Finanzamt-Sanierung vor dem Aus
Trotz jahrelanger Arbeiten müssen vermutlich bis zu 90 Millionen Euro in den Bau an der Kruppstraße investiert werden. Die Mitarbeiter sollen das Leitungswasser möglichst nicht trinken. Es droht der Auszug.
Der schlechte Zustand des Finanzamts an der Kruppstraße besorgt die Mitarbeiter und die Verantwortlichen. Seit Jahren wird an dem Betonkomplex gearbeitet, unter anderem an Gebäudetechnik, Brandschutz sowie Schadstoffsanierungen. Der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) hat dafür bereits neun Millionen Euro investiert. Es sind allerdings umfangreiche weitere Arbeiten nötig, um das Gebäude langfristig zu nutzen. Ein Sprecher des BLB spricht von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag, in einem internen Schreiben ist sogar von rund 90 Millionen Euro die Rede. Sogar ein Auszug der Behörden steht nun zur Diskussion.
In dem Komplex am Volksgarten sind die Finanzämter DüsseldorfSüd, Düsseldorf-Mitte und das Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung Düsseldorf mit insgesamt rund 770 Beschäftigten untergebracht. Vor drei Jahren wurde bekannt, dass Tausende Akten im Keller verschimmelt waren. Sie wurden von einer Spezialfirma gereinigt und ausgelagert. Seitdem folgten viele weitere Bauarbeiten.
Die Beschäftigten beklagen dennoch einen miserablen Zustand ihres Arbeitsplatzes. „Die Toiletten sind aus den 70ern“, sagt ein Mitarbeiter. Beschäftigte bemängeln auch Lärm und Geruchsbelästigung durch die Asphaltarbeiten vor der Tür. Ein Mitarbeiter berichtet, zum Kaffeekochen bringe man eigenes Wasser mit, da gewarnt worden sei, dass sich zu viele Metalle im Leitungswasser befinden.
Die Oberfinanzdirektion NRW bestätigt Probleme mit der Wasserqualität, teilt aber auf Nachfrage mit, eine Gefahr für die Gesundheit bestehe nicht. „Da das Gebäude mit alten Leitungen ausgestattet ist, wurden die Beschäftigten lediglich gebeten, zurückhaltend mit der Nutzung als Trinkwasser umzugehen.“Die Sanierungsmaßnahmen bedeuteten „vertretbare Einschränkungen für Mitarbeiter wie Besucher“, heißt es von der Mittelbehörde, der die Finanzämter unterstellt sind und die das Gebäude laut BLB angemietet hat.
In einem internen Schreiben an die Mitarbeiter, das unserer Redaktion vorliegt, steht sogar, es sei bereits klar, dass die Behörden ausziehen müssen, auch wenn der Zeitpunkt noch nicht feststehe. Dort wird berichtet, das Volumen der absehbaren Sanierungen sei so hoch, dass der BLB sie wirtschaftlich nicht für sinnvoll halte – obwohl schon so viel Geld investiert wurde. Dies bestätigte gestern keiner der Verantwortlichen.
In der Vergangenheit, so heißt es in dem Schreiben, habe man sich mit kurz- und mittelfristig anstehenden Baumaßnahmen beschäftigt, nun habe man eine „auch langfristig angelegte Sanierungsplanung“erstellt. Ursprünglich geplante weitere Arbeiten etwa auf dem Parkdeck würden nicht mehr begonnen. Von der Oberfinanzdirektion heißt es auf Anfrage hingegen allgemein, „weitere Sanierungsleistungen“würden vorgenommen. Details zu Plänen und Zahlen nennt die Behörde trotz konkreter Nachfragen nicht, auch das NRW-Finanzministerium äußerte sich nicht weitergehend.
Der BLB-Sprecher bestätigte zumindest, man prüfe derzeit Varianten für die Zukunft des Gebäudes, wenn der langfristige Mietvertrag mit den Steuer-Behörden im Jahr 2021 auslaufe. Dies sei zu einem solchen Zeitpunkt üblich. Im Falle eines Verkaufs würden sich die bereits erledigten Sanierungen preissteigernd auswirken, sie seien also auch dann nicht umsonst gewesen.