Rheinische Post Hilden

TB Wülfrath bejubelt zweiten Saisonsieg

- VON ERDINC ÖZCAN-SCHULZ

Das Schlusslic­ht der Dritten Liga setzt sich beim Tabellenvo­rletzten SFN Vechta am Ende hauchdünn durch. Für die Moral der TBW-Handballer­innen sind die beiden Punkte enorm wichtig, auch wenn der Abstieg besiegelt scheint.

WÜLFRATH „Wieder alles im Griff – Oohhohoho – auf dem sinkenden Schiff“, sangen und tanzten die Handballer­innen des TB Wülfrath nach dem Abpfiff bei SFN Vechta den Schlager-Klassiker von Jürgen Drews noch auf dem Spielfeld. Gerade hatte das Schlusslic­ht der Dritten Liga mit dem 24:23 (12:12)-Sieg ein fast nicht mehr gekanntes Siegesgefü­hl erlebt. Endlich belohnte sich der Aufsteiger mal für den Aufwand, den er betrieb. Am Ende des dramatisch­en Krimis hatte die Mannschaft von Lars Faßbender die rund 150 Zuschauer, die sich komplett aus Vechta-Fans rekrutiert­en, zum Schweigen gebracht und in Schockstar­re versetzt. Nicht ein Fan, geschweige denn ein Offizielle­r des TBW hatte das Team begleitet.

„Einige unserer Dauerbegle­iter konnten berufsbedi­ngt nicht mitfahren. Klar wäre es schön gewesen, die Freude mit weiteren Offizielle­n teilen. Es passte aber terminlich wohl bei keinem“, sagte Faßbender, dem die Frage nach der Freude und den Reaktionen auf den Rängen offensicht­lich unangenehm war. Vielleicht schweißte vor der lauten Kulisse genau die Tatsache, auf sich allein gestellt zu sein, die Wülfrather Truppe zusammen. Dass der mannschaft­liche Zusammenha­lt beim Tabellenle­tzten nach 14 Niederlage­n noch intakt ist, demonstrie­rte Anja Klatt, die aus familiären Gründen keine weiten Auswärtsfa­hrten mehr machen will, in Vechta dennoch auflief und zu einer tragenden Figur des Wülfrather Sieges wurde.

Wie im Hinspiel entwickelt­e sich die Partie gegen den Vorletzten Vechta, der durch seine beiden Siege in den vergangene­n Wochen als Favorit in die Begegnung ging, zu einem Krimi. Der TBW überzeugte von Beginn an mit einer kompakten 6:0-Deckung, in der Anja Klatt und Paula Stausberg Regie führten.

Nach der 10:6-Führung (23.) verwarfen die Wülfrather­innen Tempogegen­stöße, kassierten statt des- sen schnelle Gegentore und verpassten es damit, auch zur Pause in Front zu liegen.

Im zweiten Durchgang wechselte die Führung der beiden Abstiegska­ndidaten immer wieder. Nach dem 19:20-Rückstand (49.) sorgte ein 4:0-Lauf für die 23:20-Führung (55).) des Faßbender-Teams. Den zweiten Saisonsieg vor Augen, schienen bei den Gästen zunächst die Knie zu zittern. „Da hatten wir kurz Angst vor der eigenen Courage“, berichtete Faßbender. So führte zum Beispiel ein Fehlpass von Kristin Meyer zum Gegentreff­er. „Allerdings hat jeder nach einem Fehler auch wieder selbst den Fehler gutgemacht“, erklärte der TBW-Coach. Denn Meyer war es auch, die eine Minute und 18 Sekunden vor dem Ende mit dem 24:23 den Siegtreffe­r erzielte. In der letzten Minute verlor der TBW noch einmal den Ball und hatte bei einem Lattentref­fer auch Fortuna auf seiner Seite.

Der knappe Erfolg war die Krönung des Tages. Zuvor sorgte schon der erste Einsatz von Lena Heider nach über neun Monaten Verletzung­spause ebenso für gute Stimmung wie die Vertragsve­rlängerung von Lars Faßbender, der damit auch in der kommenden Saison beim TBW als Trainer das Sagen hat, egal ob Dritte Liga oder Nordrheinl­iga.

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RP-FOTO: ARCHIV/JANICKI Trainer Lars Faßbender und die Spielerinn­en auf der Ersatzbank sind aus dem Häuschen.

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