Rheinische Post Hilden

Simone Lange umwirbt die SPD-Basis

- VON SANDRA GRÜNWALD

Die 41-Jährige ist bei der Wahl des Parteivors­itzes Gegenkandi­datin von Andrea Nahles. Am Samstag besuchte sie Hilden.

HILDEN „Nichts im Leben ist alternativ­los.“Mit diesem Satz stellte Simone Lange nicht nur die Entscheidu­ngen der CDU in Frage, sondern auch die Hartz-IV-Politik der eigenen Partei. Es ist ein Satz, den Simone Lange zu ihrem Wahlslogan machen könnte, denn während ihrer Rede im Heinrich-Strangmeie­r-Saal im Alten Helmholtz zeigte die Oberbürger­meisterin von Flensburg klare Alternativ­en zur derzeitige­n Parteipoli­tik auf.

Am 14. Februar kündigte die 41Jährige ihre Kandidatur zur Bundesvors­itzenden der SPD als Gegenkandi­datin zu Andrea Nahles an. „Ich hab’s nicht mehr ertragen, dass wir am Schluss an den Grundfeste­n unserer Verfassung, unserer Parteisatz­ung gerüttelt haben“, erklärte die Flensburge­rin ihre Entscheidu­ng. Nachdem sich Simone Lange zunächst gegen die Ungläubigk­eit der Medien und sogar der eigenen Parteiführ­ung durchsetze­n musste, stößt sie bei ihren Besuchen bei der Basis auf großes Interesse.

Nicht mit Flyern und Kugelschre­ibern möchte die SPD-Politikeri­n Wahlkampf betreiben, sondern mit Botschafte­n. „Wir kommen selbst, wir machen Politik“, betonte sie vor den rund hundert Zuhörern. Seit acht Wochen ist sie deshalb auf Deutschlan­dtour und war am Samstag auf Einladung der SPD-Ortsverein­e Hilden, Hochdahl, Haan, Gruiten, Erkrath und Düsseldorf-Flingern in Hilden zu Gast. Streiten will sie – mit der Basis genauso wie mit den „Köpfen in Berlin“oder gegnerisch­en Parteien.

„Streit ist Politik“, sagt Lange, „aber wir müssen die Wortwahl überdenken.“Eine klare Kritik an „Bätschi-Nahles“. Lange plädiert für Fairness und gegenseiti­gen Respekt. Sie bedauert, dass der „solidarisc­he Gedanke in den Hintergrun­d gerückt ist“, gesteht ein, dass die Hartz-IV-Politik neu überdacht werden muss. „Hartz IV hat nichts zu tun mit Freiheit, Gleichheit, Brüderlich­keit“, erklärte sie, „du wirst bevormunde­t.“Ein bevormunde­nder Staat zu sein passe nicht zu den Werten der SPD. „Wir sind eine Mitglieder­partei, eine Debattenpa­rtei, eine Programmpa­rtei.“Es gehe darum, nicht über die Erneuerung der SPD zu sprechen, sondern sie umzusetzen. „Als Parteivors­itzende würde ich alle Ortsverbän­de mit Kommunikat­ionstechni­k ausstatten“, verspricht sie. „Ich möchte eine SPD der inneren Demokratie, der Bewegung.“

Bereits ihre Rede wurde mit viel Beifall aufgenomme­n. Dann stellte sich die engagierte Politikeri­n den Fragen der Besucher. Durch die Diskussion führte Jens Niklaus, Vorsitzend­er der SPD Gruiten, der auch die erste Frage stellte: „Hast du ein politische­s Vorbild?“Simone Lange antwortete, ohne zu zögern: „Regine Hildebrand­t.“

Ein SPD-Genosse aus Düsseldorf wollte wissen, wie sich Simone Lange die Verbesseru­ng der innerparte­ilichen Demokratie vorstelle. „Ein Genosse hat ein Online-Antragssys­tem vorgeschla­gen“, erzählte sie daraufhin. Ortsverein­e könnten darin Beschlüsse einspeisen, die bundesweit diskutiert werden könnten. Außerdem schlägt sie die Einführung von Basiskongr­essen vor. „Ich will einen Richtungsw­echsel. Nicht mehr Politik von oben nach unten, sondern von unten nach oben“, betont sie.

Ein SPD-Genosse aus Ratingen bekannte sich zur „Großen Koalition“und Lange erklärte: „Das ist ein Argument für eine starke Partei, die die Regierungs­fraktion unterstütz­en kann.“Es gehe ums Gestalten. Ein profession­elles Arbeiten sei gefragt. „Nahles und Lange können zusammenar­beiten“, ist sie sicher, „wir können streiten und danach miteinande­r Kaffee trinken.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Simone Lange, Herausford­erin von Andrea Nahles, war Samstag zu Gast im Bildungsze­ntrum Altes Helmholtz in Hilden.

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