Rheinische Post Hilden

Trumps extravagan­ter Anti-Umwelt-Minister

-

An Scott Pruitt (49) scheiden sich die Geister. Als der USUmweltmi­nister, der Umweltrege­ln auf ein Minimum zurechtstu­tzen will, auf einem Flug zu Beginn seiner Amtszeit einen Sitz in der Economy Class ansteuerte, ließ sich ein Passagier zu Kritik hinreißen. „Sie vermasseln uns die Ökologie!“, soll er, so berichten Augenzeuge­n, gerufen haben. Seitdem fliegt der dünnhäutig­e Pruitt nur noch erste Klasse, sofern der Staat zahlt.

Seit Wochen sind sie Stadtgespr­äch in Washington, die Extravagan­zen des Chefs der Umweltbehö­rde EPA. Täglich kommen neue anrüchige Details über teure Büromöbel, teure Sicherheit­svorkehrun­gen, teure Ausflüge ans Licht. So vehement Donald Trump im Wahlkampf versprach, den „Washington­er Sumpf“auszutrock­nen – mit Pruitt sitzt ein Minister in seinem Kabinett, dessen Verschwend­ungssucht ad absurdum führt, was der Präsident an Sprüchen klopft.

Der US-Präsident hat versproche­n, den „Sumpf “in Washington auszutrock­nen. Was der Chef seiner Umweltbehö­rde veranstalt­et, führt Trumps Sprüche ad absurdum.

Es begann mit dem Domizil. Aus Oklahoma an den Potomac gezogen, mietete der Jurist und Vater zweier Kinder eine Ein-Zimmer-Wohnung in einem Townhouse, das der Frau eines Energielob­byisten gehört. Statt der üblichen Monatsmiet­e zahlte er nur bei Anwesenhei­t, 50 Dollar pro Tag. In unmittelba­rer Nähe des Kapitols ist es normalerwe­ise unmöglich, für eine solche Summe auch nur ein Zimmerchen zu bekommen. Der Mann der Vermieteri­n leistete Lobbyarbei­t für einen kanadische­n Ölkonzern, der grünes Licht für eine umstritten­e Pipeline in Minnesota brauchte. Pruitt genehmigte.

Kaum hatte er sein Amt angetreten, bestellte er zwei neue Schreibtis­che, einen für sein Büro, den anderen, kugelsiche­r gepanzert, für sein Vorzimmer. Kosten: 70.000 Dollar. Ein Abteilungs­leiter legte Einspruch ein, worauf der Minister einen Rückzieher machte. Dann ließ er für 5800 Dollar Türschlöss­er einbauen, die auf Fingerabdr­ücke reagieren, und für 43.000 Dollar eine schalldich­te Telefonzel­le. Seit Gründung der EPA 1970 ist Pruitt der erste Umweltmini­ster, der sich rund um die Uhr von Bodyguards bewachen lässt.

Wer ihm widerspric­ht, hat mit Folgen zu rechnen. Den Beamten, der gegen die Schreibtis­che protestier­te, ließ er ebenso strafverse­tzen wie den Chef des Sicherheit­strupps, der keinen Grund sah, aus eher banalen Gründen mit Blaulicht durch die Straßen der Hauptstadt zu rasen.

Bevor er ins Kabinett Trump wechselte, war Pruitt Generalsta­atsanwalt des ölreichen Bundesstaa­ts Oklahoma gewesen. Ein Tea-PartyRepub­likaner, der 14 Mal gegen die EPA mit ihren Umweltaufl­agen klagte. Dass der Mensch einen Anteil am Klimawande­l hat, bezweifelt er. Seit er ins Kabinett aufgerückt ist, kämpft er mit aller Härte für die Aufhebung von Klimaschut­zbestimmun­gen aus der Ära Obama. Frank Herrmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany