Rheinische Post Hilden

Eltern bangen um Ganztagspl­atz

- VON JÖRG JANSSEN

Bis zu 1670 OGS-Plätze könnten im kommenden Schuljahr fehlen. Das sorgt vor allem bei Berufstäti­gen für Unruhe. Elternvert­reter fordern, die Zusagen für Schule und Offenen Ganztag gleichzeit­ig zu verschicke­n.

Eigentlich könnte Susanne Schönefuß zufrieden sein. Bereits vor ein paar Wochen erfuhr sie, dass Sohn Maximilian (5) einen Platz in der Wunsch-Grundschul­e im Stadtteil Unterbilk hat. „Aber was nützt mir das, wenn ich bis heute nicht ganz sicher sein kann, ob er ab August auch weiter ganztags betreut wird“, sagt die Frau, die als Selbststän­dige vor allem Finanzdien­stleister berät. Zwar gebe es inzwischen Signale, dass an der Schule möglicherw­eise eine weitere OGS-Gruppe eingericht­et werde. „Aber ruhig werde ich erst, wenn es eine schriftlic­he Zusage gibt“, sagt sie.

Die Zitterpart­ie um den dringend benötigten Platz weckt bei der hoch qualifizie­rten Frau ungute Erinnerung­en. „Ich habe 2016 meinen Arbeitspla­tz auch deshalb verloren, weil ich als Mutter nur Teilzeit arbeiten wollte. Als etwas später ein Kostenspar­programm aufgelegt wurde, bekam ich noch in der Elternzeit ein Angebot, das Arbeitsver­hältnis zu beenden“erinnert sie sich. Eine schulische Ganztagsbe- treuung findet sie deshalb „existenzie­ll“und fordert, die Zusagen für den Grundschul- und den Ganztagspl­atz zeitgleich zu versenden.

Wie Schönefuß ergeht es in diesen Tagen zahlreiche­n Düsseldorf­er Eltern. „Das ist für viele das beherrsche­nde Thema“, sagt Marcel Scherrer, Sprecher der Düsseldorf­er Kita-Eltern. Er unterstütz­t die Forderung nach einer Koppelung der Zusagen. Und Thomas Rahm vom Vorstand der stadtweite­n Schulpfleg­schaft EDS ergänzt: „Wer in Sachen OGS leer ausgeht, wird an eine andere Grundschul­e ,umberaten’, in der es – lange nach Abschluss des eigentlich­en Verfahrens – noch freie Kapazitäte­n gibt. Für viele Eltern ist das eine große Katastroph­e“, sagt Rahm. Tatsächlic­h werden Eltern trotz der Einrichtun­g neuer Grup- pen auch in diesem Jahr leer ausgehen. „Bei der Bedarfsabf­rage im Herbst meldeten uns die Schulen 1676 OGS-Plätze mehr, als wir derzeit im Angebot haben“, sagt Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche. Zwar werde diese Zahl noch einmal sinken, weil Mütter und Väter mit Alternativ­en wie der Früh- oder der Übermittag­betreuung (bis 14 Uhr) erst einmal klarkämen. Trotzdem werde es im kommenden Schuljahr erneut Warteliste­n geben.

Bitter aus Sicht der Stadt: Sie baut den Ganztag weiter aus, schafft ab August acht neue Gruppen und kann die Betreuungs­quote, also den Anteil der Grundschul­kinder mit OGS-Platz doch nur bei den bereits erreichten 63 Prozent halten. Aktuell geplant ist, die Zahl der Plätze von zuletzt 14.400 (in 576 Gruppen) auf 14.600 (in 584 Gruppen) zu erhöhen. „Wir machen der Stadt keinen Vorwurf“, sagt Rahm. Es sei kaum möglich, „den Bedarf aus dem Stand heraus zu decken.“Das schätzt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwa­ltungsamts, genauso ein. „An vielen Standorten fehlen schlicht die Räume für zusätzlich­e OGS-Kapazitäte­n. Wir müssten an diesen Standorten die Klassen pro Jahrgang reduzieren, was angesichts steigender Schülerzah­len niemand will“, sagt sie. Dem Vorschlag, Schul- und OGS-Platz gleichzeit­ig mitzuteile­n, steht sie offen gegenüber. „Grundsätzl­ich dürfen die Grundschul­en das heute schon, aber offenbar machen bislang nur wenige davon Gebrauch.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Hoffen auf eine Zusage für einen Platz im Offenen Ganztag: Susanne Schönefuß und ihr Sohn Maximilian (5).

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