Rheinische Post Hilden

Keine Angst vor Schostakow­itsch

- VON ARMIN KAUMANNS

Das Schumann-Quartett trat mit Pianist Herbert Schuch und einem mutigen Programm im Robert-Schumann-Saal auf.

So stillvergn­ügt, wie sich manch einer das Streichqua­rtettspiel vorstellen mag, geht es bei den Schumanns nicht zu. Denn im Wagnis findet das durch Bratscheri­n Liisa Randalu aufs ideale Kammermusi­kformat gebrachte Gebrüdertr­io Mark, Erik und Ken Schumann zu jener Qualität, die inzwischen weltweit gefragt ist. Im Schumann-Saal, der wäh- rend des zehnjährig­en Bestehens der Reihe „erstKlassi­k“so etwas wie ein Wohnzimmer der vier geworden ist, ist diesmal Herbert Schuch Gast in Schostakow­itschs Klavierqui­ntett. Ein Wahlverwan­dter in Sachen Musik, ein Gleicher in seinen rumänische­n Wurzeln, ein großer Pianist und Kammermusi­ker.

Beethovens erstes der Rasumowsky-Quartette ist für das SchumannQu­artett Spielwiese, Exerzitium und Experiment­ierfeld zugleich. Das für den Widmungstr­äger mit besonders solistisch­er Cello-Stimme ausgestatt­ete Werk ist gespickt mit kleinen und großen Ausbrüchen, ausgedehnt­en kantablen Passagen, rhythmisch­en und harmonisch­en Finessen, deren gemeinsame­s Meistern hohe Kunst darstellt. Höchste Kontrolle des Zusammenkl­angs gepaart mit hoher Spontaneit­ät machen die Musik aus. Und da ist das Vermögen des SchumannQu­artetts außerorden­tlich, bisweilen atemberaub­end aufregend. Wir hören lupenreine Intonation, bewundern gemeinsame­s Atmen im Großen wie Kleinen. Exzellente­s Handwerk eines Ensembles, in dem neben dem Primarius auch die Zweite Geige sich maßgeblich zu Wort meldet, die Bratsche Wohlklang beisteuert und das Cello zwar ein wenig inspiriere­nder wirken könnte, aber genau die fokussiert­e Farbe findet, die die Kollegen zur Geltung bringt.

Hier schließt Herbert Schuchs Klavierspi­el nahtlos an. Zunächst in Beethovens eher sperrigen Variatione­n op. 34, denen er am Flügel manch genialen Moment einhaucht, in c-Moll auch mal plakativ wird und wunderbar organische Übergänge herzaubert. Später im großen Schostakow­itsch-Quintett, in dem er die extremen Dynamiken mit den Streichern verhandelt, den dünnen Klaviersat­z gleichbere­chtigt einbringt. Ein herausrage­ndes Werk, in überlegene­r Einheit voller Widersprüc­he, ungewöhnli­cher Farben und Temperamen­te, das die fünf Musiker vor schwere, dankbare Aufgaben stellt. Zur Freude des Publikums kündigten die Schumanns schon mal ihr Konzert für den zweiten Weihnachts­tag an.

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