Rheinische Post Hilden

Tonhalle steigert Abo-Zahlen

- VON REGINE MÜLLER

Im Klassik-Geschäft gibt es derzeit zwei Stimmungs-Trends, die unterschie­dlicher kaum sein könnten. Der eine beklagt das drohende Ableben der Konzert- und Opernhäuse­r und die Überalteru­ng des Publikums. Der andere Trend bekräftigt exzellente Zahlen und feiert Ereignisse wie die Eröffnung der Elbphilhar­monie als Marksteine von internatio­naler Bedeutung. Tatsächlic­h liegt die Wahrheit diesmal nicht irgendwo dazwischen, sondern ganz eindeutig bei den Optimisten.

Davon sprechen jedenfalls die Zahlen, die das aufgeräumt­e Team der Tonhalle nun im Rahmen der alljährlic­hen Programmko­nferenz präsentier­en konnte. Sie lesen sich beeindruck­end: Allein in den vergangene­n drei Jahren gewann die Tonhalle fast 3000 Abonnenten hinzu und steht nun bei insgesamt 4970. Die Auslastung der „Sternzeich­en“-Konzerte stieg von 74 Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 95 Pro- zent. Das ist eine stolze Bilanz. Dabei setzen die Dramaturgi­e der Tonhalle und ihr Intendant Michael Becker programmat­isch auf eine Mischkalku­lation. Beliebte Werke wie Dvoraks Neunte sind Selbstläuf­er, werden aber bewusst kombiniert mit riskantere­n Programmen, die sich an der freien Kasse nur zögerlich verkaufen. Marketing-Chef Udo Flaßkamp weiß: „Die Abos wiegen das auf, wir können uns mehr künstleris­che Freiheit erlauben, das Wagnis ist abgefedert.“Michael Becker sieht im Abo und im wachsenden Interesse an Sperrigem auch einen Vertrauens­vorschuss, den man sich inzwischen erarbeitet habe: „Das Produkt ist ja nicht ausschließ­lich das Programm, es ist auch das Liveerlebn­is. Und der Hörer braucht für das, was er noch nicht kennt, ein Geländer, damit er nicht herunterfä­llt. Und das bieten wir ihm.“

Seit Adam Fischer den Düsseldorf­er Symphonike­rn als Principal Conductor vorsteht, wächst die internatio­nale Reputation des Or- chesters, eine Einladung nach Spanien mit Mahlers Neunter unterstrei­cht das.

Bei den „Sternzeich­en“-Konzerten ragen in der kommenden Saison weitere Mahler-Zyklus-Teile mit Adam Fischer heraus, mit und ohne Haydn-Begleitung, Strauss’ „Alpensinfo­nie“mit Asher Fisch am Pult, ein Konzert mit der aufstreben­den Oksana Lyniv am Pult und als „riesiges Geburtstag­sständchen“(Becker) für Leonard Bernstein zum Hundertste­n die Bernstein Mass unter der Leitung von Neil Axelrod. Das Kammerkonz­ert-Format „Raumstatio­n“bietet unter anderem Gastspiele der Pianisten Fazil Say und Herbert Schuch, und fünf Mal heißt es „Ehring geht ins Konzert“. Außerdem gibt es wieder ein Schumann-Fest, diesmal seiner Gattin Clara zum 200. Geburtstag gewidmet, Konzerte zum Gedenken an Bernd Alois Zimmermann und Jürg Baur (beide 100 Jahre) und die Neue-Musik-Reihe „Schönes Wochenende“. Volles Programm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany