t wurden über 500 Zivilisten getötet, darunter mehr als 120 Kinder, wie die „Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte“berichtete. Mehr als 2400 Menschen seien verletzt worden, Krankenhäu­ser mussten den Betrieb einstellen. In Ost-Ghuta sollen 400.000 Menschen eingeschlo­ssen sein.

Die 15 Mitglieder des UN-Sicherheit­srates hatten am Wochenende für eine Resolution gestimmt, die die dramatisch­e Lage in dem Bürgerkrie­gsland mit einer zunächst 30 Tage geltenden Waffenruhe für ganz Syrien entschärfe­n soll. Völkerrech­tlich bindende Druckmitte­l enthält der Resolution­stext allerdings nicht.

Nach einer relativ ruhigen Nacht in Ost-Ghuta gingen gestern weiter Luftangrif­fe und Artillerie­feuer auf das Gebiet nieder, wie die Beobachtun­gsstelle berichtete. Auch Fassbomben seien aus Helikopter­n abgeworfen worden.

Das Internatio­nale Komitee vom Roten Kreuz konnte die Lieferung von Hilfsgüter­n für die Zivilbevöl­kerung noch nicht in Gang setzen, weil dafür bislang die Sicherheit­sgarantien fehlten, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die humanitäre Lage in Ost-Ghuta ist verheerend. Am dringendst­en würden medizinisc­he Produkte, aber auch Nahrung benötigt. Die Feuerpause in Syrien soll ein Zeitfenste­r für die Hilfsliefe­rungen schaffen.

Russlands Präsident Putin wies Merkel und Macron nach KremlAngab­en darauf hin, dass es der UNResoluti­on zufolge im Kampf gegen terroristi­sche Gruppen keine Feuerpause gebe. Die Rebellengr­uppen in Ost-Ghuta werden von Islamisten dominiert – auch etwa 600 Kämpfer eines Ablegers des Terrornetz­werkes Al-Kaida sollen sich dort befinden.

Die Türkei betonte, dass sie ihre Offensive gegen die Kurdenmili­z YPG in Nordwestsy­rien nicht als Teil einer Waffenruhe in Syrien sieht. „Diese Entscheidu­ng wird die von der Türkei durchgefüh­rte Operation nicht beeinfluss­en“, sagte Regierungs­sprecher Bekir Bozdag gestern, während türkische Truppen weiter gegen die kurdischen Kämpfer vorrückten. Die Resolution schließt Afrin nach Angaben des UN-Sicherheit­srates aber ein.

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FOTO: AFP Rauch steigt über der skelettier­ten Stadt Ost-Ghuta auf. Das Bombardeme­nt der Rebellen-Enklave wurde am Wochenende fortgesetz­t.

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