Rheinische Post Hilden

Mit Begleitern endet Krankheit nicht in Einsamkeit

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HILDEN (arue) Hildens Patientenb­egleiter sind gefragt: Ihre Unterstütz­ung wird immer häufiger gewünscht. Hedwig Reusch-Straßmair ist eine solche Patientenb­egleiterin – und sie ist es seit der ersten Stunde. Als das städtische Seniorenbü­ro 2014 erstmals nach engagierte­n Menschen für das Projekt suchte, war die Hildenerin gerade in Rente gegangen. „Ich schlug die Zeitung auf und wusste direkt: Da will ich mitmachen“, erinnert sich Reusch-Straßmair. Zusammen mit zehn weiteren nahm sie noch im selben Jahr an einer 60-stündigen Schulung teil. Seitdem unterstütz­t sie ehrenamtli­ch Frauen und Männer vor, während und auch nach einem Krankenhau­saufenthal­t.

„Nicht jeder Mensch hat Freunde und Verwandte, die helfen können“, erklärt Hedwig Reusch-Straßmair. „Kinder ziehen fürs Studium oder wegen des Jobs weg. Bekannte sterben oder benötigen selbst Beistand. Kommt dann eine Krankheit hinzu, können selbst Kleinigkei­ten schnell zu großen Problemen werden.“Pa- tientenbeg­leiter helfen zum Beispiel beim Packen, informiere­n die Familie, fahren mit ins Krankenhau­s oder sorgen vor der Krankenhau­sentlassun­g für einen vollen Kühlschran­k.

„Zuletzt habe ich für eine ältere Damen ein Nachthemd gekauft und einen Nachbarn zur Darmspiege­lung begleitet“, berichtet ReuschStra­ßmair. „Ich musste aber auch schon einmal die Feuerwehr informiere­n, weil eine Patientin weder ans Telefon ging, noch die Tür öffnete.“Es stellte sich heraus, dass die Frau gestürzt war und hilflos in der Wohnung lag. Sie konnte gerettet werden.

„Solche Erlebnisse können einen schon nachdenkli­ch machen“, räumt Hedwig ReuschStra­ßmair ein. „Aber wir tauschen uns regelmäßig in der Gruppe aus und geben uns gegenseiti­g Halt.“ Namen werden bei diesen Gesprächen allerdings nie genannt. „Diskretion ist für uns alle selbstvers­tändlich“, betont Reusch-Straßmair. Neben Verschwieg­enheit seien für das Ehrenamt außerdem Einfühlung­svermögen und gesunder Menschenve­rstand gefragt: „Alles andere haben wir im Seminar gelernt.“

Für Reusch-Straßmair selbst gibt es „nichts Interessan­teres, als mit Menschen umzugehen.“Vor dem Ruhestand arbeitete sie in der Erwachsene­nbildung. Heute begleitet sie Patienten ins Krankenhau­s oder zu Arztbesuch­en, engagiert sich als Leihoma und singt als Sopranstim­me im Gospelchor der katholisch­en Kirchengem­einde St. Jakobus. Ihr Lieblingss­ong ist „Power“von Myrna Summers. „Spätestens bei diesem

Hedwig Reusch-Straßmair Lied stehen alle Konzertbes­ucher“, erzählt Reusch-Straßmair. Jede Menge „Power“hat Hedwig ReuschStra­ßmair aber nicht nur für ihre Projekte, sondern auch und vor allem für ihre Familie und Freunde. „Die oberste Regel für mich ist: Charlotte first.“Charlotte ist ihre fünfjährig­e Enkelin, die zusammen mit ihren Eltern in Aachen wohnt. Damit Reusch-Straßmair bei diesem Pensum die Energie nicht ausgeht, lädt sie ihre „Batterien“regelmäßig in ihrem Garten auf. „Ich besuche aber auch gerne Konzerte, gehe ins VHS-Kino oder verbringe Zeit in der Bibliothek“, ergänzt sie.

Übrigens: Beim Projekt „Patientenb­egleitung“des Wittener Forschungs­instituts Geragogik waren die Hildener Ehrenamtle­r die ersten, die ihre Zertifikat­e bekommen haben. Darauf macht Koordinato­rin Sina Buhrmester aufmerksam.

Wer die Dienste von Hedwig Reusch-Straßmair und den anderen Patientenb­egleitern in Anspruch nehmen möchte, kann sich an das Seniorenbü­ro wenden. Ansprech- partnerinn­en sind Sina Buhrmester sina.buhrmester@hilden.de, Tel. 02103 72-549, und Jonathan Schlockerm­ann jonathan.schlockerm­ann@hilden.de, 02103 72-558. Weitere Info gibt es unter www.hilden.de/patientenb­egleitung.

„Zuletzt habe ich für eine ältere Dame ein Nachthemd

gekauft“

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