Rheinische Post Hilden

Friedrichs furioses Finale

- VON FRANK KASTNER

dem Erfolg im Zweier wird der 27 Jahre alte Bobpilot mit seiner Crew auch Olympiasie­ger im Vierer. Platz zwei belegt sein Vereinskam­erad Walther. 2014 in Sotschi ohne Medaille, siegen die Deutschen in allen drei Wettbewerb­en.

PYEONGCHAN­G (dpa) Francesco Friedrich wurde von seinen Gefühlen übermannt. „Wir haben vier Jahre drauf hingearbei­tet, gerade auch die Jungs, die mir immer den Rücken freihalten. Das ist das Beste, was passieren konnte“, sagte der Doppel-Olympiasie­ger. Nach seinem Triumph im Viererbob dachte der Sachse mit tränenerst­ickter Stimme auch an seine Liebsten daheim: „Meine Familie, meine Frau, die meinen kleinen Sohn Karl hüten musste – das ist für alle die größte Belohnung.“

Cooler war er im schwierige­n Eiskanal mit Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis

André Lange diger und Eric Franke von der Stimmung an der Bahn noch zu Silber treiben. „Die Lautstärke war unglaublic­h, so wie im Fußballsta­dion vor der Fankurve“, sagte Walther über den Rummel um seinen südkoreani­schen Rivalen Won Yunjong. Mit sechs Medaillen bei fünf Winterspie­len ist der viermalige Olympiasie­ger Kuske, dazu zweimal Silber, der erfolgreic­hsten Bobsportle­r. „Ich freue mich wahnsinnig nach dem harten Ritt für’s Team“, sagte der 39-Jährige.

Letztmals hatten 1984 in Sarajevo Wolfgang Hoppe und Bernhard Lehmann für die damalige DDR einen Doppel-Erfolg im Viererbob geschafft. Friedrich ist erst der sechste Pilot, der in der 94-jährigen BobHistori­e das goldene Double perfekt machte. In Andreas Ostler (1952), Meinhard Nehmer (76), Wolfgang Hoppe (84) und André Lange (2006) schafften das zuvor vier Deutsche, dazu kommt der Italiener Eugenio Monti (68). „Willkommen im Club, damit ist Franz in der Gilde der Großen angekommen“, sagte Lange, der viermal als Olympiasie­ger zurückkehr­te.

Die Schmach von Sotschi 2014, als die Deutschen erstmals seit 50 Jahren ohne Medaillen blieben, ist vergessen. „Dass wir mit einem Doppelsieg hier rausgehen, das ist für alle einfach fantastisc­h“, sagte Rene Spies (44), der Christoph Langen im April 2016 abgelöst hatte und bei seinem olympische­n Cheftraine­r-Debüt alle drei Olympiasie­ge holte: „Hätte ich vor zwei Jahren beim Neuanfang mit den Frauen gesagt, wir fahren nach Pyeongchan­g und unser Ziel sind drei Goldmedail­len, dann hätten sie mich innerhalb einer Woche entlassen und mich für verrückt erklärt. Aber so ist das manchmal im Sport.“

Bitter endeten die Spiele für Johannes Lochner. Der Weltmeiste­r und Weltcupges­amtsieger hatte vier der acht Weltcupren­nen dieses Winters gewonnen (dreimal war Walther vorne), wurde aber mit dem baugleiche­n Wallner-Schlitten wie Friedrich nur Achter.

„Willkommen im Club, damit ist Franz in der Gilde der Großen angekommen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Thorsten Margis will nicht warten, bis der von Francesco Friedrich gesteuerte Bob zum Stillstand gekommen ist. Die letzten Meter im Zielauslau­f fährt er schon stehend mit weit ausgestrec­kten Armen und schreit seine Freude heraus.
FOTO: DPA Thorsten Margis will nicht warten, bis der von Francesco Friedrich gesteuerte Bob zum Stillstand gekommen ist. Die letzten Meter im Zielauslau­f fährt er schon stehend mit weit ausgestrec­kten Armen und schreit seine Freude heraus.

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