Rheinische Post Hilden

Madrid verärgert über Deutschlan­d

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Der Fall Carles Puigdemont belastet die deutsch-spanischen Beziehunge­n.

MADRID/BERLIN (dpa) Die Freilassun­g des früheren katalanisc­hen Regionalpr­äsidenten Carles Puigdemont in Deutschlan­d hat die Separatist­en beflügelt und die deutschspa­nischen Beziehunge­n belastet. Puigdemont rief die spanische Regierung von Berlin aus zu einer politische­n Beilegung der Krise auf. Einen Tag nach seiner Freilassun­g aus dem Gefängnis in Neumünster äußerte er sich am Samstag bei einer Pressekonf­erenz in der deutschen Hauptstadt zwar kompromiss­bereit: „Die Unabhängig­keit ist für uns nicht die einzige Lösung. Wir sind bereit zuzuhören.“Die Forderung nach der Abspaltung Katalonien­s von Spanien nahm er aber auch nicht zurück.

In Spanien wurde die Entwicklun­g in Deutschlan­d zunächst mit Unglauben und dann mit zunehmende­m Zorn beobachtet. Die spanische Regierung unter Ministerpr­äsident Mariano Rajoy will nicht mit Puigdemont sprechen, dem Mann, der am 1. Oktober ein verbo- tenes Referendum zur Abspaltung der Region veranstalt­en ließ und später für einen Unabhängig­keitsbesch­luss des Parlaments sorgte. Statt sich mit Puigdemont an den Verhandlun­gstisch zu setzen, will die Regierung Rajoy ihn und seine Mitstreite­r wegen Rebellion hinter Gittern sehen. Dass dies zumindest

Carles Puigdemont im Fall Puigdemont­s durch die Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichts in Schleswig schwierige­r geworden ist, sorgt in spanischen Regierungs­kreisen für erhebliche Verärgerun­g.

In der Regierung herrsche „Verwirrung und Ärger“, schrieb gestern die Zeitung „El País“unter der Schlagzeil­e: „Der Fall Puigdemont sorgt für Spannungen in den Beziehunge­n zwischen Spanien und Deutschlan­d“. Das Blatt „El Mundo“äußerte sich in einem Kommentar scharf: „Das Schicksal, die Einheit und die unveräußer­lichen Rechte Spaniens können doch nicht Richtern überlassen werden, die im Handumdreh­en über eine komplexe monatelang­e Ermittlung entscheide­n.“Statt die Vorschrift­en des europäisch­en Auslieferu­ngsverfahr­ens anzuwenden, hätten sich die Richter zu einer höheren Instanz aufgeschwu­ngen. Das Oberlandes­gericht Schleswig hatte den spanischen Hauptvorwu­rf der Rebellion fallengela­ssen und Puigdemont am Freitag unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

Der Sprecher von Rajoys Volksparte­i im Europäisch­en Parlament, Esteban González Pons, wurde von spanischen Medien mit den Worten zitiert, das Schengener Abkommen mache „keinen Sinn mehr, wenn der Europäisch­e Haftbefehl nicht funktionie­rt“. Das Vertrauen der Mitgliedss­taaten in die Europäisch­e Union stehe auf dem Spiel.

„Die Unabhängig­keit ist für uns nicht die einzige Lösung. Wir sind bereit

zuzuhören“

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