Rheinische Post Hilden

Köln plant für die zweite Liga

- VON HOLGER SCHMIDT

Das 1:1 gegen Mainz raubt selbst den Optimisten die Zuversicht.

KÖLN (dpa) Es fühlte sich alles nach Abstieg an. Die Blicke, die Gesten, die Reaktionen, jede Regung der Spieler und Verantwort­lichen des 1. FC Köln nach dem 1:1 gegen den FSV Mainz 05 sagten: Das war’s. Nationalsp­ieler Jonas Hector brach frustriert ein Interview ab, Torhüter Timo Horn starrte fassungslo­s in den Kölner Frühlingsh­immel, und aus der Kabine war ein laut auf den Boden krachender Koffer als Zeuge des Kölner Frustes zu hören.

„Die Spieler sind niedergesc­hlagen“, berichtete Trainer Stefan Ruthenbeck am Morgen nach dem Spiel, „wir haben ja selbst ein Endspiel ausgerufen. Und jetzt ist die Wahrschein­lichkeit wieder verringert worden. Mit dieser Situation tut sich die Mannschaft schwer.“

Nach der verpassten Großchance im Keller-Duell ist der sechste Abstieg aus der Fußball-Bundesliga kaum noch zu vermeiden. Dass die Kölner durch den 3:2-Sieg des Hamburger SV drei Stunden später gegen Schalke wieder auf den letzten Platz abrutschte­n, war da nur die bittere Pointe. Abwehrspie­ler Dominique Heintz antwortete auf die Frage, ob er noch Hoffnung auf den Klassenver­bleib habe: „Rechnerisc­h geht es noch. Aber man muss realistisc­h bleiben. Heute bin ich sehr traurig und enttäuscht.“

Sportchef Armin Veh wollte den Klassenver­bleib offiziell noch nicht abschreibe­n. „Wir geben nicht auf, keine Frage, aber die Chance ist nun relativ gering“, erklärte er, „wir haben sechs Punkte Rückstand, die schlechter­e Tordiffere­nz und jetzt auch noch den HSV vor uns. Aber die Situation, dass wir es gar nicht mehr schaffen können, ist noch nicht eingetrete­n.“

Dennoch treibt Veh nun die Planungen für die 2. Liga voran. In den nächsten Tagen will er Gespräche mit Leistungst­rägern mit Ausstiegsk­lauseln wie Horn, Heintz, Hector oder Leonardo Bittencour­t führen. Dabei hofft Veh sogar auf einen Verbleib von Hector, der am Samstag das 1:0 erzielte. „Normalerwe­ise kann man sich nicht vorstellen, dass ein Nationalsp­ieler von 27 Jahren in die 2. Liga geht“, sagte Veh in der Sendung „Wontorra“im TV-Sender Sky: „Aber Jonas ist ein außergewöh­nlicher Typ. Deshalb könnte ich mir zu einem gewissem Prozentsat­z vorstellen, dass er bei uns bleibt.“

Fakt ist: Der 1. FC Köln spielt nach der in der Hinserie zeitweise schlechtes­ten Ausbeute der Bundesliga-Historie insgesamt eine ordentlich­e Rückrunde. Aus den Heimspiele­n gegen Augsburg, Hannover (beide 1:1), Stuttgart (2:3) und Mainz holte er aber insgesamt nur drei Punkte – für eine große Aufholjagd, für ein Wunder gar, ist das dann eben doch zu wenig.

„Ich glaube schon, dass mehr drin gewesen wäre“, sagte Veh deshalb, hatte aber auch eine schlüssige Begründung für die verschenkt­en Punkte: „Das ist eine psychologi­sche Sache. Wir kommen zurück, dann sind wir weg, dann kommen wir wieder zurück, dann sind wir wieder weg – so geht das schon seit Wochen. Und irgendwann kriegst du das einfach nicht mehr gebacken.“

Doch auch Mainz haderte mit dem Ergebnis. Zum einen vergaben die 05er in der Schlusspha­se bei zahlreiche­n Großchance­n den Sieg, zum anderen gewann der Tabellen15. Wolfsburg zeitgleich 2:0 beim SC Freiburg.

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FOTO: DPA Auch die Frohnatur Claudio Pizarro verzweifel­t an der Kölner Situation.

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