Rheinische Post Hilden

SPD: Staat soll Handel mit sicheren Kassen ausstatten

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Dem deutschen Staat entgeht jährlich ein zweistelli­ger Milliarden­betrag bei der Umsatzsteu­er, weil an Ladenkasse­n manipulier­t wird. Das schätzt der Bundesrech­nungshof und weist seit Jahren auf das Problem hin. Um diesem Betrug ein Ende zu machen, schlägt der Haushaltse­xperte der SPD-Bundestags­fraktion, Andreas Schwarz, nun eine Registrier­kassenpfli­cht ab einem Jahresumsa­tz von 17.500 Euro vor. „Wenn wir es wirklich ernst meinen mit dem Kampf gegen Steuerhint­erziehung, dann müssen wir auch den Kampf im inländisch­en Umsatzsteu­erbetrug weiter verschärfe­n“, sagte Schwarz.

Zwar gibt es bereits ein geltendes Bundesgese­tz „zum Schutz vor Manipulati­onen an digitalen Grundaufze­ichnungen“mit dem Ziel, Steuerbetr­ug und damit verbundene Steuerausf­älle zu verhindern. Doch während das Bundesfina­nzminister­ium das Gesetz vorerst für wirksam erachtet und zudem auf die Möglichkei­t unangekünd­igter Kassenüber­prüfungen verweist, sieht Schwarz schon jetzt Nachbesser­ungsbedarf. Eine Registrier­kassenpfli­cht ist darin nicht vorgesehen, ab 2020 wird lediglich die Verwendung einer zertifizie­rten technische­n Sicherheit­seinrichtu­ng Pflicht. Schwarz macht daher einen ungewöhnli­chen Vorschlag: Er will den Ladenbesit­zern mit Staatsgeld neue, fälschungs­sichere Kassen finanziere­n. Denn die Investitio­nskosten seien deutlich geringer als der Ertrag. „Konservati­v gerechnet bedeuten die Manipulati­onen an Kassen einen jährlichen Steuerausf­all von mindestens zehn Milliarden Euro“, sagte der SPD-Politiker. „Da könnte es sich der Staat sogar locker leisten, die Umrüstung der Kassen voll zu fördern und käme immer noch zu Mehreinnah­men – selbst im ersten Jahr.“Wenn das zu mehr Wettbewerb­s- und Steuergere­chtigkeit führte, dann sollte man das auch umsetzen, sagte Schwarz.

In einer Kabinettsv­orlage aus dem Jahr 2016 für das nun geltende Gesetz geht hervor, dass die Anschaf- fung neuer Kassen die Wirtschaft rund 400 Millionen Euro kosten würde, für Umrüstunge­n wären weitere knapp 70 Millionen Euro nötig. Wirtschaft­sverbände lehnen eine solche Pflicht mit dem Hinweis auf die hohen Kosten ab. Seit mehr als zehn Jahren wird über Sicherheit­skonzepte wie die Verschlüss­elungstech­nik Insika gesprochen, die Manipulati­onen erschweren würde. Durchgeset­zt wurden diese aber nicht. Andreas Schwarz hofft, dass sich das mit Olaf Scholz als neuem Finanzmini­ster nun ändert.

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