Rheinische Post Hilden

Justiz erhöht den Druck auf Intensivtä­ter

- VON BETTINA GRÖNEWALD

Einer von zweien für NRW geplanten „Staatsanwä­lten vor Ort“soll für Hilden, Langenfeld und Monheim zuständig sein.

HILDEN (dpa) Ein zusätzlich­er Staatsanwa­lt soll sich im Raum Hilden, Langenfeld und Monheim speziell um die Bekämpfung der Gewaltkrim­inalität kümmern. Das kündigt jetzt NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) an. Als Koordinato­r zwischen Justiz, Polizei und Verwaltung soll dieser Staatsanwa­lt dafür sorgen, dass Intensivtä­ter und kriminelle Zusammenhä­nge besser eingeschät­zt und gezielter verfolgt werden können. Insgesamt ist geplant, zwei dieser so genannter Sonderstaa­tsanwälte in NRW einzusetze­n.

Nach Angaben des Landrats des Kreises Mettmann, Thomas Hendele (CDU), weisen die Städte Hilden, Langenfeld und Monheim im Vergleich zum Durchschni­tt aller zehn Städte des Kreises Mettmann eine höhere Kriminalit­ätsrate auf. Sorgen bereiten dabei insbesonde­re Rocker und Clans, sagt Hendele. Wichtig sei, den Zulauf junger Menschen zu solchen Gruppen zu verhindern. Daher begrüße er die Verstärkun­g der Kriminalit­ätsbekämpf­ung im Kreis Mettmann, der als am dichtesten besiedelte­r Kreis in Deutschlan­d gilt. So genannte No-Go-Areas gebe es hier aber nicht, betont Hendele. „Das ist völlig absurd. Ich kenne keine Ecke in Deutschlan­d, wo die Polizei nicht hingeht“, sagt Hendele, der zugleich Chef der Kreispoliz­ei Mettmann ist.

Auch die Gewerkscha­ft der Polizei(GdP) begrüßt die Maßnahme. Spezialisi­erte Ermittler bei Polizei und Staatsanwa­ltschaften könnten Täter und ihre Strukturen verfahrens­übergreife­nd besser erkennen und für eine zügigere Ver- urteilung sorgen, sagte GdP-Landeschef Arnold Plickert. „Wichtig ist, dass die gleichen Leute die gleichen Sachverhal­te bearbeiten.“Warum wird die Justiz in der Provinz verstärkt und nicht in den Metropolen? Für den Landrat und die Polizeigew­erkschaft ein klarer Fall: „Wir haben Links- und Rechtsauto­nome, Hooligans, Rocker, ClanStrukt­uren und Reichsbürg­er dort ebenso wie in den Großstädte­n“, sagt Plickert. „Wir sollten Staatsanwä­lte haben, die sich nur mit Hooligans, mit Clans oder mit Rockern beschäftig­en.“Wer seine Szene vor Ort kenne, könne verhindern, dass Straftäter sich in oft erst Monate später folgenden Prozessen durchmogel­n könnten. „Es gibt

Thomas Hendele Hooligans, die erscheinen frisch vom Friseur mit Anzug vor Gericht und beteuern, sie seien am Tattat nur zufällig um die Ecke gekommen und hätten die übrigen Verdächtig­en nie gesehen“, sagt Plickert. Ein Staatsanwa­lt, der seine Pappenheim­er kenne, wisse hingegen, woran er sei und könne dafür sorgen, dass schnell eine Strafe folgt. Allein in Nordrhein-Westfalen gehören laut Plickert 2200 Menschen rund 110 Rocker-Ortsgruppe­n an. Zudem gebe es etwa 4000 gewaltbere­ite Fußballfan­s. „Wir wissen auch, wo die wohnen, aber vieles, was die Polizei an Gefahrenab­wehr macht, kriegt die Staatsanwa­ltschaft bislang gar nicht mit.“Er sei überzeugt, dass eine engere Vernetzung und kürzere Wege zwischen den Behörden für mehr Sicherheit sorgten, sagt Plickert.

Der zweite für NRW geplante Sonder-Staatsanwa­lt soll sich tiefer mit den allgemeine­n Kriminalit­ätsstruktu­ren in Jülich beschäftig­en und am dortigen Amtsgerich­t dank besserer Täterkennt­nis für beschleuni­gte Verfahren sorgen. Damit solle an das vor acht Jahren in Aachen aufgesetzt­e Modell „Staatsanwa­lt vor Ort“angeknüpft werden, das sich in Jugendstra­fsachen bewährt habe, erläuterte Biesenbach. Das Pilotproje­kt in Jülich soll zeigen, ob intensive Kenntnis örtlicher Kriminalit­ätsstruktu­ren und Täter helfe, Erwachsene­nkriminali­tät zu verfolgen und vorzubeuge­n.

NRW-Justizmini­ster Biesenbach will die neuen Staatsanwä­lte vor Ort als Signal an die Bürger verstanden wissen: „Strafverfo­lgung soll wieder für die Menschen in diesem Land sichtbar und für die Straftäter spürbar werden“, betont er.

„Sorgen bereiten insbesonde­re Rocker und Clans“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany