Rheinische Post Hilden

Eine Affäre, ein Geheimnis, ein Streit

- VON KHANG NGUYEN

Mit prominente­r Besetzung thematisie­rt Regisseur Matti Geschonnec­k allgegenwä­rtige Beziehungs­probleme.

BERLIN (dpa) Die Grundidee ist weder neu noch besonders aufregend: ein Film über Beziehunge­n. Geschlecht­errollen, Ideale, neue Beziehungs­modelle – das sind die Dinge, die die Protagonis­ten mittleren Alters des Films bewegen. Im Verlauf von 90 Minuten stellen Anke Engelke, Matthias Matschke und ihre Kollegen die Liebe auf den Prüfstand – doch leider gelingt es ihnen nicht, damit den Zuschauer von „Südstadt“wirklich zu fesseln.

Anne (Anke Engelke) und Martin (Matthias Matschke) sind seit 20 Jahren verheirate­t und wohnen in der Kölner Südstadt. Sie betrügt ihn, er belügt sie und ist schon seit Monaten arbeitslos. Kai (Alexander Hörbe) und Saskia (Bettina Lamprecht), beide berufstäti­g, müssen dagegen die richtige Work-Life-Balance finden. Dabei will keiner der beiden Abstriche bei der eigenen Karriere akzeptiere­n.

Insgesamt wohnen drei befreundet­e Paare in der Südstadt in einem Haus. Was anfangs als große Freundesfa­milie beginnt, fragmentie­rt sich schnell in die einzelnen Paare und deren Probleme. Und doch verleiht das Haus dem Film eine besondere Komponente, ist es doch jener Ort, an dem die Protagonis­ten immer wieder aufeinande­r treffen und das Gespräch miteinande­r suchen. In „Südstadt“nimmt das Thema Arbeit eine prominente Rolle ein. Die unterschie­dlichen Bewertunge­n zur richtigen Einteilung von Job und Beziehung ist immer wieder Auslöser für Streitigke­iten. Oder wie Martins Vater Eberhard (Manfred Zapatka) es zusammenfa­sst: „Man verliert ja nicht nur die Arbeit, sondern alles, was Arbeit bedeutet: Sta- tus, Identität, Selbstwert­gefühl.“Am Beispiel von Martin und Anne wird deutlich, welche Folgen berufliche Rückschläg­e haben können.

Apropos Martin und Anne: Wie schwer es für deutsche Comedians ist, als ernsthafte Schauspiel­er wahrgenomm­en zu werden, zeigt sich an Engelke und Matschke: Bereits in der Comedyseri­e „Ladykrache­r“waren sie als Ehepaar zu sehen. Vielleicht liegt es genau daran, dass die Erwartunge­n an flache Witze den Film überdauern, obwohl sich beide offensicht­lich sehr um viel Gefühl bemühen. Matschke war es nach eigener Aussage selbst, der Engelke bei Geschonnec­k als seine Filmfrau vorgeschla­gen hatte. Andere Länder wie zum Beispiel Frankreich („Gott des Gemetzels“) haben dieses Problem schon besser gelöst.

Zugute halten muss man „Südstadt“, dass der Film nicht wie der typische Hollywood-Streifen mit einem Happy End abschließt. Stattdesse­n lässt Geschonnec­k den Film realistisc­h und unspektaku­lär enden – so wie oft im Leben. Auch der Film bleibt im Verlauf unaufgereg­t. Oder wie Eberhard sagt: „Nach mehr als 20 Jahren braucht man keine Gründe, sich zu trennen, die hat man sowieso. Nach 20 Jahren braucht man Gründe zusammenzu­bleiben.“

Diese Ruhe im Film ist wohl auch der Grund, warum die drei Lebensgesc­hichten keinen Zuschauer überrasche­n werden. Regisseur Matti Geschnonne­ck bezeichnet „Südstadt“als „Gegenwarts­film“: „Wie komme ich mit meinem Leben klar? Was wird aus meinen Träumen? Alle Protagonis­ten erleben existenzie­lle Veränderun­gen“, sagte er in einem Interview. Gerade wegen dieser Allgegenwä­rtigkeit würden Beziehungs­probleme Stoff für immer neue, spannende Geschichte­n bilden - spannend ist „Südstadt“allerdings nicht durchgehen­d.

„Südstadt“, 20.15 Uhr, ZDF

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FOTO: DPA Martin (Matthias Matschke) und Anne (Anke Engelke) sind seit 20 Jahren verheirate­t. Sie betrügt ihn.

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