Rheinische Post Hilden

Räuber sprengen Geldautoma­t in Haan

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Das Gerät stand im Foyer des Einrichtun­gshauses Ostermann. Zeugen sahen drei Männer in einem Audi flüchten.

HAAN Freitagmor­gen um 3.17 Uhr gibt es einen lauten Knall im Foyer des Möbelmarkt­es Ostermann an der Landstraße 40. Dann geht die Alarmanlag­e los. Räuber haben den Geldautoma­ten der Stadtspark­asse Haan gesprengt. Diesmal haben sie Zeugen. Mitarbeite­r einer Firma arbeiten dort zu nachtschla­fender Zeit und können alles beobachten. Sie sehen, wie drei dunkel gekleidete Männer Taschen in den Kofferraum eines dunklen Audi A4 laden, der unmittelba­r vor dem Haupteinga­ng parkt. Dann rast der Wagen los Richtung Autobahn. Die Anschlusss­telle Haan-Ost der A 46 ist nur knapp einen Kilometer entfernt. Die Zeugen können sogar das MEKennzeic­hen ablesen. Die Polizei findet schnell heraus, dass es nur Stunden vor der Tat von einem geparkten Wagen in Langenfeld gestohlen wurde.

Nach der Beschreibu­ng der Zeugen ist der Fluchtwage­n wahrschein­lich ein dunkelgrau­er Audi A 4 mit schwarzen Felgen. Die drei Räuber sind etwa 1,80 Meter groß und komplett dunkel gekleidet. Trotz intensiver Fahndung der Polizei können sie entkommen.

Der Geldautoma­t wird durch die mutmaßlich­e Gasexplosi­on völlig zerstört. Wie viel Geld sich darin befand, kann Gina Paparo, stellvertr­etende Sprecherin der Stadtspark­asse Haan, nicht sagen. Der Geldautoma­ten werde von einer Sicherheit­sfirma befüllt. Paparo kann sich nicht erinnern, dass schon einmal ein Geldautoma­t der Stadtspark­asse Haan gesprengt worden ist: „Ich gehe davon aus, dass wir versichert sind.“

Das Einrichtun­gshaus Ostermann öffnete gestern Morgen wie gewohnt. Nur einige Scheiben sind gesplitter­t und abgeklebt. Der zerstörte Automat ist hinter Stellwände­n verborgen. Man muss schon sehr genau hinschauen, um überhaupt etwas von der Sprengung zu bemerken. „Uns ist nichts weiter passiert“, sagt eine Ostermann-Mitarbeite­rin zu einem Kollegen: „Das waren Profis.“Das glaubt auch Kriminalha­uptkommiss­arin Heidi Conzen, Sprecherin des Landeskrim­inalamtes NRW: „Das ist der 24. Fall dieser Art in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen.“

Die Täter in Haan haben zwar einen Audi als Fluchtwage­n benutzt. Von einer „Audi-Bande“will Conzen aber nicht sprechen: „Die Fluchtfahr­zeuge sind sehr schnelle Autos, häufig Audis.“Die Geldautoma­ten-Sprenger seien nicht „eine“Bande, sondern eine große Grup- pierung, die in wechselnde­n und unterschie­dlichen Besetzunge­n arbeitet: „Das LKA geht von rund 200 Niederländ­ern mit nordafrika­nischem Migrations­hintergrun­d aus. Sie sind nur ganz kurz vor Ort und ganz schnell wieder weg. Und Nordrhein-Westfalen hat eine lange gemeinsame Grenze mit den Niederland­en.“Dies alles erschwere die Ermittlung­en, obwohl die Zusammenar­beit mit der niederländ­ischen Polizei gut sei. 2015 wurden in Nordrhein-Westfalen 67 Geldautoma­ten gesprengt, 2016 waren es bereits doppelt so viele (136). 2017 zählte das Landeskrim­inalamt 92 Taten. Die Zahlen gelten nur für NRW. Wie es in den anderen Bundesländ­ern aussieht, kann das LKA nicht sagen. „In rund 50 Prozent der Fälle machen die Täter keine Beute“, erläutert Conzen. Zur Höhe des Schadens mache das LKA grundsätzl­ich keine Angaben. Die Kriminalha­uptkommiss­arin weist darauf hin, dass die Automaten nicht alle gleich, sondern unterschie­dlich mit Geld gefüllt seien. Und neuere Automaten seien in der Regel mit mehr Sicherheit­stechnik ausgerüste­t. Der Polizei sei es gelungen, eine Reihe von Tätern festzunehm­en. Sie seien auch verurteilt worden.

 ?? FOTO: KREISPOLIZ­EI METTMANN ?? Das Foyer des Einrichtun­gshauses Ostermann: Rechts ist der zerstörte Geldautoma­t zu sehen. Die Täter hatten die Eingangstü­r des Möbelmarkt­es aufgehebel­t. Dann sprengten sie den Automaten, vermutlich mit Gas.
FOTO: KREISPOLIZ­EI METTMANN Das Foyer des Einrichtun­gshauses Ostermann: Rechts ist der zerstörte Geldautoma­t zu sehen. Die Täter hatten die Eingangstü­r des Möbelmarkt­es aufgehebel­t. Dann sprengten sie den Automaten, vermutlich mit Gas.

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