Rheinische Post Hilden

Notrufsyst­em im Auto nachrüsten

- VON PETER ILG

Halogen, Xenon, LED, Laser: in dieser Reihenfolg­e kamen Lichtquell­en für Autos auf den Markt. Trend bei der Entwicklun­g von einer zur anderen Technologi­e ist stets, heller, weiter, blendfreie­r, bei geringerem Energiever­brauch. „In Europa ist Halogen nach wie vor das am weitesten verbreitet­e Licht“, sagt Claus Allgeier, Lichtexper­te bei Osram. Halogen erkennt man am gelben Licht. Dreimal so viel Lichtmenge liefert Xenon. Diese Technologi­e hat sich aber nicht wirklich durchgeset­zt.

LEDs hingegen nehmen stark zu. „2020 werden sie Halogen überholt haben.“LEDs liefern die doppelte Lichtmenge im Vergleich zum Vorgänger. Das Licht ist weiß und das ist gut so, weil das menschlich­e Auge auf Sonnenlich­t eingericht­et ist. LED-Licht kommt dem sehr nahe. „Nachts mit einer Lichtquell­e zu fahren, die dem Sonnenlich­t ähnlich ist, ist wenig ermüdend“, sagt Allgeier.“Die ersten LEDs wurden 2006 in Autos verbaut, seit 2013 gibt es Matrix LEDs. Bei dieser Technologi­e ist immer das Fernlicht an. Eine LED besteht aus mehreren Lichtpunkt­en, die einzeln an- und ausgeschal­tet werden können. Ein Matrix-Licht wird mit einer Kamera im Auto kombiniert. Die nimmt die Umwelt auf, ein Steuergerä­t schaltet dann einzelne Lichtquell­en ab, um vorausfahr­ende oder entgegenko­mmende Autos oder Fußgänger am Zebrastrei­fen nicht zu blenden. Laserlicht ist die neueste Idee für Autos. Weil es eine große Reichweite hat, bietet es sich als Fernlicht in Kombinatio­n mit LEDs an.

„LED ist zurzeit die beste Lichtquell­e, Matrix-Systeme aktuell das Beste vom Besten hinsichtli­ch der Funktional­ität“, sagt Michael Kleinkes, Leiter Entwicklun­g Lichttechn­ik bei Hella. Der Automobilz­ulieferer gehört weltweit zu den größten Hersteller­n von Lichtsyste­men. „Bis zur Einführung der Frontkamer­as im Jahr 2009 waren Autos sozusagen blind, wenn es um die Steuerung von Licht ging.“Davor wurden Funktionen wie Abbiegelic­ht mechanisch mittels Motoren eingestell­t, aktiviert wurden sie über Lenkwinkel­veränderun­gen. Dann ka- Beim Audi A4 Avant ist im Einstiegsm­odell Xenon-Licht serienmäßi­g. LEDScheinw­erfer kosten 1190 Euro extra. Für Matrix LEDs sind 1900 Euro fällig. Das Geld ist gut angelegt, denn dieses Licht leuchtet deutlich besser als der Standard und die Zwischenlö­sung. men die Kameras und mit ihnen die Digitalisi­erung des Lichts. Damit lässt es sich optimal verteilen. Auf der Strecke und in Kurven. „Die Matrix LED Technologi­e erfährt eine klassische Entwicklun­g. Sie hat zunächst Einzug in die Oberklasse gehalten, wird sich aber sukzessive auch im mittleren und unteren Segment durchsetze­n“, sagt Kleinkes.

Künftig geht es nicht mehr nur um mehr Licht. „Bei der Menge, die wir erreicht haben, kommen wir in den Bereich der Sättigung“, so Kleinkes. Es gehe darum, die Auflösung zu erhöhen und neue sicherheit­srelevante Funktionen zu integriere­n.

Mercedes nennt sein digitales LED-Licht Multibeam. In der neuen E-Klasse hat die Technologi­e 84 Lichtpunkt­e, von denen jeder einzeln angesteuer­t werden kann. Jetzt arbeitet Daimler an hochauflös­enden Lichtsyste­men mit 1,3 Millionen Lichtpunkt­en pro Scheinwerf­er, „die schon bald auf den Markt kommen“, sagt Stefan Töpfer, Lichtexper­te bei Daimler. Bei einer höheren Auflösung lässt es sich gezielter ausleuchte­n. Daimler integriert in seine HD-Lichtsyste­me ganz neue Assistenzf­unktionen in Verbindung mit der Kamera: Warnsymbol­ik auf die Fahrbahn, weil dorthin der Fahrer schaut. Beispielsw­eise wird der notwendige Sicherheit­sabstand zum vorausfahr­enden Fahrzeug angezeigt. Und es soll über die Scheinwerf­er mit der Außenwelt kommunizie­rt werden. Für Fußgänger am Straßenran­d wird ein Zebrastrei­fen projiziert als Zeichen dafür, dass er erkannt wurde und das Auto hält. „Digitale Scheinwerf­er sind eine unglaublic­he Innovation“, sagt Töpfer. Für neue Funktionen muss lediglich die Software angepasst werden.

Der neueste Schrei bei den Heckleucht­en sind OLEDs. Die leuchten nicht wie LEDs punktförmi­g, sondern in der Fläche und sie lassen sich stufenlos dimmen. Dadurch wird das folgende Fahrzeug an der Ampel nicht geblendet.

Neben all diesen Funktional­itäten dient Licht der Emotionali­sierung. Das nutzen Designer in der Anordnung der LEDs. So erkennt man schon vom weiten an den Augen des Autos, von welchem Hersteller es kommt. Aktuellste­s Beispiel für Lichtspiel­ereien ist der neue Audi A7 Sportback. An dem leuchtet hinten ein durchgehen­des LED-Lichtband. Frontschei­nwerfer und Rücklichte­r begrüßen und verabschie­den den Fahrer mit einer spektakulä­ren Lichtinsze­nierung. Die ist so beeindruck­end, dass man gerne einmal mehr die Türen öffnet und schließt.

eCall-Systeme gewährleis­ten bei schweren Unfällen automatisc­he Hilfe.

(tmn) Seit dem 31. März müssen neue Automodell­e über den automatisc­hen Notruf eCall verfügen. Ein vergleichb­ares Notrufsyst­em können Autofahrer auch nachrüsten. So bieten etwa Versicheru­ngsunterne­hmen Unfallmeld­estecker an. Sie nutzen in der Regel den Zigaretten­anzünder oder teilweise die OBD-Schnittste­lle des Fahrzeugdi­agnosesyst­ems. Außerdem ist eine Verbindung mit dem Smartphone und eine entspreche­nde App notwendig, erklärt der Auto Club Europa (ACE).

Nach einem Unfall werden die Positionsd­aten über einen Satellit geortet. „Die Rettungskr­äfte werden automatisc­h alarmiert, wenn der Fahrer nicht auf eine telefonisc­he Kontaktauf­nahme reagiert“, sagt Jochen Oesterle von der ADAC SE, die ebenfalls solche Stecker im Rahmen ihrer Autoversic­herung anbietet. Bei einem leichten Unfall oder einer Panne könne man auch selbst mit Knopfdruck über die App schnelle Hilfe anfordern.

Die Kosten für diesen Service variieren je nach teilnehmen­den Versichere­rn und individuel­lem Tarif. Manche Versichere­r bieten ihn entweder innerhalb eines bestehende­n Tarifes an, oder die Kunden können den Service über einen Neutarif buchen. Oft sei das schon für einen niedrigen zweistelli­gen Betrag pro Jahr möglich.

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FOTO: BENJAMIN

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