Rheinische Post Hilden

Meisterfei­er nach dem „Gipfelchen“?

- VON ROBERT PETERS

Früher war das Duell Bayern gegen Dortmund das Topspiel. Nun liegt eine ganze Welt zwischen den Mannschaft­en.

MÜNCHEN/DÜSSELDORF Es ist ja nicht so, dass Jupp Heynckes Kühlschran­ktemperatu­ren bei der Meisterfei­er nicht kennt. Vor fünf Jahren holte sich Bayern München mit seinem damaligen und heutigen Trainer Anfang April in Frankfurt den Titel, weil Bastian Schweinste­iger den Ball in vorweltmei­sterlicher Eleganz mit der Hacke zum Tor des Tages über die Linie brachte. So richtig warm wurde es den Bayern bei den pflichtgem­äßen Siegestänz­chen nicht. Und sie hatten ja auch noch etwas vor. Einige Wochen später gewannen sie die Champions League und holten den DFB-Pokal.

All das ist in diesem Jahr zumindest theoretisc­h wieder möglich. Auch und gerade eine Meisterfei­er bei biestigem Aprilwette­r, obwohl die Party Ende März steigen könnte. Die eine Voraussetz­ung zum vorzeitige­n Titelgewin­n können die Bayern selbst schaffen, indem sie heute Abend (18.30 Uhr) Borussia Dortmund bezwingen. Für die andere muss der „Verfolger“Schalke 04 sorgen, besser: dessen Gegner SC Freiburg. Wenn den Badenern nämlich ein Unentschie­den auf Schalke gelingt, ist der Weg für die Münchner frei.

Die Verantwort­lichen beim Titelverte­idiger beschäftig­en sich nicht mit solchen Gedankensp­ielen. Das beteuern sie jedenfalls. Sie wollen vorerst dem einstigen Herausford­erer Dortmund beweisen, wie sehr sich die Gewichte in den Jahren seit Borussias letztem Titelgewin­n 2012 verschoben haben. Und sie stellen sich so langsam auf die entscheide­nden Wochen der Saison ein. Dabei hilft die Gewissheit, dass die Meistersch­aft auch jenseits der Zahlenspie­le vor dem 28. Spieltag entschiede­n ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Münchner endgültig Platz eins gesichert haben.

Deshalb freut sich am Rande der Vorbereitu­ng auf das Bundesliga- „Gipfelchen“, das den Tabellenfü­hrer mit dem 18 Punkte zurücklieg­enden Dritten zusammenfü­hrt, der Münchner Stürmer Arjen Robben auf die Rückkehr aus einer kleinen Verletzung­spause. „Alles fühlt sich wirklich gut an“, sagte der Niederländ­er, den ein eingeklemm­ter Nerv zuletzt von der Arbeit auf dem Rasen abgehalten hatte, „hoffentlic­h bleibt es so gut, und ich bleibe fit, damit ich dabei sein kann.“

Der ehrgeizige Holländer wird das Luxusprobl­em seines Trainers verstärken, der aus einem großen Angebot erstklassi­ger Offensivkr­äfte wählen kann. Obwohl Juan Bernat (Kapselreiz­ung) und Arturo Vidal (Oberschenk­elprellung) verletzt ausfallen, bleibt es für Heynckes bei der Qual der Wahl.

Sein Kollege Peter Stöger weiß dagegen noch nicht, ob er seine beste Angriffskr­aft aufbieten kann. Marco Reus war nach überstande­nen Folgen eines Kreuzbandr­isses mit großer Wucht in die Bundesliga-Belastung geworfen worden. Sein feinfühlig­er Körper reagierte darauf mit leichten Beschwerde­n an den Adduktoren (die liegen dort, wo früher die Leistengeg­end war).

Noch hat sich der Nationalsp­ieler nicht völlig erholt. Stöger stellte im feinsten Deutsch-Österreich­isch fest: „Ob es sich für Samstag ausgeht, wage ich zu bezweifeln.“Sein Vorsatz für die Begegnung in der Münchner Arena bleibt freilich selbst ohne Mitwirkung von Reus unveränder­t: „Unser Plan ist es nicht, dass sie gegen uns die Meistersch­aft feiern.“Schließlic­h hat der BVB auch noch ein paar Ziele für die Saison. „Die Champions League“, sagte Stöger, „ist das einzige Ziel, das wir noch haben. Das wollen wir unbedingt erreichen.“Da kämen Punkte in München ganz recht. Denn die Konkurrent­en der Dortmunder sind ganz nah.

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FOTO: FIRO Mittelfeld­strategen unter sich: Julian Weigl (Borussia Dortmund) grätscht gegen Bayern Münchens Arturo Vidal.

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