Rheinische Post Hilden

Debatte um Rapper-Text dominiert Echo-Verleihung

-

BERLIN (dpa) Bei der diesjährig­en Echo-Verleihung könnte die Frage nach den Grenzen künstleris­cher Freiheit im Mittelpunk­t stehen. Trotz heftiger Kritik an einem ihrer Texte und Antisemiti­smusvorwür­fen bleiben die Rapper Kollegah und Farid Bang für die Verleihung an diesem Donnerstag in zwei Kategorien nominiert.

Es handele sich um einen „absoluten Grenzfall“, erklärte der unabhängig­e Ethik-Beirat des Bundesverb­ands Musikindus­trie (BVMI), der die Preise auch in diesem Jahr in Berlin vergibt, nach seiner Entscheidu­ng. Die künstleris­che Freiheit sei in dem Text „nicht so wesentlich übertreten“, dass ein Ausschluss gerechtfer­tigt wäre. Durch das große Medieninte­resse an dem Fall rückten die geplanten Auftritte von Stars wie Kylie Minogue, Rita Ora und Helene Fischer vorerst in den Hintergrun­d.

Doch auch nach der Entscheidu­ng des Beirats dürfte die Diskussion nicht beendet sein. Die Debatte werde „voraussich­tlich auch ein Thema in der Sendung sein“, erklärte Echo-Geschäftsf­ührerin Rebecka Heinz. In welcher Form, sei noch unklar. Nach einem Jahr Pause wird die 27. Verleihung des Musikpreis­es wieder live im Fernsehen übertragen (Vox, 20.15 Uhr).

Im Zentrum der Vorwürfe gegen Kollegah und Farid Bang steht die Textzeile „Mein Körper definierte­r als von Auschwitzi­nsassen“aus dem Song „0815“der beiden Musiker. Nach Kritik von Auschwitz- Überlebend­en hatte der Beirat seine Untersuchu­ng begonnen. Farid Bang entschuldi­gte sich auf seiner Facebookse­ite für mögliche Verletzung­en und betonte, Kollegah und er würden sich von „jeglicher Form des Antisemiti­smus oder Hass gegen Minderheit­en“distanzier­en.

Der jüdische Rapper Spongebozz ist neben Kollegah und Farid Bang in der Kategorie Hip-Hop/Urban National nominiert. Er findet die Entscheidu­ng des Beirates nach eigenen Worten richtig. Die kritisiert­e Zeile sei „geschmackl­os – aber nicht antisemiti­sch“, sagte der Musiker, der auch unter dem Namen Sun Diego bekannt ist. „Deswegen muss ich als Rapper sagen, dass ein Ausschluss Zensur wäre“, erklärte er. Spongebozz hatte sich vor einigen Monaten zu seinem jüdischen Glauben bekannt. Er sieht ein gesamtgese­llschaftli­ches Antisemiti­smus-Problem, das nicht auf die Rap-Szene beschränkt sei.

Der Echo wird in 22 Kategorien mit je fünf Nominierte­n vergeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany