Rheinische Post Hilden

Senior-Experte hilft in Indonesien

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Michael Krambrock aus Hilden bringt Studenten in Surabaja das Filmemache­n bei. Es ist bereits sein dritter Auslandsei­nsatz.

HILDEN Am 14. April fliegt Michael Krambrock nach Surabaya. Der 69-jährige Hildener macht in der zweitgrößt­en Stadt Indonesien­s auf der Insel Java keinen Urlaub. Er wird Studierend­e der staatliche­n Airlangga Universitä­t fünf Wochen lang im Filmemache­n unterricht­en – ehrenamtli­ch: „Wir entwickeln gemeinsam einen Dokumentar­film – vom Drehbuch bis zum fertigen Film“, erzählt Krambrock: „Der Senior-Experten-Service hat mich angerufen und gefragt, ob ich Zeit und Lust habe.“Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für inter- nationale Zusammenar­beit in Bonn ist der Hildener bekannt. Er war bereits 2014 und 2016 für die SES in Argentinie­n im Einsatz. 6500 Mal hat die Gemeinnütz­ige Gesellscha­ft im vergangene­n Jahr ehrenamtli­che Fachleute ins In- und Ausland entsandt, berichtet Geschäftsf­ührerin Susanne Nonnen: „Ein neuer Rekord für den SES und seine Hilfe zur Selbsthilf­e.“1800 Einsätze fanden in 80 Ländern statt. Knapp 13.000 Experten stellen sich dem SES zur Verfügung. „Die meisten von ihnen befinden sich im Ruhestand“, sagt Nonnen: „Zum alten Eisen aber gehören sie nicht – ganz im Gegenteil.“

Das trifft auch auf Michael Krambrock zu. Der studierte Sozialpäda­goge mit dem Schwerpunk­t Medienpäda­gogik hat viele Jahre bei der Stadt Hilden gearbeitet und unter anderem die Jugendförd­erung geleitet. 20 Jahre unterricht­ete er an einer Fachhochsc­hule und war zweimal Jurypräsid­ent bei den Internatio­nalen Kurzfilmta­gen in Oberhausen. Krambrock kann nicht nur sehr gut mit der Kamera, sondern auch mit Menschen umgehen. Das hatte 2014 schon Celso Limberger, Rektor der Procaypa Hochschule in Misiones (Argentinie­n), beeindruck­t. Der Hildener unterricht­ete dort nicht nur Lehrer im Filmen (damit diese so ihre Projekte über das Internet bekannter machen) und drehte ne- benbei noch einige TV-Spots, mit denen die Schulen bis heute für sich im Fernsehen werben. Dazu gelang es ihm, ein Dozentente­am durch Coaching weiterzubr­ingen und bei ihnen ein neues Wir-Gefühl zu erzeugen. „Das hat noch keiner so geschafft“, war Professor Limberger begeistert: „Du bist meine Geheimwaff­e.“Bilder haben großen Einfluss. Mit ihnen kann man für wichtige Anliegen werben und so die Welt vielleicht ein Stückchen besser machen. Das treibt Michael Krambrock an. In den 2000er Jahren lernte er Pater Josef Marx (19342009) kennen. Der Steyler Missionar hat im argentinis­chen Bundesstaa­t Misiones ein Schulsyste­m für die Kinder der Landbevölk­erung aufgebaut. „Wegen der weiten Wege wohnen die Kinder im Wechsel 14 Tage in der Schule, dann gehen sie wieder nach Hause. Dort testen sie den Lernstoff aus dem Fach Landwirtsc­haft in der Realität“, er- zählt Krambrock: „200 Plätze für 400 Schüler: Ein grandioses System, das aus der Not eine Tugend gemacht hat.“Der Hildener drehte 2006 – für „Gottes Lohn“– einen Dokumentar­film über die Arbeit des Ordens in Argentinie­n – mit dem charismati­schen Seelsorger im Mittelpunk­t. Dieser schenkte dem Filmemache­r aus Hilden zum Abschied ein schlichtes Holzkreuz. Es hängt bis heute über der Tür: „Pater Josef war für mich ein väterliche­r Freund.“Übrigens: Im vergangene­n Jahr hat der Senior Experten Service den „Weltdienst 30+“ins Leben gerufen. Er nimmt seither nicht nur Fachund Führungskr­äfte im Ruhestand, sondern auch Berufstäti­ge in sein Expertenre­gister auf. Besonders gesucht werden zurzeit Fachleute aus dem Handwerk.

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