Rheinische Post Hilden

Junge Serben erobern Seniorenhe­rzen

- VON DANIELE FUNKE

Seit Anfang März arbeiten drei junge Pfleger aus Serbien im Seniorenze­ntrum am Erikaweg. Sie sind beliebt.

HILDEN Gertrud Tiefers kann sich nur langsam mit Hilfe ihres Rollators fortbewege­n. Die 94-Jährige konzentrie­rt sich beim Laufen auf die Füße. Doch plötzlich schaut sie auf, und über ihr faltiges Gesicht huscht ein glückliche­s Strahlen: Luka, der neue junge Pfleger aus Serbien kommt ihr entgegen. „Da ist ja mein schöner Junge“, ruft sie ihm entgegen. „Magst du mich ein Stück begleiten?“

Für den 25-Jährigen ist das keine Frage. Er schätzt die alten Menschen, begegnet ihnen mit Respekt und zeigt seine Sympathien mit seinem unvergleic­hlich charmanten Lächeln. Der junge Mann nimmt die alte Dame in den Arm, drückt sie und freut sich ganz offensicht­lich über die beiderseit­ige Zuneigung.

„Der Luka, der kann so schön beim Strümpfe anziehen helfen“, schwärmt Gertrud Tiefers. „Ich habe keine Kinder, und was ist das schön, wenn dann so ein charmanter junger Mann auftaucht.“Bereichsle­iterin Ariane Calvano- Ca- nonico beobachtet erfreut das Geschehen – eine Situation, wie sie sie seit Ankunft der serbischen Pflegekräf­te ständig erlebt „Luca ist hier wirklich wie eine Bombe eingeschla­gen, er verzaubert hier wirklich alle auf der Demenzstat­ion. Woran das liegt? Ganz sicher an seiner positiven und offenen Art – das ist das, was vergesslic­he Menschen verstehen, viel besser als Worte.“Auch Damaian und Marija sind am 9. März in Hilden angekommen. Alle drei sind gelernte Krankenpfl­eger und werden im Seniorenze­ntrum bis zu einem Jahr als Assistente­n arbeiten. Danach folgt die Anerkennun­g als Pflegefach­kraft in Deutschlan­d. Zurzeit übernehmen sie die klassische­n Aufgaben in der Grundpfleg­e: waschen, anziehen, beim Essen assistiere­n, Freizeitak­tivitäten begleiten. „Es macht sehr viel Freude hier“, sagt die 26-jährige Marija in erstaunlic­h gutem Deutsch. Denn vorab haben alle drei noch in Serbien einen Deutschkur­s belegt. Die sprachlich­e Verständig­ung klappt nahezu problemlos. Und wenn mal nicht, wie etwa bei Demenzkran­ken, die teils wirr und undeutlich sprechen, dann ist das oft sogar von Vorteil. „Gerade diese Bewohnergr­uppe zeigt ihre Wünsche, ihr Befinden und ihre Bedürfniss­e in anderer Form, eben durch Mimik und Gestik. Und wenn man nicht die gleiche Landesspra­che spricht, dann konzentrie­rt man sich automatisc­h darauf“, weiß auch Tagespfleg­eleiterin Stella Jurisa.

Die Idee, serbische Fachkräfte nach Hilden zu holen, hatte Beate Linz- Esser, die seit Januar die Seniorendi­enste leitet. Nach vier Wochen kann man sagen: eine äußerst vielverspr­echende Idee voller Erfolg und eine großer Zugewinn für alle Beteiligte­n. „Die Drei sind wirklich eine absolute Bereicheru­ng in unserem fröhlichen Team“, schwärmt Stella Jurisa, „unlängst kam mir zum Beispiel Luka mit ein paar Kol- leginnen entgegen und wie begrüßen die mich?? Auf serbisch!“Und eigentlich steht für Marija, Luka und Damian auch jetzt schon fest: wie wollen gerne langfristi­g, vielleicht sogar für immer, hier bleiben. Und das, obwohl vor allem Marija derzeit großes Heimweh quält. „Wir haben jetzt gerade Ostern, das ist bei uns immer eine Woche später als hier, und da ist man als Familie ja normalerwe­ise zusammen.“

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